Die Zwanziger Jahre (German Edition)
europäischen Spitzenliga kann er viel mehr bekommen.
Der DFB muss sich vor allem davor hüten, jemals einen Finanzskandal zu produzieren. Denn wenn uns die Steuerbehörde oder die Staatsanwaltschaft eine Unsauberkeit vorwerfen können, steht schnell die Gemeinnützigkeit infrage. Und die bringt neben Vergünstigungen eben auch gewisse Verpflichtungen mit sich.
Im Jahr2000 , als Karl Schmidt noch Schatzmeister war, verzeichnete der DFB Einnahmen und Ausgaben von jeweils etwa 68 Millionen D-Mark. Drei Jahre später verantwortete ich bereits einen Haushalt, der rund 60 Millionen Euro an Einnahmen und Ausgaben verzeichnete, also netto fast doppelt so viel.2007 , als wir die Minispielfelder bauten und dafür 30 Millionen Euro aus unseren Rücklagen einsetzten, belief sich die Jahresrechnung auf 148 Millionen Euro Einnahmen und Ausgaben. Für das Jahr 2010 weist die Jahresrechnung 177 Millionen Euro an Einnahmen aus, davon kommen 59 Millionen aus den Länderspielen, 45 Millionen aus Sponsoring und Werbung, 13 Millionen aus den Pokalwettbewerben und 27,3 Millionen aus dem Grundlagenvertrag, also dem Pachtzins, den die DFL für die Überlassung der Bundesligarechte zahlt. Das alles ist transparent und für jedermann nachzulesen.
Als Schatzmeister, so hoffte ich, könnte ich im Hintergrund mithelfen, diesen Verband zu gestalten. Die Arbeit hatte eigentlich bereits 1998 mit den ersten Schritten zur Strukturreform begonnen. Die neue Satzung, die am 1. Juli 2001 in Kraft trat, musste nun gelebt, das Verhältnis zur Liga ausbalanciert werden. Der Ligaverband hatte Wilfried Straub, einen wichtigen Verbündeten bei der Entwicklung dieses Statuts, zum Geschäftsführer gemacht. Ligapräsident wurde Werner Hackmann, der ja mit Alfred Sengle und mir die neue Struktur entwickelt hatte. Hackmann, der leider viel zu früh verstorben ist, hat die Interessen der Liga von Anfang an intensiv und geradlinig vertreten, aber er hat sie eingebunden in das Gesamtsystem und die Gesamtverantwortung des DFB . Er war in einer schwierigen Situation, denn er konnte nur sehr eingeschränkt das umsetzen, was die Liga von ihm erwartete, zumal sein Vorgänger als Ligachef Gerhard Mayer-Vorfelder DFB -Präsident geworden war und bei ihm keine Rede davon sein konnte, dass der Dachverband sich zu wenig um die Profiklubs kümmerte.
Nun galt es, die bisherige Praxis des Präsidiums, in dem jeder für alles zuständig war, der Präsident aber immer das letzte Wort hatte, durch eine fachbezogene Verantwortung der Vizepräsidenten zu ersetzen. Da musste ein Generalist, als der ich mich immer verstanden habe, natürlich Interesse an der Aufgabe des Schatzmeisters haben.
Der Schatzmeister legt die Grundlage für die Verbandsarbeit. Seine Kernaufgabe ist die Aufstellung des Haushaltsplans, der auf jedem ordentlichen Bundestag für drei Jahre verabschiedet wird, und die Überwachung des exakten Vollzugs. Die Ausgaben sollen möglichst die Einnahmen nicht überschreiten, und der Verband darf nie in Gefahr geraten, Schulden zu machen. Das ist das oberste Gebot.
Traditionell hatte der DFB -Schatzmeister in seinem Haushaltsplan die geschätzten Einnahmen immer niedriger gehalten, als sie tatsächlich zu erwarten waren. Zum Ende des alten Jahrtausends war dieses System so perfektioniert, dass man immer mit einem deutlichen Überschuss rechnen konnte. Dieser Überschuss wurde dann in einem zweiten Haushalt in den Kreislauf gebracht, also praktisch mit einem Jahr Verspätung.
Dieses System habe ich geändert, weil bei einer solchen Verfahrensweise die Gefahr besteht, dass sich eine Art Gutsherrrendenken entwickelt. Plötzlich verfügen wenige über viel Geld, um ein paar Geschenke zu machen, und das außerhalb der üblichen bürokratischen Wege.
Zu Zeiten von Egidius Braun und Karl Schmidt war die vorsichtige Haushaltsplanung richtig, weil die Einnahmen des DFB nicht so gesichert waren wie heute. Die Fernsehverträge für die Liga, die ja bis 2001 der DFB abgeschlossen hatte, wurden zwar immer lukrativer, doch der Zusammenbruch des Kirch-Imperiums, der 2002 eintrat, war schon früh zu erahnen. Die Nationalmannschaft steckte in einer Krise und spielte nicht attraktiv, das schlechte Abschneiden bei der WM 1998 und der EM 2000 weckte Befürchtungen, wie sich die Einnahmen aus den Länderspielen entwickeln würden. Insofern war diese extreme Vorsorge durchaus zu rechtfertigen. Mein Vorgänger Karl Schmidt, ehemaliger Fußballnationalspieler vom 1. FC Kaiserslautern und
Weitere Kostenlose Bücher