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Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Leben der Alice Pendelbury: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marc Levy
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geradeheraus.«
    »So frech und unverfroren warst du?«
    »Ich habe gar nicht weiter nachgedacht, es ergab sich so in unserem Gespräch. Er meinte, es sei nicht besonders schlau, eine Frau, die er erobern wolle, in die Arme ihres Märchenprinzen zu führen.«
    »Das stimmt allerdings«, gab Carol zu. »Sein einziges Interesse besteht also darin, in deine Parfüms zu investieren? Er scheint ja verdammtes Vertrauen in dein Talent zu haben.«
    »Mehr als du jedenfalls! Ich weiß nicht, was ihn am meisten motiviert: ein Erbe verbraten, das er nicht haben wollte, eine Reise machen oder einfach nur unter meinem Glasdach malen. Allem Anschein nach träumt er seit Jahren davon, und ich habe ihm versprochen, dass er meine Wohnung in meiner Abwesenheit nutzen darf. Er kehrt früher als ich zurück.«
    »Hast du vor, so lange fortzubleiben?«, fragte Carol traurig.
    »Keine Ahnung.«
    »Hör zu, Alice, ich will hier nicht die Rolle des Spielverderbers übernehmen, zumal ich die Erste war, die dir zugeraten hat. Aber jetzt, da die Dinge konkret werden, kommt es mir doch etwas verrückt vor, so weit zu reisen, weil eine Hellseherin dir die große Liebe vorausgesagt hat.«
    »Aber ich breche doch nicht deshalb auf. So frustriert bin ich nun auch nicht. Aber ich drehe mich im Kreis in meinem Atelier und habe seit Monaten nichts mehr kreiert. Ich ersticke in dieser Stadt, in diesem Leben. Ich will Seeluft schnuppern, mich an neuen Düften und unbekannten Landschaften berauschen.«
    »Schreibst du mir?«
    »Natürlich. Glaubst du etwa, ich lasse mir eine Gelegenheit wie diese entgehen, um dich neidisch zu machen?«
    »Unterdessen überlässt du mir ganz allein die drei Jungen!«, erwiderte Carol.
    »Wer sagt dir, dass ich ihre Gedanken in der Ferne nicht weit mehr beschäftige? Ist dir noch nie zu Ohren gekommen, dass der Mangel das Verlangen steigert?«
    »Nein, so einen Blödsinn habe ich noch nie gehört. Und ich hatte auch nicht den Eindruck, dass du das Zentrum ihres Interesses bist. Hast du vor, sie in deine Reisepläne einzuweihen?«
    Alice erklärte, sie wolle morgen ein Abendessen bei sich organisieren. Carol aber meinte, sie müsse gar nicht viel Aufhebens um die Sache machen. Schließlich sei sie mit keinem der Jungen verlobt. Sie müsse niemanden um Erlaubnis bitten.
    »Erlaubnis wozu?«, fragte Anton und nahm auf der Sitzbank Platz.
    »Um geheime Archive aufzusuchen«, antwortete Carol, ohne zu wissen, wie sie auf diese Idee gekommen war.
    »Was für Archive?«, erkundigte sich Anton.
    Nun kamen auch Sam und Eddy, und die Bande war komplett. Alice richtete ihren Blick auf Anton und verkündete ihre Absicht, in die Türkei zu reisen.
    Ein langes Schweigen folgte.
    Eddy, Sam und Anton starrten Alice fassungslos an und brachten kein einziges Wort hervor. Carol schlug mit der Faust auf die Tischplatte.
    »Sie hat nicht gesagt, dass sie sterben, sondern dass sie verreisen wird. Ihr könnt also ruhig wieder atmen.«
    »Warst du auf dem Laufenden?«, fragte Anton, an Carol gewandt.
    »Seit einer Viertelstunde«, erwiderte sie irritiert. »Tut mir leid, ich hatte keine Zeit, euch ein Telegramm zu schicken.«
    »Bleibst du lange weg?«, fragte Anton.
    »Sie weiß es noch nicht«, antwortete Carol an Alices Stelle.
    »Ganz allein so weit reisen …«, meinte Sam. »Ist das wirklich vernünftig?«
    »Sie reist mit ihrem Flurnachbarn, dem Griesgram, der neulich abends bei ihr aufgekreuzt ist«, präzisierte Carol.
    »Du machst dich mit diesem Typen auf die Reise? Ist da was zwischen euch?«
    »Aber nein«, erwiderte Carol. »Sie haben sich zusammengetan zu einer Art Geschäftsbeziehung. Alice sucht in Istanbul nach Anregungen zu neuen Parfüms. Wenn ihr zu den Reisekosten beitragen wollt, könnt ihr dadurch vielleicht noch Aktionär ihrer zukünftigen großen Firma werden. Wenn euch der Sinn danach steht, so zögert nicht, meine Herren! Vielleicht tagt ihr in einigen Jahren im Verwaltungsrat von Pendelbury & Associates.«
    »Ich habe da mal eine Frage«, unterbrach Eddy, der bislang noch nichts gesagt hatte. »Könnte sich Alice, bis sie Präsidentin eines multinationalen Unternehmens geworden ist, vielleicht selbst äußern, oder muss man sich fortan erst an dich wenden, um mit ihr ins Gespräch zu kommen?«
    Alice lächelte und strich Anton über die Wange.
    »Es ist wirklich eine Geschäftsreise, und da ihr meine Freunde seid, lade ich euch am Freitag zu mir nach Hause ein, um meine Abreise zu feiern. Es hat also keinen Sinn, mir

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