Die Zusammenkunft
schmerzte und seine Kleider waren durchdrungen von seinem Blut. Er wusste nicht, ob er sie verloren hatte; der Gedanke daran, dass es so sein könnte, schmerzte mehr als diese verdammte Wunde. Er hatte gewusst, dass sie ihn nicht töten würde, aber er hatte auch nicht damit gerechnet, dass sie ihn verletzen würde.
Aluinn lief auf ihn zu, versuchte ihn zu stützen, als ob er in der Lage gewesen wäre, Darken auch nur annähernd auffangen zu können, wenn er gestürzt wäre. Aber es war die Geste, die hier zählte.
»Das Tor, Aluinn, du musst das Tor öffnen, ich will sie nicht aufhalten.«
»Ja, Herr, ich werde das Tor öffnen, wenn Ihr im Haus und in Sicherheit seid.«
Aluinn begleitete Darken in sein Büro, um ihn vor se inem Schreibtisch auf den Stuhl zu setzen. Auf dem Monitor war das geschlossene Tor zu sehen, der Porsche stand bereits davor. Darken drückte den Knopf, um das Tor zu öffnen. Der Wagen fuhr fort.
In dem Moment, als er sie damals in der Oper gesehen hatte, hatte er ihre Stärke und Präsenz gespürt. Später, hinter dem Hotel, hatte er ihren Kampfgeist erlebt. U nwillkürlich strich er sich über die Nase. Aber was er heute gesehen hatte, überstieg seine Erwartungen. Mit bloßer Willenskraft hatte sie ihr Schwert zu sich gerufen. Ein Schwert, dessen Existenz ihr nicht bekannt sein durfte, es sei denn, der unbewusste Teil ihres Geistes, der bis jetzt in ihr geschlummert hatte, war erwacht.
Er konnte nicht einschätzen, wie stark dieser Teil ihres zweiten Ichs war. Aber er wusste, dass er sie jetzt, da sie selbst einen Teil ihrer Magie zu spüren bekommen hatte, nicht mehr unterschätzen durfte. Er hatte sie nicht erschaffen, sondern nur zum Leben erweckt. Es war das erste Mal seit 2070 Jahren, dass er es geschafft hatte, sie zu finden, bevor sie sich ihm durch den Tod entziehen konnte, und er wollte sie nicht noch einmal verlieren, koste es sein Leben.
Aluinn kam mit einer Schüssel und Verbandszeug he rein. Darken zog das Shirt aus, das schwer und nass war. Die Wunde war größer als er vermutet hatte. Nachdem sie desinfiziert und verbunden war, ging Darken nur mit dem Verband über der Brust hinauf in sein Schlafzimmer. Dort prangte neben der Tür ein leeres Schwerthalfter an der Wand. Das linke Flügelfenster war zerschlagen, aber es lagen keine Scherben im Raum.
Er entledigte sich seiner restlichen Kleidung und ging ins Bad, um sich vorsichtig zu reinigen. Um die Wunde machte er sich keine Gedanken, sie würde spätestens in drei Tagen verschlossen, wenn auch nicht verheilt sein. Er legte sich auf das Bett, der Blutverlust machte ihm zu schaffen.
Er schloss die Augen und dachte an Sirona, wie sie vor ihm gestanden hatte. Wie sie Taamin ins Gesicht geschl agen hatte, wie sie mit ihrer bloßen Stimme erst Taamin und dann auch ihn beherrscht hatte.
Er dachte an ihren Blick, als sie ihm drohte und als sie ihm sagte, dass sie ihn nicht töten wolle. Er erinnerte sich daran, dass er keine Überraschung in ihren Augen en tdeckt hatte, als sie sich zu ihm umwandte.
Sie war wunderschön, stark und leidenschaftlich, sie strahlte trotz ihrer Wut Liebe und Sanftmut aus. Er selbst war zu Beginn seiner Existenz ein Mann der Hölle gewesen; aber jetzt, bevor er einschlief, betete er darum, dass ihr nichts geschah. Er hatte keinen Einfluss auf ihre Sicherheit. Und er betete dafür, dass sie zu ihm zurückkehrte. Er war erleichtert, dass sie verhindert hatte, dass er Taamin den Kopf abschlug. Wenigstens konnte er sicher sein, dass sie Schutz haben würde, sollte sie ihn benötigen.
Innere Ruhe machte sich in ihm breit, eine Ruhe, die er nicht kannte und die ihm gut tat, eine Ruhe, die ihm für einige Stunden Frieden gab.
S irona fuhr sehr schnell, während die Musik von Hans Zimmer aus den Boxen dröhnte. Sie und Taamin hatten kein Wort mehr miteinander gewechselt, seit sie nach Darkens Namen gefragt hatte.
Plötzlich entdeckte sie einen landwirtschaftlichen Weg, der in ein kleines Waldstück abzweigte, und machte eine Vollbremsung.
Der Wagen schlingerte, kam aber dann zum Stehen. Sie schaltete den Gang herunter und fuhr zügig in den Waldweg ein. Als sie die Straße nicht mehr sehen konnte, hielt sie an und stieg aus. Sie ging um den Wagen herum und riss die Beifahrertür auf. »Aussteigen!«
Taamin gehorchte, schloss die Tür hinter sich und ric htete sich auf. Er überragte sie fast um einen ganzen Kopf, was sie aber nicht mehr im Geringsten einschüchterte, und das schien er zu
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