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Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Die zwei Monde: Roman (German Edition)

Titel: Die zwei Monde: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Luca Tarenzi
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einer Stunde Hochsprung noch so gut frisiert und glänzend aussahen? Angela legte den Kopf zur Seite und bedachte mich mit dem kleinen Lächeln, das ich noch nie hatte ausstehen können.
    »Was willst du?«, platzte ich heraus.
    Sie kam in die Halle und schloss die Tür hinter sich, aber sie kam nicht näher. »Mich ein wenig mit dir unterhalten, Veronica.«
    Es war das erste Mal, dass ich sie meinen Namen aussprechen hörte, es klang seltsam und unangenehm. Die wenigen Male, die sie das Wort an mich gerichtet hatte, hatte sie mich »Meis« genannt, genau wie es ihre Freundinnen immer taten.
    »Ich habe gestern Elena besucht.«
    Ein Adrenalinstoß schoss durch meine Adern, aber ich wusste nicht, ob aus Angst, Wut oder einem anderen Grund.
    »Es geht ihr nicht besonders: Sie hat einen ziemlichen Schlag gegen das Brustbein gekriegt, und ihr Gesicht ist ein einziger blauer Fleck. Am Anfang hat sie versucht, mir die offizielle Geschichte zu verkaufen, irgendwas von einem Typen auf einem Motorrad, der sie überfahren und dann nicht mal angehalten hat, um ihr zu helfen.« Sie verschränkte die Arme vor der Brust, ohne aufzuhören zu lächeln. »Aber ich kenne sie ziemlich gut, die liebe Elena. Ein wenig Nachfragen hat genügt, damit die Notlüge offensichtlich wurde. Ich habe ziemlich drängeln müssen, aber am Ende hat sie mir dann doch eine andere erzählt. Eine, die mir zunächst vorkam wie blanker Unsinn.«
    Ich krümmte die Finger und befeuchtete mir die Lippen.
    »Dann aber habe ich auch Susanna besucht. Die gleiche Szene, die gleichen Vorwände, bis schließlich auch sie zusammenbrach. Und wieder eine absurde Geschichte. Die jedoch ganz gut zu der von Elena passte.«
    Ich hatte keine Lust, noch mehr zu hören. Nicht eine Minute länger wollte ich diese amethystfarbenen Augen und dieses verhasste kleine Grinsen sehen. Alles, was ich wollte, war, dass sie schwieg.
    »Ich habe eine Zeit lang darüber nachgedacht, und es sind mir ein paar Sachen in den Sinn gekommen. Zum Beispiel die Art und Weise, wie Giada dich seit ein paar Tagen ansieht. Und so habe ich sie gestern Abend angerufen. Sie zum Reden zu bringen, war schon einfacher als bei den beiden anderen.«
    Erst nachdem ich es getan hatte, wurde mir bewusst, dass ich die Zähne gefletscht hatte.
    »Nun, wie ich die Dinge sehe, gibt es zwei Möglichkeiten: Die erste ist, dass die drei zusammen einen reichlich komplexen Scherz ausgeheckt haben, für dessen Glaubhaftigkeit sie sich freiwillig verletzt haben. Was sagst du, Veronica? Ist das eine denkbare Option?
    Ich bemühte mich, nicht mit einem Knurren zu antworten. Und es kostete mich viel Mühe.
    »Die zweite ist, dass alle drei wirklich etwas g esehen haben. Dass ihre absurden Geschichten irgendwie doch kein Scherz sind … Es sind übrigens Geschichten, in denen immer du eine wichtige Rolle spielst.«
    »Wenn es so wäre, wie du sagst …« Ich versuchte, mit normaler Stimme zu sprechen, aber es gelang nicht wirklich. »Wenn es so wäre, wie du sagst, glaubst du nicht, dass es dann nicht besonders klug wäre, ausgerechnet zu mir zu kommen und es mir zu erzählen?«
    Ihr Grinsen wurde noch breiter und noch weniger liebenswürdig. »Oh, aber ich habe überhaupt nicht gesagt, dass ich ihre Geschichten glaube. Aber wenn – und ich betone, wenn – ich irgendwann doch beschließen sollte, sie zu glauben: Müsste ich dann Angst haben?«
    Diesmal schaffte ich es einfach nicht, das Knurren zu unterdrücken: » Sag du es mir doch: Müsstest du ?«
    »Vielleicht. Jedenfalls, wenn es sich um jemand anders handeln würde. Aber es handelt sich ja nur um dich, Veronica: Niemand hat Angst vor einer Null. Nicht einmal vor einer Null auf Rachefeldzug. Welchen seltsamen Trick du dir auch immer ausgedacht hast, um diese Idiotinnen zu terrorisieren, denkst du wirklich, er würde auch mit mir funktionieren? Glaubst du, es würde reichen …«
    Ich stürzte mich auf sie. Ich weiß nicht, wann der Wolf gekommen war. Auch jetzt im Nachhinein könnte ich das nicht sagen.
    Um ehrlich zu sein: Sie schaffte es tatsächlich, mir auszuweichen, sodass ich sie nicht mit voller Wucht erwischte. Aber ich bekam sie einen Augenblick später zu packen und dann rollten wir in einem Knäuel über die Matratzen. Es gelang ihr noch vor mir, wieder aufzustehen, und sie schlug wild um sich, um davonzukommen, aber es hatte keinen Sinn: Ich hatte sie schon mit einer Hand an der Schulter gegriffen und schleuderte sie auf den Boden zu meinen Füßen. Der

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