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Die Zusammenkunft

Die Zusammenkunft

Titel: Die Zusammenkunft Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Lee Bauers
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sehen, die existierten, aber von den meisten Menschen verleugnet oder belächelt wurden.
    Ihre Seele war in der Zeit mit Karsten und nach seinem Tod gereift. Karsten, der noch eine gewisse Zeit bei ihr geblieben war, hatte ihr dabei geholfen und sie kannte genau den Zeitpunkt, an dem er sich verabschiedet hatte. Er hatte ihr sogar noch ein Geschenk gemacht, er war bei seinem Fortgang ganz dicht an sie herangetreten, hatte ihr einen großen Teil Leichtigkeit geschenkt, ihr eine Tür geöffnet und sie mit diesem Wissen stark gemacht für das, was sie noch in dieser Lebensspanne lernen musste.
    Genau dieses Wissen strömte jetzt wieder durch Sironas Körper, als sie auf der Wiese hinter ihrem Haus in eine dicke Decke gewickelt lag und sich die Sterne ansah. Und sie verlor ihre Angst, die Angst, die noch vor ein paar Stunden in dem kleinen Wald versucht hatte, sie zu besiegen. Gegen die Leichtigkeit, die Karsten ihr geschenkt hatte, und die nun, so zuverlässig wie immer, wenn sie in großer Not war, ihr Bewusstsein liebkoste, hatte Angst nicht die geringste Chance.

A luinn stutzte, als er den schweren Körper unter der Bettdecke entdeckte, der sonst um diese Zeit eigentlich aus dem Bad hätte kommen sollen. Etwas verunsichert stellte er das Tablett auf dem kleinen Nachttisch ab und wollte das Zimmer schnell wieder verlassen, als Darken sich umdrehte und ihn anstarrte. Aluinn sah die angeschwollene Nase, die sich blau verfärbt hatte. Darken blickte ihn an und sagte: »Sie ist zurückgekommen!«
    Aluinn zuckte zusammen, blinzelte, dann drehte er sich um und verließ das Zimmer.
    Darken wusste, dass Aluinn ihn nie wieder auf diesen Morgen ansprechen würde. Er warf die Decke zur Seite, schwang seinen schweren Körper aus dem Bett, duschte, kleidete sich an und wollte das Schlafzimmer schon verlassen, als er die beiden Visitenkarten auf dem Nachttisch entdeckte. Eigentlich brauchte er sie nicht mehr. Den Aufdruck hatte er sich schon längst eingeprägt.
    Er ging nicht direkt in sein Arbeitszimmer, sondern lief hinaus vor die Tür in das Wäldchen. Nach ein paar Metern wurde er von den Bäumen verschlungen und trat auf den Pfad, den er schon tausendmal gegangen war.
    Es waren eindeutig die Augen der goldenen Amazone gewesen, die er damals getötet hatte.
    Er dachte über das Licht nach, das er in der Oper wahrgenommen hatte , und dass er ihre Stimmungen spüren, ihr Glücksgefühl und ihre Panik fast hatte greifen können. Er glaubte nicht, dass sie wusste, dass sie ihm Signale sandte. Allerdings hatte sie ihn angestarrt, sie musste also ebenfalls irgendetwas gespürt haben. Wenn sie auf diese Art miteinander verbunden waren, dann war dies ein guter Grund, warum er sich lieber erst einmal von ihr fernhalten sollte.
    Dass er ihr nicht ewig aus dem Weg gehen konnte, war eine unumstößliche Tatsache, denn dass sie sich begegnet waren, war kein Zufall, sondern Bestimmung. Er erinnerte sich an die Prophezeiung: » … und wenn du weißt zu lieben, wird meine Seele dich erreichen und beherrschen, ist sie bereit, dich grenzenlos und mit Freiheit zu lieben.« Irgendetwas stimmte nicht, er wusste, er konnte nicht lieben, hatte nie geliebt. Wieso also hatte ihre Seele ihn dennoch erreicht?
    Darken war so in seine n Gedanken versunken, dass er nicht merkte, dass er schneller als sonst gegangen war und bereits einmal das ganze Grundstück umrundet hatte. Unwillkürlich verlangsamte er seinen Schritt. Er glaubte, dass er ihr gegenüber im Vorteil war. Er hatte Jahre damit zugebracht, darüber zu philosophieren, welchen Sinn seine Unsterblichkeit hatte.
    Er hatte unzählige Menschen getötet und Frauen ve rgewaltigt, um im Anschluss auch noch ihre Körper zu entweihen. Er hatte nie einen Funken Mitleid empfunden. Wenn er auf dem Schlachtfeld Blut geschmeckt hatte, war dieses Blut seine ganz persönliche Droge gewesen, unter der sein Körper noch stärker und noch brutaler wurde. Sex war für ihn immer ein willkommenes Mittel gewesen, um Frauen zu verletzen und sie zum Schreien zu bringen, bevor er ihnen auf dem Höhepunkt seiner Orgasmen die Kehle durchschnitt. Jeder, der seinen Namen kannte, gehorchte ihm, fürchtete ihn oder flüchtete vor ihm. Sein Name und sein Wille waren Gesetz. Bis zu dem Tag, als die goldene Amazone vor ihm auf dem Schlachtfeld stand und er sie tötete.
    Nachdem Aluinn ihn damals vom Schlachtfeld g eschleppt und wieder zusammengeflickt hatte, hatte sich sein Leben verändert. Er tötete immer noch, wenn die

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