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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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den es bis dahin nicht gegeben hatte. Wie wir heute wissen, war seine damalige Idee ein Volltreffer: Franz Beckenbauer warf sich mit enormer Energie in die neue Aufgabe und hatte großen Anteil daran, dass wir die WM bekamen und sie so ein großer Erfolg wurde.
    Brauns Anteil am Zustandekommen des Sommermärchens von 2006 geriet indes leider in den Hintergrund, auch wegen seiner schweren Krankheit, die ihn zum Rückzug von allen Ämtern zwang. Später hat es ihn schon ein bisschen berührt, wenn er lesen musste, Franz Beckenbauer habe uns die WM quasi im Alleingang beschert.
    Meine enge Verbindung zu Egidius Braun führte dazu, dass ich Ende der Neunzigerjahre für einige Zeit sein Büroleiter wurde. Der Präsident legte Wert darauf, dass jedes an ihn gerichtete Schreiben ausführlich gelesen und möglichst sofort beantwortet wurde; jeder Kinderbrief war ihm wichtig. Es hat ihn regelrecht zermürbt, wenn er den Eindruck hatte, dass seine Mitarbeiter diesen Wunsch nicht umsetzten. Braun konnte verzweifeln, wenn ihm ein Vereinsfunktionär oder ein Fan erzählte, er habe vor vier Wochen an den DFB geschrieben und immer noch keine Antwort erhalten.
    Das Problem ließ sich lösen. Ich hatte schon öfter Briefe für ihn geschrieben, mein Stil gefiel ihm, und so bot ich ihm an, ein- bis zweimal pro Woche seine Post zu erledigen. Mir ging das ja leicht von der Hand. So habe ich alle paar Tage dreißig bis vierzig Briefe am Stück diktiert, und eine DFB -Mitarbeiterin hat die Diktate umgesetzt. Wenn die Briefe fertig waren, bin ich nach Aachen gefahren und habe Braun die Postmappen zum Unterschreiben vorgelegt. Der Präsident war glücklich.
    Braun hat früh die Entwicklungen der Neunzigerjahre erkannt, als dem DFB immer mehr Geld zufloss. Als kluger politischer Taktierer wusste er, dass das Ansehen des Verbands auch davon abhing, dass es neben dem Kommerz noch eine andere Säule geben musste, die das Image des DFB definierte. So war sein Einsatz für soziales und gesellschaftliches Engagement nicht nur reines Gutmenschentum. Er war sehr machtbewusst, aber er wusste die Macht auch klug anzuwenden.
    Ins Präsidentenamt gelangte er erst in einem Alter, in dem ich von dieser Funktion schon wieder Abschied genommen habe. Unmittelbar nach dem Uefa -Kongress in Luxemburg im Sommer2000 , mit fünfundsiebzig, musste er sich wegen einer Herzschwäche in Leipzig einer Bypass-Operation unterziehen. Während der Operation erlitt er einen Schlaganfall, bei dem Teile des Sprachzentrums beschädigt wurden und der ihn zum Rücktritt zwang. Es dauerte einige Jahre, bis er wieder auf der Höhe war, dann traf es ihn 2006 zum zweiten Mal, kurz nachdem wir gemeinsam in Brodenbach an der Mosel meine Wahl zum Präsidenten gefeiert hatten. Bei dieser Gelegenheit setzte er sich sogar ans geliebte Klavier und unterhielt uns musikalisch.
    Wenig später erlitt er bei einer Wanderung einen zweiten Schlaganfall, wieder wurde sein Sprachzentrum nachhaltig geschädigt. Ich glaube, dass er heute sehr viel versteht und mitbekommt, was um ihn herum vorgeht, aber es fällt ihm äußerst schwer, sich zu artikulieren. Ich rufe ihn jeden Sonntagnachmittag an, und wir plaudern ein wenig. Seine Frau Marianne, die sich rührend um ihn kümmert, übernimmt dann meist die Übersetzer-Rolle – eine wunderbare Frau.
    Als ich 2010 im Zuge der Amerell-Äffäre einen außerordentlichen Bundestag einberufen wollte, um das Schiedsrichterwesen neu zu ordnen, stieß ich auf heftigen Widerstand aus der Liga. Auch die Landesverbände schienen sich auf die Seite der Profis schlagen zu wollen, und ich war ziemlich angefressen, trug mich erstmals mit Rücktrittsgedanken. Als ich ihm davon erzählte, beauftragte er seine Frau, einige der Provinzfürsten anzurufen, die er noch aus seiner aktiven Zeit kannte, und sie auf Linie zu bringen. Kurz darauf haben die Landesverbände eingelenkt.
    Schweren Herzens hat Egidius Braun akzeptiert, dass ich Ende 2011 meinen Rücktritt als DFB -Präsident angekündigt habe. Er hat mir sogar eine Bedingung gestellt: Ich sollte den Vorsitz seiner Egidius-Braun-Stiftung übernehmen, welche die Mexiko-Hilfe und andere soziale Aufgaben betreut, die ihm sehr am Herzen liegen. Ich sagte zu, vorbehaltlich der Zustimmung des DFB -Präsidiums. So leite ich seit dem Frühjahr 2012 diese Stiftung, die unter dem Geschäftsführer Wolfgang Watzke, einem Pionier der sozialen Jugendarbeit, glänzend arbeitet. Für Egidius Braun ist es wichtig, dass ich sein Werk

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