Die Zusammenkunft
komisch zu gucken, ich bin doch mit Eric zusammen.«
»Oh ja, ich vergaß Eric, mit dem du seit drei Wochen nicht mehr gesprochen hast. Eine ganz ernste Sache.«
Kim verzog das Gesicht.
»Ich muss aber noch vorher mit dir reden. Paul und ich müssen Sonntag nach Italien fliegen, um dort die Kollegen vor Ort zu unterstützen.«
»Oh, kann ich mit? Ich liebe Italien!«
»Kim, du warst noch nie in Italien«, stöhnte Sirona.
»Egal! Kann ich mit?«
»Zum einen hast du Schule, außerdem muss ich den ganzen Tag arbeiten. Ich bin nicht zu meinem Vergnügen dort und du musst nicht überall dabei sein. Oder soll ich heute Abend mit auf die Party kommen? Paul und ich könnten dann mal wieder so richtig abrocken. Was meinen Sie, Paul, hätten Sie Lust?«
»Mama, für eine Party bist du doch nun wirklich zu alt!«
»Danke, mein Schatz, ich liebe dich auch!«
Keine halbe Stunde später waren nicht nur die Chipstüten aus dem Vorratsschrank verschwunden, so ndern auch Kim weg. Schön, dann war also heute kinderfrei. Paul erzählte Anekdoten aus seinem Leben in dem Indianerreservat und bevor sie sich versahen, war es bereits dreiundzwanzig Uhr.
Sie räumten gemeinsam den Tisch ab, Paul vera bschiedete sich und ging auf sein Zimmer; Sirona stellte noch die Spülmaschine an. Sie fühlte sich nach diesem Abend wirklich gut, obwohl, irgendwie hatte sie Angst ins Bett zu gehen.
Sie ging hoch, die Tür zu Pauls Zimmer war geschlo ssen. Sie hörte die Dusche in seinem Bad und ging dann in ihr eigenes, um sich ebenfalls dem warmen Wasser ihrer Dusche hinzugeben, bevor sie sich in ihr Bett kuschelte.
Eine halbe Stunde später war sie eingeschlafen.
Paul stieg aus dem Bett. Normalerweise schlief er nackt, aber instinktiv hatte er die Shorts angelassen. Er hasste alle Arten von Schlafbekleidung, aber in den kommenden Nächten würde er nicht auf sie verzichten.
Alles war still. Leise öffnete er Sironas Schlafzimme rtür und ließ seine eigene, die der ihren gegenüber lag, weit geöffnet, damit ihm kein Geräusch entging, dann legte er sich wieder hin.
Er schloss die Augen, wohlwissend, dass er sich in den nächsten Tagen nur leichten Schlaf gönnen würde. Er war darauf trainiert, seinen Schlafrhythmus den Gegebenhe iten anzupassen und hätte problemlos eine Woche ohne Tiefschlaf auskommen können.
D ann kamen sie wieder, diese Träume. Sie begannen mit einem gleißenden Licht, so als würde man die Augen aufreißen und unvermittelt direkt in die Sonne sehen.
In seiner Mitte war das Licht blendend grell, an den Rändern ging es über in verschwommen weiche Goldtöne.
Aus der Mitte des Lichtkreises trat eine Frau, engel sgleich, ohne Flügel, mit einem glänzenden, in Goldtönen schimmernden Schild. Ihre Augen waren hellblau und strahlend, und von ihr ging so viel Liebe und Güte aus, dass Sirona sich ihr ohne zu überlegen hingeben wollte.
Im Hintergrund erklang Musik, und die Frau sprach: »Das ist Weißmagie, das ist Göttlichkeit. Du musst dich nicht wundern, du hast es doch gewusst.« Sie lächelte. »Denn du bist der Lichtmensch, der die Macht hat, zu herrschen, ohne sich selbst zu verlieren, sei mutig und tapfer und du wirst deine zweite Hälfte finden.«
Das Bild veränderte sich und plötzlich blickte Sirona in ihr eigenes Spiegelbild. Hinter ihr verdunkelte sich der Lichtkreis, der Hintergrund wurde fast schwarz und wie aus dem Nichts erschienen Augen, dunkle, blaue Augen. Das Licht verschwand und plötzlich spürte sie sie wieder, diese Schmerzen in der Brust, die Schmerzen in ihrer linken Seite, den Geschmack von Blut auf ihren Lippen.
Sie öffnete den Mund. »Neeeeeiiiin !«, schrie sie aus Leibeskräften.
Etwas drohte sie zu erdrücken. Sie riss sich unter dem Druck los, fühlte warme Hände auf den Schultern, die sie niederzwangen, dann hochrissen, dann festhielten. Sie schlug um sich, konnte sich nicht wehren, viel zu fest war der Griff.
Dann die Worte, die an ihre Ohren drangen: »Sirona, ganz ruhig, ganz ruhig, ich bin da und werde Sie beschützen, haben Sie keine Angst, leise, ganz ruhig.«
Sie riss die Augen auf, es war dunkel. Dann begriff sie, dass jemand auf der Bettkante saß und sie fest im Arm hielt.
Sie kniff die Augen zusammen und erkannte die Stimme. Erst jetzt verlangsamte sich ihr Atem und der Griff lockerte sich. Sie tastete nach dem Lichtschalter und blinzelte in die ruhigen braunen Augen von Paul Bennet.
S ie stöhnte, überprüfte, ob irgendwo Blut sei, konnte aber keines
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