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Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Die Zwanziger Jahre (German Edition)

Titel: Die Zwanziger Jahre (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Theo Zwanziger
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wollten wir ein Zeichen der Solidarität setzen und entwickelten gemeinsam mit der Sporthilfe ein Programm, das Ringern, Kanuten, Tischtennisspielern und vielen mehr eine Chance gibt, ihren Trainingsbetrieb besser gestalten zu können. Die Egidius-Braun-Stiftung führt diese Förderung fort, inzwischen hat sie die Bundesliga-Stiftung übernommen, denn es sind ja die Spitzensportler, die hier den Zusammenhalt pflegen.
    Der heutige Liga-Präsident Reinhard Rauball erklärte im Januar 2012: »Die Bundesliga ist fest in der deutschen Gesellschaft verankert und setzt gesellschaftspolitische Zeichen – zum Beispiel durch das Engagement für Integration und gegen Rassismus oder durch Solidarität mit anderen Sportarten. Diese Zeichen werden in der Öffentlichkeit zunehmend wahrgenommen.« Leider denken in der Liga nicht alle so.
    Denn ansonsten müsste man ja für Fechter, Segler, Schwimmer oder Leichtathleten, um nur ein paar der nicht so begüterten olympischen Fachverbände zu nennen, deutlich mehr tun, als in teuren Werbespots Fußballtrainer Felix Magath prustend aus dem Schwimmbecken auftauchen zu lassen. Diese Filmchen helfen keinem Sportler. Es scheint manchmal, als gehe es der Bundesliga-Stiftung mehr ums eigene Image als um die Sache, ganz nach dem Motto: Tue ein bisschen Gutes und rede viel darüber. Aber vielleicht schafft der neue hochdotierte Fernsehvertrag ja mehr sportliche Solidarität in der Praxis, sodass die zusätzlichen Millionen nicht ausschließlich in den Taschen der Fußballprofis verschwinden.

8.
    »Eigentlich das schönste Amt«:
    Aufbruch als Schatzmeister ↵
    Die Euphorie, die Anfang der Neunzigerjahre um unsere Nationalmannschaft geherrscht hatte, war zum Ende des Jahrzehnts der Ernüchterung gewichen. Bei der WM 1998 war das deutsche Team im Viertelfinale gescheitert, Berti Vogts hatte die hohen Erwartungen nicht erfüllt und musste abtreten. Sein Nachfolger Erich Ribbeck scheiterte grandios bei der Europameisterschaft 2000 in Belgien und den Niederlanden, das Team schied schon nach der Vorrunde aus.
    Franz Beckenbauer prägte den Begriff Rumpelfußball, der seinen Siegeszug durch die Sportseiten antrat und alsbald in den allgemeinen Sprachgebrauch überging. Zehn Jahre nach dem WM -Titel von Rom, der zu den schönsten Hoffnungen Anlass gegeben hatte, stand der deutsche Fußball am Tiefpunkt, das war nicht zu leugnen. Guter Rat war teuer. Wer sollte, wer konnte den Anschluss an die Weltspitze wiederherstellen? Bisher hatte der DFB stets einen Mann aus dem eigenen Stab ins Amt des Bundestrainers berufen, doch nun mussten wir neue Wege einschlagen.
    Gerhard Mayer-Vorfelder hatte klare Vorstellungen, wer das Ruder übernehmen sollte. Sein Favorit war Christoph Daum, der als Protagonist einer neuen Trainergeneration galt. Daum hatte MV s VfB Stuttgart 1992 zur Meisterschaft geführt, und er war und ist ohne Zweifel ein großartiger Trainer. Er erklärte sich auch bereit, den Posten des Bundestrainers zu übernehmen, war aber in Leverkusen vertraglich gebunden und stand frühestens nach zehn Monaten, am 1. Juni2001 , zur Verfügung.
    So traf sich eine illustre Runde um MV , Uli Hoeneß, Rainer Calmund und Karl-Heinz Rummenigge in der Kölner Villa des ehemaligen DFB -Geschäftspartners Erwin Himmelseher zur Beratung. Man war sich einig, dass eine Übergangslösung gefunden werden musste, bis Daum die Freigabe erhalten würde. Plötzlich richteten sich alle Augen auf Rudi Völler, der bei Daums Klub Bayer Leverkusen als Sportdirektor tätig war, und einer fragte: »Hey, Rudi, warum nicht du?« Völler willigte ein, obwohl er keinen Trainerschein besaß und noch nie eine Mannschaft trainiert hatte. Aber es sollte ja, wie gesagt, nur für eine Übergangszeit sein.
    In den ersten Monaten unter Rudi Völler nahm die Nationalmannschaft einen erfreulichen Aufschwung, seine kameradschaftliche Art kam bei den Spielern an, und, was noch wichtiger war, in der Öffentlichkeit war der ehemalige Weltklassestürmer außerordentlich beliebt und hatte einen großen Bonus. Die Fans widmeten ihm sogar ein eigenes Lied, »Es gibt nur ein’ Rudi Völler«.
    Als dann die geplante Amtsübernahme von Christoph Daum näher rückte, erschien im Herbst 2000 dieses Interview mit Bayern-Manager Uli Hoeneß, in dem er rätselhafte Bemerkungen über einen »verschnupften Christoph Daum« fallen ließ. Die Unterstellung, Daum habe mit Kokainmissbrauch zu tun, sorgte in den Medien und in der Öffentlichkeit für ein Erdbeben.

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