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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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Hand berichten konnte, sagte ihm eine innere Stimme schon, was mit dem Vermissten geschehen war.
    Die Gefallenen der Schlacht, die am Südtor der Tôl Womin gewütet hatte, wurden in einem eigens dafür angelegten Platz nahe Isandretta unter großer Anteilnahme beigesetzt. Aidan aber, sein geliebter Sohn, den seine Gefährten den langen Weg von den Ladorën Sa Celibo Ledas, den Regenbogenfällen, wo er von den Piraten getötet worden war, auf einem Pferd mit in seine Heimat zurückgebracht hatten, wurde in einer prächtigen Kutsche nach Pír Cirven gefahren. Mehrere Bestatter, die einen guten Ruf hatten, kümmerten sich darum, den Leichnam so ansehnlich und lebensecht wie nur möglich herzurichten und ihn in den prächtigsten Marmorsarg zubetten, welcher aufzufinden war. Als alle Vorbereitungen für die Trauerfeier getroffen waren, wurde die Totenlade aus dem Süden der Metropole, wo sich die Räumlichkeiten der Bestatter befanden, über die Königsstraße nach Norden bis ins Zentrum der Stadt getragen. Acht kräftige Männer, deren Leiber in den hellblauen Uniformen des Reiches steckten, trugen die Planken, auf welchen der geöffnete Sarg befestigt war, und davor und dahinter schritten mehrere Regimenter Soldaten schweigsam dahin oder aber kamen auf sorgsam gestriegelten Pferden daher. Massen von Menschen säumten die breite Straße, winkten mit schwarzen Tüchern und gaben dem toten Prinzen auf diese Weise ein ehrenvolles, letztes Geleit. Nicht wenige von ihnen hatten Tränen in den Augen, auch wenn sie den jungen Toten während seiner Lebzeiten niemals wirklich verehrt hatten. Gleichwohl spürten sie, dass mit dem Thronerben auch ein Stück des Königs und des gesamten Reiches verabschiedet wurde. Niemand von ihnen wusste im Übrigen genau, was in der weit entfernten Wildnis des östlichen Arthiliens genau geschehen war, denn verbreitet worden war nur die Kunde, dass Aidan das Goldene Schwert mit seinem Leben gegen räuberische Piraten verteidigt und auf diese Weise seinen Gefährten den Erfolg der Unternehmung ermöglicht hatte.
    Kheron hatte lange neben dem Sarg gekniet, als dieser schließlich in der Gruft der Herrscher Lemurias und deren Familien angelangt war. Die letzte Ruhestätte seines Sohnes, die auch irgendwann die seine sein würde, lag unterhalb des Luth Cirvens, des Himmelsplatzes, und war durch einen kleinen, steinernen Bau, der sich östlich des Wolkenturmes befand, zu erreichen. Die bronzene Pforte, welche den Eingang zu den Katakomben ermöglichte, war immerzu durch viele Schlösser und Ketten versperrt und wurde von den Soldaten, die auch den Sitz des Königs bewachten, stets im Auge gehalten. Keine Person, die nicht der königlichen Familie angehörte, hatte Zutritt zu den tiefliegenden Gräbern, es sei denn, es handelte sich um Träger oder andere Helfer, die man für einen besonderen Dienst benötigte.
    Kheron war die vielen staubigen, von einem dämmrigen Fackellicht nur schwach beleuchteten Stufen niemals oft hinunter gegangen. In seinen jüngeren Jahren hatte er den Weg zwei Mal im Jahr auf sich genommen, um an den Todestagen seiner Eltern deren Särge mit frischen Blumenkränzen zu schmücken, doch auch dieses Ritual hatte er nach und nach aufgegeben. Nun aber, an dem Tag, an dem das knarrende Tor für Aidan, welcher der Erbe seines Thrones hätte sein sollen, geöffnet wurde, war ihm der Geruch, der aus den Grüften emporstieg, merkwürdig vertraut vorgekommen. Die Luft, die ihm entgegenströmte, roch abgestanden und nach Wachs und Rosenholz, die sich mit den Ausdünstungen der in der Tiefe verwesenden Leiber untrennbar vermischt hatten.
    Eine Gruppe junger Sängerinnen hatte sich derweil in dem Bereich zwischen dem Torindo Isa Nuafa und dem Eingang der Katakomben versammelt. Sie waren allesamt in schlichte, schwarze Gewänder gehüllt und stimmten einen langsamen Gesang an, in welchem sie dem Verstorbenen für seine letzte Reise Frieden und Hoffnung zusprachen. Dann war es an der Zeit für Kheron, die löchrige Steinstiege als erster zu beschreiten, auf dass ihm die Träger der Bahre nachfolgen konnten.
    Der alte König hatte sich von Chamod, seinem treuen Diener und Haushofmeister, begleiten und stützen lassen. Coentia, seine Gattin, war viel zu ermattet von den schlimmen Ereignissen und hatte es deshalb vorgezogen, dem Trauermarsch und der Bestattung vom Fenster eines ihrer Gemächer aus beizuwohnen. Die Schritte der kleinen Gruppe hallten wieder, als sie die Treppenflucht nach unten

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