Die Zusammenkunft
hatte, es ginge ihr besser, griff er u nter seine Jacke nach seinem abhörsicheren Handy.
Es war ihm egal, dass es in Kanada erst drei Uhr mo rgens war, das war wirklich scheißegal. Er brauchte jetzt alle Vollmachten, um sie vor sich selbst zu schützen, und er war sich ziemlich sicher, dass er diese Vollmachten auch bekommen würde.
Jetzt zählte jede Sekunde!
Es war lange her, seit er die Stimme seines Königs gehört hatte, und doch erkannte er sie sofort. Ihm lief ein Schauer über den Rücken, denn Darken hatte Macht, viel Macht, und diese Macht strahlte auch seine Stimme aus.
Er hielt sich an die Fakten, gab die Analyse seiner Beobachtungen weiter und teilte dann umgehend seinen Plan mit. Wie er sich an Sirona, seine Königin, heranpirschen wollte, um sie möglichst dicht an sich zu binden, um sie besser überwachen und mit anderen Eindrücken ablenken zu können. Ganz bewusst sprach er nicht ihren Namen aus, sondern nannte sie »Eure Königin«. Er durfte in Darken nicht den geringsten Zweifel an seiner Loyalität zum Königshaus aufkommen lassen.
Nachdem Darken ihm ohne Unterbrechung zugehört hatte, antwortete er: »Ich vertraue dir das Leben meiner Königin an, noch ist sie schwach und hilflos und ich wü rde ihr nur schaden. Du wirst mit deinem Leben bezahlen, wenn du sie nicht ohne eine Schramme nach Castello Del Guardiano Della Spada schaffst. Ich werde dich anrufen, wann immer es mir beliebt, und wage es nicht, dich von deinem Telefon zu entfernen.«
Damit brach die Verbindung ab.
Paul hatte von der ersten Minute an gewusst, wen er vor sich hatte. Sirona Kern war die zukünftige Königin der Bruderschaft, die zweite Hälfte des Königs, dem er uneingeschränktes Vertrauen und Loyalität entgegenbrachte.
Für seinen König würde er sterben, genauso wie für seine Königin, und er war stolz darauf. Jetzt machte er sich jedoch Sorgen um seine Königin und er fühlte sich hilflos. Er liebte diese Frau, wie man nur eine Königin lieben konnte. Diese Liebe war nicht sexueller Natur, einer solchen Liebe wäre er nie würdig gewesen. Er mus ste sie schützen, um jeden Preis.
Paul rief Freddie an und weihte ihn in seinen Plan ein.
Dann war er zurück ins Büro gegangen und hatte gewartet, bis sie zurückkam. Das hatte ihm Zeit gegeben, sich seine Worte zurechtzulegen, und sie war sofort auf seine Bitte eingegangen, sich mit ihm unten zu treffen.
Er durfte jetzt keinen Fehler machen.
Nachdem Paul das Büro verlassen hatte, stand Sirona auf. Lora war mit ihrem Kaffee zurückgekommen und schon wieder in ihre Arbeit vertieft. »Ich habe unten ein Meeting, Lora, du hältst die Stellung?« Lora nickte nur, ohne aufzublicken.
Paul saß an der Mittelsäule am anderen Ende des Raumes, vor ihm auf einem kleinen Tisch zwei Tassen mit heißem Cappuccino. Sein Kopf hing zwischen den Schultern, als ob er ein schlechtes Gewissen hätte und auf eine Tracht Prügel wartete. Sirona runzelte die Stirn. Was hatte er nur? Sie setzte sich auf den Hocker neben ihn, schob die Tasse von sich weg. Als er den Kopf hob, sah sie ihm direkt in die Augen. »Was ist los?«
Er schien sich zu sammeln und griff nach seiner Tasse. »Ich habe ein Problem, eigentlich habe ich zwei Probleme«, er holte tief Luft. »Es ist mir unangenehm, aber ich fange mal mit dem kleineren Übel an. Meine Firma hat mich beauftragt, Unstimmigkeiten in Abrechnungen zu finden, die in unserer italienischen Firma aufgefallen sind. Ich soll bereits am Montag in Rom eintreffen und so eine Art interne Revision durchführen. Natürlich nicht offiziell, die Kollegen vor Ort sollen keinen Verdacht schöpfen. Da ich auf dem Gebiet noch nicht so lange aktiv bin und man mich wohl mehr wegen meiner guten Sprachkenntnisse ins Visier genommen hat, hat man mir zugestanden, dass ich fachliche Unterstützung mitbringen darf. Im ersten Moment habe ich an Lora gedacht, aber ich befürchte einfach, dass sie es falsch auffassen würde. Lora ist wirklich ein lieber Mensch, aber ich möchte keine falschen Hoffnungen in ihr wecken. Außerdem halte ich Sie, Sirona, für den absolut besten Analysten, der mir je begegnet ist. Es ist vielleicht unfair, aber ich beziehe mich jetzt auf unser Gespräch am Samstagabend in Ihrem Garten. Seit diesem Abend hat unser Verhältnis, nun, mit Ihnen kann ich offen sprechen, ohne jedes meiner Worte genau abwägen zu müssen. Und Sie sind einfach eine Koryphäe auf dem Gebiet.«
Sirona sah ihn an. »Paul, jetzt fahren Sie mal bitte wieder eine
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