Die Zusammenkunft
stand er mit seiner Armee vor einer Lichtung, die leer war. Wieder spürte er die Blicke in seinem Rücken, die unausgespr ochene Frage, wer hier eigentlich Herr der Lage war: Er, der Anführer, oder sie, die Frau, die ihm davonlief.
Die Sonne würde bald untergehen und es machte w enig Sinn weiterzureiten, es sei denn, man wollte in der Nacht in einen Hinterhalt geraten. Diesem Weibsvolk war alles zuzutrauen. Für Darken war es nur eine Frage der Zeit, bis das Versteckspiel ein Ende fand. Sie konnten offensichtlich nur fliehen. Im Kampf hatten sie keine Chance gegen ihn und seine Männer, das schienen sie zu ahnen. Er umritt die Lichtung. Die Männer begannen die Zelte aufzubauen. Die gefangenen Frauen, die er zum Vergnügen für sie mitführte, wurden wie jeden Abend in die Mitte der Lichtung gebracht. Seit sie seinen Männern zur Verfügung standen, wenn sie ihren Lenden Erleichterung verschaffen wollten, war die Zahl derer, die sich im Rausch des Weines gegenseitig den Kopf einschlugen, zurückgegangen.
Als die Nacht einbrach, verließ Darken sein Zelt; es war ausgesprochen ruhig im Lager, wie immer, seit sie die ersten Gefangenen gemacht hatten. Er grinste hämisch. Frauen waren also doch zu etwas gut, man musste sie nur richtig züchtigen. Er selbst hatte selten Interesse an ihnen, höchstens im Blutrausch, wenn er sie schänden konnte. Er verabscheute Schwäche zutiefst, und wenn ihn die Lust übermannte und er seinen Schrei nicht mehr zurückhalten konnte, dann durfte eine Frau niemals überleben, um von seiner Schwäche zu berichten, niemals!
Darken stieg ab und ging mit langen Schritten den H ügel hinauf. Auf der anderen Seite verlief ein Bach, der mit Ausnahme von einigen durch Gebüsch verdeckten Stellen gut einsehbar war.
Er setzte sich hinter einen der Büsche, streckte die Beine aus und schloss, nachdem er versucht hatte, die Sternbilder zu deuten, die Augen. Ach, was kümmerten ihn die Sterne! Götter gab es nicht! Aber Anführer. Anführer wie ihn. Seine Männer würden ihm blind folgen, egal, was die Sterne sagten.
Er entspannte sich, lehnte seinen breiten Oberkörper an einen Fels und schloss die Augen. Es war lange her, dass er von Träumen heimgesucht worden war, er vermisste sie auch nicht. Er genoss es, am Morgen aus einer entspan nten Tiefe zu erwachen, ohne sich Gedanken darüber machen zu müssen, was welche Geschichte in seinem Kopf wieder zu bedeuten hatte. Er fühlte sich stark und unbezwingbar in seiner Einsamkeit. Genau so wollte er es haben.
Er bemerkte die aufsteigende Wärme viel zu spät. Erst, als sie sich über seinen Nabel schob, fuhr er hoch und erkannte, dass die Luft vor ihm flimmerte. Aus dem he llen Nebel trat eine Frau.
Sie war schlank und muskulös, und eine goldene Ma ske verbarg ihr Gesicht. Sie hob ein Schwert, das einen schweren goldenen Griff hatte und eine silbrig glänzende, polierte Klinge, ohne die Spuren von Kämpfen, die sein eigenes Schwert aufwies. Ihre Haare waren heller als Weizen und fielen ihr in offenen Wellen bis zu den Hüften. Ihre Kleidung bestand aus einem goldenen Schild und die Stelle, die ihr Herz schützte, war mit einem dunkelblauen Edelsteinwappen der Amazonen verziert. Jeder Teil ihres nicht verhüllten Körpers strahlte Kraft und Energie aus, er schien von innen heraus zu leuchten. Darken wollte aufspringen, doch er konnte nicht, er war wie gelähmt und spürte selbst seinen Atem nicht mehr.
»Ich bin die Anführerin des Volkes, welches du jagst. Ich bin gekommen, um dich zu warnen. Du wirst morgen auf dem Schlachtfeld Tod oder Verdammnis erhalten. Du kannst nicht gewinnen. Geh zurück und rette dein Volk, denn du bist zwar nur der Sohn eines einfachen Soldaten, aber sie fürchten dich wie ihren König und nur du kannst dein Volk retten!«
Das Leuchten ließ nach, er vernahm plötzlich sein e igenes Keuchen und Stöhnen und merkte, dass er schwitzte. Er öffnete seine Augen, ärgerte sich, dass er eingeschlafen war, und ging zurück zu seinem Zelt. Morgen wollte er endlich kämpfen, wollte dieses Volk vernichten, er wollte endlich wieder nach Hause. Sie fürchteten ihn wie ihren König? Lächerlich. Er war ihr Anführer. Er hasste Träume.
Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen, als die Soldaten ihre Pferde sattelten und das Horn zum Aufbruch geblasen wurde. Darken bestieg sein Pferd. Die Nacht war ruhig und erholsam gewesen, und er freute sich auf den Kampf und das Töten. Als sie kurz darauf auf den Feind trafen, wurde er
Weitere Kostenlose Bücher