Die Zusammenkunft
wie in Vorfreude, »und nun legen Sie bitte beide Ihre Waffen beiseite.« Sie gehorchten, Glory Anson eine Spur rascher als ihr Partner. »Ich freue mich wirklich, Sie wiederzusehen, Mr. Daridov«, sprach Milton Banks dann weiter, und ganz ohne Arg ergänzte er: »Ich fürchte, Sie müssen zum Essen bleiben.« Er zwinkerte Daridov verschwörerisch zu.
Und Glory Anson drehte sich fast der Magen um.
*
Die Situation war absurd. Irreal wie ein Alptraum. Einer von der Art jedoch, das spürte Glory Anson, aus denen es kein Erwachen gab, bevor nicht das bittere Ende erreicht war .
Sie waren in die geräumige Wohnküche des McDermottschen Hauses geführt worden, nachdem die weißbekittelten Männer und Frauen wie Vieh in die Stallungen und sonstigen Wirtschaftsgebäude des Hofes gepfercht und eingeschlossen worden waren.
»Was soll das alles, Banks?« hatte Devan Daridov auf dem Weg zum Haus gefragt.
Milton Banks hatte gelächelt und gesagt: »Das muß Sie nicht interessieren, Mr. Daridov. Ich gehöre nicht zu jenen Bösewichten, die ihren Widersachern kurz vor deren Ende noch ihre Pläne minutiös darlegen. Sie wissen doch - ich bin eher ein . sagen wir, stiller Genießer.«
Jetzt saßen sie um den massiven Küchentisch. Carl Palmoy stand etwas abseits und hielt die nachgeladene Flinte auf die beiden Agenten gerichtet, denen man zwischenzeitlich Hände und Füße gefesselt hatte. Bei aller zur Schau gestellten Jovialität ging Milton Banks doch kein Risiko ein.
Er saß ihnen gegenüber und stellte nun seine Freunde vor, als säßen sie tatsächlich in Erwartung eines gemeinsamen Dinners beisammen, zu dem er eingeladen hatte.
»Carl Palmoy haben Sie ja bereits kennengelernt«, sagte Banks. »Dies hier -«, er deutete auf einen schmächtigen Mann mit öligem Haar und Basedow-Augen, »- ist Bazon Thorne, ein begnadeter Maler. Und hier haben wir -«, Banks zeigte auf den nächsten in der Runde, ein Typ mit dunklem Teint, der seine südländische Herkunft verriet, »- Anthony Portobello, einen Mann, der nach großer Macht strebt und in der Wahl seiner Mittel nicht eben zimperlich ist. Die Mächtigen dieser Welt beseitigen, um ihren Platz einzunehmen -das war sein Motto, und das wird es wohl wieder werden, nachdem wir jenen ungastlichen Ort namens Highgate Hall verlassen durften.«
»Wie haben Sie das geschafft?« warf Daridov ein. »Und warum ließ die Wirkung dieser Lydendorff-Methode nach?«
»Ich sehe, Sie sind bestens informiert«, stellte Banks anerkennend fest. »Nun, ehrlich gesagt, alles andere hätte mich enttäuscht. Ich kenne Sie, Mr. Daridov, besser, als Sie glauben.«
»Das ist keine Antwort.«
»Wer sagt denn, daß ich antworten möchte?« lächelte Banks. »Nur soviel sei Ihnen verraten: Eine Hand wäscht die andere ...«
»Wer Ihre Hände wäscht, Banks, holt sich so schmutzige Finger, daß er den Dreck nie mehr abbekommt!«
»Oh, glauben Sie mir, Mr. Daridov - es gibt Schlimmere als mich. Wahre Teufel gibt es da draußen.« Wieder lächelte er sein gönnerhaftes Großvaterlächeln.
Dann wandte er sich dem letzten seiner »Freunde« zu. Ein jungenhaft wirkendes Bürschlein, das wie verängstigt auf seinem Stuhl saß und dem das blonde Haar strähnig in die Stirn fiel.
»Das ist -«, begann Banks.
Daridov unterbrach ihn. »Ich weiß, wer das ist. Mitchell Laughlin.
Er hat seine Eltern umgelegt, weil sie ihm ein Leben lang den Arsch versohlt haben, und danach meinte er, zum Rächer aller mißhandelten Kinder werden zu müssen, indem er auch deren Eltern ermordete.«
»Ein guter Junge, nicht?« meinte Banks.
»Ansichtssache. - Für mich sieht es schlicht so aus, daß sich fünf der abartigsten Mörder Englands hier versammelt haben.« Devan Daridovs Blick wanderte von einem zum anderen und blieb schließlich an Milton Banks hängen.
»Und speziell in Ihrem Fall«, fuhr er mit eisigem Ton fort, »hätte ich mir gewünscht, daß Sie bei Ihrer Festnahme Widerstand geleistet hätten.«
»Damit Sie einen Grund gehabt hätten, mich zu erschießen?«
Daridovs Schweigen war Antwort genug.
»Nun, dann stellt sich mir die Frage, wer von uns beiden mehr der Barbarei verfallen ist«, meinte Banks. »Das heißt - sie stellt sich im Grunde nicht, sondern beantwortet sich schon selbst.«
Er wandte seinen Blick Glory Anson zu. »Wie ich sehe, haben Sie jemanden gefunden, der Sie über Ihren tragischen Verlust von damals hinwegzutrösten versteht.« Banks lächelte anzüglich.
»Wir sind Partner«,
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