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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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und statt erst in einer Woche anzukommen, sind wir schon morgen in Istanbul.«
    »So eilig haben wir es ja auch wieder nicht«, warf Alice ein.
    »Jetzt sagen Sie nur nicht, Sie hätten Angst, in ein Flugzeug zu steigen.«
    »Woher soll ich das wissen?«
    Der Londoner Flughafen befand sich noch im Bau. Drei Asphaltpisten waren schon in Betrieb, und ein ganzes Bataillon von Traktoren legte drei weitere an. Die jungen Fluggesellschaften – BOAC , KLM , British South American Airways, Irish Airline, Air France, Sabena – drängten sich in Zelten und Wellblechschuppen, die ihnen als Terminals dienten. In der Mitte des Flughafens wurde das erste Gebäude errichtet, und wenn das einmal fertiggestellt wäre, würde der Londoner Flughafen weniger militärisch wirken.
    Auf dem Rollfeld parkten Maschinen der Royal Air Force und Linienflugzeuge.
    Das Taxi hielt vor einem Gitterzaun. Daldry nahm ihre Koffer und führte Alice zum Zelt der Air France. Am Schalter legte er die Tickets vor. Der Mann vom Bodenpersonal empfing sie voller Ehrerbietung, rief einen Gepäckträger und reichte Daldry zwei Bordkarten.
    »Ihr Flug ist pünktlich«, erklärte er, »wir werden bald die Passagiere aufrufen. Wenn Sie inzwischen Ihre Pässe von der Zollbehörde abstempeln lassen würden. Der Träger wird Sie hinführen.«
    Nachdem die Formalitäten erledigt waren, nahmen Alice und Daldry auf einer Bank Platz. Jedes Mal, wenn ein Flugzeug startete, unterbrach der ohrenbetäubende Lärm der Motoren ihr Gespräch.
    »Ich glaube, ich habe doch ein bisschen Angst«, gestand Alice schließlich.
    »Anscheinend ist es an Bord weniger laut. Glauben Sie mir, diese Maschinen sind viel sicherer als unsere Autos. Ich bin überzeugt, sobald wir in der Luft sind, werden Sie das Schauspiel, das sich uns bietet, voll und ganz genießen. Wussten Sie, dass man uns Essen servieren wird?«
    »Machen wir in Frankreich Station?«, fragte Alice.
    »In Paris, aber wir haben gerade nur Zeit, das Flugzeug zu wechseln, leider nicht genug, um uns in die Stadt zu begeben.«
    Der Angestellte der Air France holte sie und die anderen Fluggäste ab und geleitete sie über das Rollfeld.
    Sie wurden zu einer riesigen Maschine geführt, hinter deren Pilotenkanzel eine Gangway nach oben führte. Auf der obersten Stufe nahm eine attraktiv gekleidete Stewardess die Passagiere in Empfang. Ihr Lächeln beruhigte Alice. Was für ein unglaublicher Beruf, dachte sie, als sie in die DC -4 stieg.
    Das Innere war viel geräumiger, als sie vermutet hatte. Alice setzte sich in einen Sessel, der ebenso bequem war wie ihrer zu Hause, nur dass er über einen Sicherheitsgurt verfügte. Die Stewardess zeigte ihr, wie man ihn schloss und im Notfall wieder öffnete.
    »Im Notfall?«, fragte Alice besorgt.
    »Ich weiß auch nicht, wann das sein soll«, sagte die Stewardess und zeigte ein noch betörenderes Lächeln. »Ich habe noch keinen erlebt. Seien Sie unbesorgt, Miss, wir werden einen guten Flug haben. Ich mache diese Reise jeden Tag und werde ihrer nicht überdrüssig.«
    Die Tür wurde geschlossen. Dann kam der Pilot, begrüßte die Gäste und kehrte in sein Cockpit zurück, wo der Kopilot die Checkliste durchging. Die Motoren sprangen knatternd an, und über den Tragflächen waren Funkengarben zu sehen, während die Propeller sich mit Höllenlärm zu drehen begannen und bald so schnell waren, dass man die Blätter nicht mehr erkannte.
    Alice lehnte sich in ihrem Sitz zurück und umklammerte die Armlehnen.
    Das ganze Flugzeug begann zu vibrieren, die Bremsklötze wurden von den Rädern entfernt, und schon rollte die Maschine über die Piste. Alice, die in der zweiten Reihe saß, entging nichts von dem Austausch zwischen dem Cockpit und dem Kontrollturm. Der Funker hörte die Anweisungen des Fluglotsen und gab sie an die Piloten weiter. Diese bestätigten den Erhalt der Nachricht in einem Englisch, das Alice nicht zu entschlüsseln vermochte.
    »Dieser Kerl hat einen unglaublichen Akzent«, sagte sie zu Daldry. »Die Leute, mit denen er spricht, verstehen vermutlich kein einziges Wort.«
    »Wenn Sie die Bemerkung erlauben, es ist wichtiger, dass er ein guter Pilot denn ein Sprachgenie ist. Entspannen Sie sich und genießen Sie den Ausblick. Denken Sie an Adrienne Bolland, wir fliegen unter Bedingungen, die mit den ihren nicht vergleichbar sind.«
    »Das will ich doch hoffen!«, sagte Alice und rutschte noch tiefer in ihren Sitz.
    Die DC -4 hatte ihre Startposition erreicht. Die vier Motoren

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