Die Zusammenkunft
edanke der Ewigkeit.«
Sie ließ Wasser in die Vase laufen, nahm ihm die L ilien aus der Hand, schnitt sie an und arrangierte sie so, dass sie etwas unordentlich in alle Richtungen fielen.
»Gibt es Blumen, die Ihnen noch mehr bedeuten?«, fragte Paul.
»Große weiße, dickbauchige Rosen, die mit dem leichten zartaltrosa Kranz am oberen Blütenrand. Aber das Wichtigste an der Rose ist immer ihr Duft. Rosen, die nicht duften, leben nicht.«
»Hey, bin wieder da!« Rums, da knallte die Haustür und Kim stand vor ihnen. »Boah, Mama, das war so geil, wir haben bis heute Morgen um fünf Uhr Filme geguckt und dann fing Lilli an zu kotzen.«
»Ich finde, du siehst ganz schön fertig aus«, rügte S irona.
»Hallo Paul, oh, sind die Blumen für mich?« Kim wa rtete erst gar keine Antwort ab, grinste nur und meinte: »Ach Paul, das wäre doch echt nicht nötig gewesen.« Sie warf ihm einen koketten Blick zu und sagte dann, an Sirona gewandt: »Ja, fühl mich auch ganz schön kaputt. Am besten schlafe ich eine Runde.«
»Oh, ich hatte gehofft, du machst mit uns eine Fah rradtour, ich fliege doch morgen schon und dann sehen wir uns die ganze Woche nicht.«
Kim ließ die Schultern sinken. »Paul, können Sie sich nicht um meine Mutter kümmern? Das wäre wirklich total super von Ihnen! Danke!« Sie zwinkerte Paul zu und rannte , ohne sich noch einmal umzusehen, die Treppe hoch.
Sirona sah Paul an. »Das ist doch jetzt nicht wahr, oder?«
Er lächelte. »Ich fahre gern mit Ihnen Fahrrad, wenn Sie möchten. Ich habe heute noch nichts vor und ein bisschen Bewegung nach der ganzen Woche im Büro tut uns beiden vielleicht gut.«
Sie fuhren erst um die nahe gelegenen Seen und Sirona zeigte ihm die Umgebung, die anliegenden Wälder und die Fußgängerzone. In einem kleinen Eiscafé bestellten sie einen Eisbecher. Paul schien Lippstadt zu gefallen und sie erzählte ihm von ihrem Exmann, den sie in Spanien kennengelernt hatte und für den sie von Berlin hierher umgesiedelt war. Sirona fand, dass Lippstadt Charme hatte, es war nur eine Autostunde bis Hannover und eine Dreiviertelstunde nach Dortmund. Das Sauerland mit seinen Skigebieten lag direkt vor der Tür. Hier war alles so schön überschaubar. Wenn sie viel arbeiten musste, musste sie keine Angst um ihre Tochter haben, keine Angst vor Gangs, an die sie geraten könnte. Lippstadt hatte ihr von Anfang an ein gutes Gefühl gegeben, auch wenn es etwas konservativ war.
Nach ihrem Eis schoben sie ihre Räder durch die Stadt und bummelten an Schaufenstern vorbei. Paul hielt etwas Abstand zu ihr und sie genoss es, dass er da war, ohne ihr zu nahe zu kommen. Auch erwähnte er mit keinem Wort die Geschehnisse der letzten Nacht. Sie war ihm dafür wirklich dankbar.
Als sie am frühen Abend wieder zu Hause ankamen, saßen Kim, Lilli und Lillis Brüder im Pool und tranken Cola. Omma hatte vorausschauend ein Jumbopacket Bratwürstchen besorgt, damit die ewig hungrige Jugend abgefüttert werden konnte. In lustiger Runde ging dieser Abend etwas früher zu Ende. Sirona wollte noch packen, und Paul musste vor dem Abflug bei einem Kollegen vorbeifahren, um wichtige Unterlagen abzuholen. Da dieser irgendwo in den neuen Bundesländern wohnte, würden sie ab Berlin fliegen.
Im Bad nahm sich Sirona etwas mehr Zeit als üblich, epilierte die Beine und rasierte Achseln und Bikinizone. Dann cremte sie sich nach der Dusche sorgfältig ein und massierte ausgiebig ihre Füße, bevor sie sich schließlich sorgfältig die Fingernägel mit farblosem Lack lackierte. Nachdem sie gepackt hatte, stieg sie ins Bett.
Eine Weile hockte sie noch auf der Bettkante und sagte dreimal hintereinander ihr Mantra auf. Sie dachte an Claire, die ihr einmal so viel Mut und Stärke bescheinigt hatte, und hoffte inständig, diese Nacht ruhig durchschlafen zu können.
Sie stand auf einem Berg und sah an sich herunter. Ihr ganzer Körper strahlte und sie fühlte sich frei und stark.
Am Fuße des Berges stand, den Kopf gesenkt, ein Mann. Er war groß, sehr groß, und in seiner Hand hielt er ein Schwert. Er atmete schwer, dann hob er seinen Kopf und schaute direkt in ihre Augen.
Seine dunklen, blauen Augen durchbohrten sie geradezu, kalt und boshaft. Plötzlich stand er direkt vor ihr. Sie schlug mit dem Schwert auf ihn ein und spürte, wie sein Messer in ihre Brust drang, wie ihr Atem nur noch stoßweise ging, hörte das Röcheln aus ihrer Kehle, als sich die Luft in ihrer Lunge mit ihrem Blut mischte. Keuchend
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