Die Zusammenkunft
zeigte, und entgegnete: »Du forderst Tribut, also denkst du, ich habe mich bereits unterworfen!«
Sirona, die ihre Schwertspitze auf ihn gerichtet hielt, blieb stumm, zog jedoch eine Augenbraue etwas nach oben, was einer Zustimmung gleichkam. Da machte er einen Schritt auf sie zu, und die Spitze ihres Schwertes berührte seine Brust. Er sah ihr in die Augen, ging noch einen Schritt vor. Wenn Sirona dem Druck standgehalten hätte, wäre das Schwert tief in seinen Brustkorb eingedrungen, so jedoch drang nur die äußerste Spitze durch seine Haut.
Sirona zog das Schwert nicht zurück, auch nicht, als sie am Rand die hellrote Verfärbung unter seinem weißen Shirt erkannte. Sie ließ seinen Blick los und sah auf die Wunde. Das Blut breitete sich immer weiter aus . Das Rinnsal, das an seiner Brust herunterlief, zeichnete eine rote Line auf dem weißen Stoff.
»Warum stichst du nicht zu?«, fragte er höhnisch.
»Ich will dich nicht töten, denn ich bin nicht wie du. Aber ich werde mich zu verteidigen wissen, wenn du ve rsuchst, mich oder die Meinen zu töten.« Mit diesen Worten drehte sie die Schwertspitze langsam um 90 Grad in der kleinen Wunde und zog es dann heraus.
Die Größe der Wunde hatte sich verdreifacht. Er stöhnte auf und griff sich ans Herz. Sirona drehte sich um und ging mit ihrem blutigen Schwert auf Taamin zu, der nicht das kleinste Anzeichen von Fluchtbereitschaft zeigte.
»Gib mir den Schlüssel!«, befahl sie. Er zog ihn aus der Hosentasche und gab ihn ihr, ohne den Blick von ihr zu nehmen. Sirona warf das Schwert auf die Rückbank des Wagens. Taamin löste sich aus seiner Starre und trat aus dem Schatten des Hauses hervor.
»Lasst mich fahren, Herrin, ich versprach, Euch auch in Zukunft zu beschützen.« Sie drehte sich zu ihm um.
»Sehe ich aus, als wenn ich Eures Schutzes bedarf? Es gibt keinen Grund mehr, Euch zu vertrauen!«
»Doch, den gibt es, denn ich gab Euch Schutz, als Ihr ihn nötig hattet, und ich brachte Euch hierher, damit Ihr Euch jetzt selbst schützen könnt. Aber glaubt mir, Euer Weg ist noch nicht zu Ende.«
Sie sah ihn scharf an. »Ihr dient ihm, wie könnt Ihr dann loyal zu mir stehen?«
Taamin zuckte zusammen, dann trat er auf den Mann mit der blutenden Brust zu, fiel vor ihm auf die Knie und sagte: »Herr, lasst mich gehen, befreit mich von allen Gelübden und lasst mich dieser Frau dienen.« Er senkte wartend den Kopf.
Der Mann antwortete: »Wer sich von mir lossagt, stirbt. Das ist Gesetz.« Dann hob er sein Schwert.
»… und ich werde mich zu verteidigen wissen, wenn du versuchst, mich oder die Meinen zu töten«, sagte Sir ona mit klarer, lauter Stimme. »Und wage es nicht, das Tor verschlossen zu halten, wenn ich jetzt mit ihm fahre.«
Taamin nutzte den Augenblick, um auf die Beine zu kommen.
Der Fremde ließ sein Schwert sinken. Seine ganze Brust war mittlerweile in tiefes Rot getränkt. Es war nur noch eine Frage der Zeit, wann ihn das Gefühl von Schwäche in die Knie zwingen würde.
Taamin stieg hastig auf der Beifahrerseite ein, und S irona startete den 911er, wendete so energisch, dass die Kieselsteine unter den Reifen zur Seite spritzten. Im Rückspiegel konnte sie beobachten, wie der Mann, den sie nun schon zum zweiten Mal besiegt hatte, sich im aufgewirbelten Staub schwer auf sein Schwert stützte und wie der kleine Diener auf ihn zugelaufen kam. Sirona fuhr schnell, und das Tor tauchte vor ihnen auf. Sie machte eine Vollbremsung, als sie es sah. Sie stieg aus, ging darauf zu und zeichnete, soweit ihre Größe es zuließ, das auf der Innenseite des Tores eingelassene Bildnis mit den Fingern nach. Zwei Schwerter, das eine golden, das andere schwarz, beide Schäfte gebildet aus Schlangen, das eine Auge blau im goldenen Schwert, das andere rot im schwarzen Schwert. Die Schäfte ergaben eine in sich verbundene Linie, als wären sie einmal eins gewesen und ungewollt getrennt worden.
Sirona trat ein paar Schritte zurück, um beide Schwe rter in ihrer Gesamtheit zu betrachten. Sie ging zurück zum Wagen, das Tor öffnete sich geräuschlos und sie fuhren hindurch, auf die Straße zurück, in die Richtung, aus der sie gekommen waren.
Nach ein paar Minuten schweigsamer Fahrt fragte S irona: »Wie ist sein Name?«
»Sein Name ist Darken.«
»Darken«, wiederholte sie flüsternd, dann trat sie aufs Gas und trieb den Wagen bis an seine Grenzen.
E r blickte ihr nach und er sah den Blick, mit dem sie ihn durch den Rückspiegel beobachtete. Seine Brust
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