Die Zusammenkunft
Augen funkelten hell, nicht ängstlich, sondern sicher, frei und stark. Ihre Körperhaltung drückte Stolz und gleichzeitig eine Warnung an ihn aus, jetzt keinen Fehler zu machen.
A ls er einen halben Meter vor ihr stehenblieb, traute sie sich nicht mehr zu atmen. Dann streckte er ihr die Hand entgegen und sie bot ihm den Handrücken für einen Handkuss an.
Sirona wusste nicht, woher sie diese Geste kannte, es geschah mechanisch. Er ergriff ihre Hand, deutete einen galanten Kuss an, ließ sie aber danach nicht wieder los.
Sie schluckte. Durch den Handschuh spürte sie die Hitze seiner Berührung und war froh, dass hier nicht Haut auf Haut traf. Den Blick in ihre Augen versenkt, legte er ihre Hand auf seine n Unterarm. Dann beugte er sich vor und flüsterte ihr ins Ohr: »Ich freue mich, dass Sie meiner Einladung gefolgt sind. Ich hoffe, Sie haben Ihr Schwert zu Hause gelassen.«
Sirona wurde ein Stück größer, als sie antwortete: »Mir ist bewusst, dass es sich bei unserem letzten Aufe inandertreffen nur um einen Scheinsieg für mich gehandelt hat, aber rein vorsorglich, falls Sie meinen, sich wieder einmal aufspielen zu müssen, habe ich mein Schwert selbstverständlich dabei.«
Das kehlige Geräusch, das Darken ausstieß, hatte vielleicht einschüchternd wirken sollen, aber sie provozierte es. Er führte sie auf die Gastfläche und sie warf zum ersten Mal einen Blick auf die große Anzahl der Gäste. »Warum starren uns alle an?«
»Haben Sie sich nicht vorher im Spiegel betrachtet? Sie sind wunderschön und so stolz, das sieht man nicht jeden Tag.«
Er hatte ihr hier in aller Öffentlichkeit ein Kompliment gemacht. Sie spürte, wie ihr die Röte in die Wangen stieg.
Darken sah, dass seine Offenheit eine zarte Rosafä rbung in ihrem Gesicht verursachte. Er stellte sich direkt vor sie, damit keiner der Gäste ihre Verlegenheit sehen konnte. Einem vorbeigehenden Kellner nahm er ein Glas Champagner vom Tablett.
»Danke!«
»Wofür? Für die Wahrheit oder für den Sichtschutz?«
Sie lächelte ihn an. »Ich schätze, für beides.«
»Ich schlage vor, heute lassen wir die Schwerter, wo sie sind. Meine Brust ist immer noch nicht richtig verheilt und ich würde mich viel lieber mit Ihnen unterhalten, statt mit Ihnen zu kämpfen.«
Sie blinzelte ihn an. »Oh, das mit Ihrer Brust tut mir leid … nein! Tut es nicht! Sie haben Taamin bedroht, Sie haben mich bedroht, ich denke, diese Lektion hatten Sie verdient und wie man sieht, scheinen Sie ja auch daraus gelernt zu haben. Sie können ja sogar galant sein«, bei diesen Worten schaute sie ihn trotzig an.
Er hielt ihrem Blick stand und reichte ihr wortlos das Glas.
Sirona wurde etwas unsicher . Ob sie wohl zu forsch gewesen war? Aber genau das brauchte sie jetzt. Wenn sie zu nett und höflich wäre, dann würde sie ihre ganze Haltung verlieren, und die war für sie jetzt das Wichtigste. Sie durfte nicht die Anspannung verlieren. Sie tanzte gerade auf einem brodelnden Vulkan.
»Sie haben einen wunderschönen Garten, er ist mit so viel Liebe gestaltet und gepflegt», sagte sie und beugte sich vor, um den Duft der Rosen einzuatmen. Sie wusste nicht, woher er so schnell ein Messer herbek am, wahrscheinlich trugen Männer wie er immer irgendwo versteckt einen Letherman bei sich. Er schnitt eine der schönsten Rosen ab, entfernte die Dornen, sodass sie sich nicht verletzen konnte, und reichte sie ihr. »Auch wenn die Gefahr besteht, dass die Rose neben Ihnen verblasst, ist es doch interessant, dass sie ihre Schönheit nicht verliert, nur weil sie ihre Dornen verloren hat.«
Diese Spitze saß.
»Gut, fangen wir von vorne an.« Sie nahm seine Rose mit ihrer freien Hand entgegen, dann hakte sie sich damit bei ihm unter. Sie konnte förmlich riechen, wie er sich an seinem kleinen Zwischensieg erfreute.
Sie drehten sich um. Vor dem Haus stand Taamin mit einem etwas kleineren, sehr ernst wirkenden Mann und unterhielt sich intensiv.
»Wer ist der Mann an Taamins Seite?«
»Sein Name ist Freddie, er ist Taamins Vater.«
Sie sah jetzt überrascht zu Darken hoch. »Er hat einen Vater!?«
Darken lachte leise. »Ja, es ist nicht so, dass wir unsere Spezies im Reagenzglas züchten.«
Sie trank einen Schluck, um diese Neuigkeit zu verdauen. Dass Taamin Familie haben könnte, auf diesen Gedanken war sie nicht gekommen. Wie selbstverständlich hatte sie angenommen, dass er als Unsterblicher allein, ohne Familie, sei.
»Darken, Sie haben ein wunderschönes Haus!«
»Ja,
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