Die Zwei Schwerter, Band 1: Der Ansturm der Orks (German Edition)
erfolglosen Angriffsbemühungen unvermindert fort. Und je länger die Schlacht ging, desto mehr steigerte sich auch die Gefahr, dass andere von Ugluks Leuten Schaden nahmen, was man als verantwortungsbewusster Befehlsgeber tunlichst beachten sollte. Eine Finte links, ein gezielter Stich rechts und noch ein Streich gegen die Halsgegend hinterher, und schon machte der feindliche Anführer einen reichlich bedienten und hilflosen Eindruck. Achtlos ließ er seine Waffen fallen, als er seine prankenhaften Hände auf die tiefe Wunde am Halsansatz presste. Dennoch konnte er nicht verhindern, dass er zitternd in die Knie ging und das Spucken und Sabbern von blutigen Brocken und Speichelfäden als Zeitvertreib entdeckte. Ein Schamane, der sofort an Ort und Stelle war, hätte ihm vielleicht gerade noch helfen können. Na ja, wenn man sich das so ansah, vielleicht auch nicht.
„Habt Ihr die Ashtrogs jetzt endlich kennen gelernt oder wie viel Anschauungsunterricht ist noch nötig?“, fragte Ugluk laut in die Menge der immer noch Streitenden hinein.
Augenblicklich sahen sich die gegnerischen Orks zu ihm um. Entweder war es die Feststellung, dass ihr Anführer und einige weitere ihrer Kameraden mittlerweile tot oder beinahe tot waren, oder aber die Erwähnung des Namens Ashtrogs – auf jeden Fall wirkten sie plötzlich gar nicht mehr so verwegen und kampflustig. Ganz im Gegenteil schauten sie noch für einige Momente ziemlich blöd aus der Wäsche, dann nahmen sie ihre Beine unter die Arme und rannten ebenso ziel- wie planlos davon.
Drei oder vier Tote, ein paar mehr oder minder schwer Verletzte, das war nicht gerade einer der zwanzig oder dreißig schlimmsten Tage, die Ugluk und Panca in ihrem Leben bisher gesehen hatte. Nicht einmal ansatzweise. Aber immerhin. Und gut war außerdem, dass von den Ashtrogs offenbar keiner zu Schaden gekommen war.
„Jetzt machen wir aber, dass wir nach Hause kommen“, sagte Ugluk und grinste dabei. „Mein guter Kumpel Uchnoth hat sicher schon Sodbrennen vor lauter Hunger.“
Panca schaute missbilligend, entschied sich aber gegen eine Bemerkung. Die ewigen Streitereien zwischen Ugluk und dem viel größeren Uchnoth hingen ihr allmählich zum Hals raus.
*
„Wann kommen die endlich zurück? Bis wir das Fleisch gebraten haben, sind wir alle längst verhungert!“, beschwerte sich Uchnoth zum wiederholten Male.
Bullwai hatte ihn die ganze Zeit über mit Mühe ignoriert, warf ihm nun jedoch einen verärgerten und vor Entschlossenheit funkelnden Blick zu. „Wenn du jetzt nicht endlich dein Maul hältst, werde ich dich gleich allein hinterher schicken!“
„Aber natürlich, Boss * , das mach’ ich doch gerne! Dann wirst du sehen, wie schnell wir das Lagerhaus voll haben und ...“
„Ganz bestimmt sogar! Vor allem, weil du dich dann mit Dung einreiben und für die Wildeber den Köder spielen wirst!“, fügte der Häuptling verärgert hinzu.
Einen Augenblick stockte der großgewachsene, grobschlächtige Uchnoth und blieb mit geöffnetem Mund reglos stehen. Die Überraschung über die barsche Rüge stand ihm förmlich aufs Gesicht geschrieben. Dann erholte er sich und wollte einen Protest anheben, doch Bullwai hatte sich schon längst abgewandt und war hinweggetrottet.
„Nimm’s nicht so schwer, ich bin sicher, du gibst einen ausgezeichneten Schweineköder ab“, sagte eine Stimme mit stechender, jedoch gutartiger Ironie. Der Angesprochene wandte sich sofortig in deren Richtung um.
Ogrey, ein mit sechsunddreißig Jährchen auf dem Buckel älterer Ork, saß entspannt auf einem Stein und schmauchte an einer Art Pfeife aus dunklem Ton. Jedem anderen hätte Uchnoth gehörig die Meinung gegeigt, doch der alte Haudegen hatte innerhalb des Ashtrog-Clans so etwas wie eine Sonderstellung inne, da er sich aufgrund seiner vielen Verdienste und seiner die Jüngeren stets bereitwillig umsorgenden Art ein hohes Maß an Respekt verdient hatte. Somit ließ der Abgekanzelte lediglich ein lautes „Phh!“ ertönen und setzte sich auf den nächsten Hocker, um zu schmollen.
Diejenigen Orks, die für die Verwaltung der Speisekammern verantwortlich waren, hatten am gestrigen Tag widerwillig eingestanden, dass sie die Vorräte etwas zu großzügig eingeschätzt hatten und somit eine Knappheit eingetreten war. Was allerdings sicher auch daran lag, dass man in letzter Zeit allzu häufig üppige Abendmahle gefeiert hatte. Auf jeden Fall waren nun, da es an diesem Tag bereits beinahe Mittag schlug, eine
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