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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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aufzuspringen und mit seiner tiefen, brummigen Stimme das Wort zu ergreifen, doch hatte Braccas ihn zurückgehalten. Der ältere, rotbärtige Haudegen war erfahren genug, um sich nicht provozieren zu lassen und zu erkennen, dass es nicht mehr der alte Kheron, den er aus früheren Tagen kannte, war, der zu ihnen sprach. Er erblickte einzig noch einen kranken Mann vor sich, der seinen zerfallenden, zitternden Körper hinter einem grauen Mantel verbarg und von Trauer und Schuld und Sorge langsam zerfressen wurde. Es erschien darum sinnlos, auf solch eine Person ärgerlich zu sein. Viel eher war augenscheinlich Mitleid angebracht, denn konnte es noch ein schlimmeres Schicksal geben als seinen Lebensabend in einem solchen bitteren, freudlosen Zustand zu fristen?
    „Wir konnten Euren Sohn nicht retten, so wie viele Söhne ehrenwerter Männer nicht gerettet werden konnten während der zurückliegenden Monate, in denen unsere Länder die Opfer tödlicher Gefechte waren. Doch Aidan könnte noch am Leben sein, hätte er sich nicht ohne Not gegen uns, seine Gefährten und Freunde, gewandt, um alleinig Herrschaft über Aurona zu erlangen. Ich will nicht erraten, ob er dies aus eigenem Antrieb tat oder von jemand anderem auf jeneunglückselige Idee gebracht wurde, denn dies ist nun nicht mehr von Belang und vermag uns keine Erleichterung zu bringen.
    Zuletzt kann ich Euch sagen, dass uns Euer Sohn in seinen letzten wachen Momenten, ehe ihm die Kräfte versagten, um Verzeihung bat, und wir ihm diese mit aller Aufrichtigkeit gewährten. Ein großer König wäre er mit Sicherheit geworden, und darum wollen wir sein Andenken in höchsten Ehren halten und die Einzelheiten seines Endes niemals außerhalb dieser Halle kundtun.“
    Braccas erhob sich und wandte sich sogleich nach links in Richtung der Doppelpforte hin. Erfreut darüber, sprang auch Dwari hinter ihm mit einem Satz auf die Beine und kam mit der schweren Streitaxt, die an seine rechte Seite gegürtet war, hinter seinem menschlichen Freund her. Chamod verfolgte ihre Bewegungen mit immenser Erleichterung, denn wie sein schweißnasses, atemloses Gesicht verriet, hatte er für den Fall, dass die Unterredung noch länger andauerte, ganz offensichtlich eine Herzattacke oder einen sonstigen Krankheitsanfall seines Herrn befürchtet.
    „Nehmt Arnhelm, Euren Schützling, sobald ihn dieser Zauberer geheilt hat, und Euren Zwerg und geht mit ihnen wohin Ihr wollt, sofern Ihr denn nur meine Stadt verlasst! Hier seid Ihr nicht länger willkommen!“, befand Kheron schließlich mit leiser, murmelnder Stimme. Er sah dabei nicht auf und regte sich auch ansonsten nicht.
    Braccas hielt kurz inne, schnaubte und beschleunigte dann seine Schritte. Die Wachen hatten die Flügel der Eingangstür zu dem Thronsaal bereits geöffnet und traten den beiden ungleichen Gestalten hastig aus dem Weg. Dwari bemerkte, dass sein Begleiter trotz seiner Bemühungen, die Beherrschung zu bewahren, mittlerweile von Zorn gepackt war. Der rotbärtige Mensch ließ sich in seiner Dickköpfigkeit nicht gerne maßregeln und war darin einem Zwerg nicht unähnlich. Indes war er andererseits, wie man an seiner Seite bald erfuhr, nicht nachtragend, und seine Wut verrauchte zumeist rasch.
    Nachdem das Bernsteinportal unter einem lauten Rumsen zugefallen war, kehrte eine lang anhaltende Stille im Innern der Halle ein. Kheron von Lemuria, der die Bürde der Königskrone vor vielen Tagen von seinem Vater Adumon geerbt hatte, war allein mit sich und seinen Gedanken und Erinnerungen, welche ihm eine unsagbare Pein bereiteten.
    Kaum einen Umlauf des Mondes war es her, dass ihn die Kunde vom Ende der Auseinandersetzung zwischen seiner Armee und den Bewohnern des Orklandes erreichte. Bereits bevor ihm seine Offiziere und Vertrauten zu diesem Zweck gegenübertraten, hatte sich in der Hauptstadt des Reiches die Nachricht verbreitet, dass die Feinde vernichtend geschlagen wurden, was seinen Geist hätte erfreuen sollen. Stattdessen aber gruben sich noch tiefere Furchen als für gewöhnlich in seine Stirn, denn es hieß auch, dass Unterstützung aus Rhodrim die Schlacht zu den eigenen Gunsten entschieden habe und dass jene Männer offenbar das Goldene Schwert mit sich brachten. Kein Wort aber hörte er über seinen Sohn, dessen Auftrag, welchen er persönlich ihm gegeben hatte, ein anderer war. Als dann mit Heeresmeister Obron zwei Tage später endlich jemand im Wolkenturm erschien, der von den Ereignissen aus dem Süden aus erster

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