Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
dunklen Saales hineinhallte.
Auf den Sitzen, die gegenüber des stufigen Aufgangs zu der Plattform standen, befanden sich drei Personen. Eine davon war ein Mann mit einem kahlen Schädel, dessen Körper in einer lemurischen Offiziersuniform steckte. Obron hatte seinen Platz ein gutes Stück entfernt von den beiden anderen Gästen in der rechten Hälfte der Reihe gewählt. Er verfolgte das Geschehen aufmerksam und machte ein missmutiges Gesicht. Weiter links von ihm, zu der Pforte hin, saß Braccas mit seiner einrucksvollen, ungebändigten roten Haarpracht. Rechts daneben rutschte sein zwergischer Freund Dwari unruhig auf seinem Sitzpolster herum. Die kleine Gestalt brummte irgendetwas in ihren braunen Bart, der noch deutlich länger war als der ihres menschlichen Gefährten. Der Zwerg fühlte sich sichtlich unwohl und ließ seine Blicke, welche Dunkelheit gewohnt waren, immer wieder über die stuckverzierten Wände, den bogenförmigen Leuchter über ihnen und die mit feinen Holzplättchen getäfelte Decke schweifen.
Braccas fing nun zu sprechen an. Er hielt seine Stimme, die üblicherweise sehr roh und scharf daherkam, gedämpft, da er dies unter jenen Bedingungen für angemessen hielt. „Der Tod Eures Sohnes hat uns alle sehr getroffen, und das tief empfundene Beileid aller derjenigen, die an der gefahrvollen Reise in den Osten teilnahmen, sei Euch und Eurer Gattin versichert, Kheron, König von Lemuria. Und ja, wir haben darin versagt, Aidan vor dem Tod zu bewahren,denn wir fanden ihn nicht rechtzeitig, nachdem er vor uns flüchtete und einer Horde Piraten in die Hände lief, denen er nicht gewachsen war. Doch hat man Euch auch erzählt, weshalb er davongelaufen war, weshalb er allein und ohne jeden Beistand in die Wildnis geriet?“ Er wartete einige Augenblicke, um seine Worte wirken zu lassen und Kheron die Möglichkeit zu einer Antwort zu geben, womit er allerdings nicht rechnete. Als nichts erwidert wurde, fuhr er fort. „Wir hatten das Goldene Schwert gerade in unsere Obhut gebracht, nachdem wir es den Klauen des gierigen Radament entrissen hatten. Unser Freund Dwari hier hielt mit Aidan daraufhin Wache bei Nacht, bis er plötzlich einen schweren Schlag auf den Kopf verspürte und die Besinnung verlor. Am nächsten Morgen waren Euer Sohn und das Schwert, für das bis zu jenem Zeitpunkt zwei unserer Gefährten ihr Leben gelassen hatten, verschwunden.“
„Wie könnt Ihr es wagen, solch ungeheuerlichen Geschichten über meinen toten Sohn zu erzählen?“, brauste der König mit einem Mal auf. Zwar verblieb er in seiner hockenden Position auf dem hohen Thron, doch hatte er sich mit dem bislang gekrümmten Oberkörper aufgerichtet und bohrte seine Blicke mit seinen Augen, die zuvor nach unten und ins Leere gerichtet waren, dem Rhodrim ins Gesicht. Dann fuhr er mit unverändert lauter Stimme, in welcher gewaltige Entrüstung und Wut mitschwangen, fort. „Lügen sind es, die Ihr verkündet, und ich sollte mich nicht wundern darüber, denn noch niemals wart Ihr mir geheuer, und noch niemals erschient Ihr mir ein aufrechter Diener der Sache der Menschen Arthiliens zu sein, nicht einmal für einen Eures Landes! Ihr seid ein Einzelgänger, dem seine eigenen Interessen am nächsten sind und dem es die größte Freude bereitet, als Abenteurer und Legende bewundert zu werden! Doch im Augenblick der größten Gefahr, da versagen Eure Fähigkeiten, da verratet Ihr diejenigen, die Euch vertrauten! Aber natürlich kamt Ihr und Euer rhodrimischer Schützling, der sich das Goldschwert mittlerweile wieder hat entreißen lassen, wie ich hörte, wohlbehalten zurück! Aber wer weiß, vielleicht stehen Ihr und Euer Zwergenfreund mit dem Feind im Bunde, womöglich hegt Ihr ein von langer Hand vorbereitetes Komplott, mein Land und meinen Thron an Euch zu reißen? Man sollte fürwahr nichts ausschließend in diesen Zeiten!“
Die Gestalt auf dem prunkvollen Marmorsitz, welcher von einem schimmernden Bergkristall gekrönt wurde, erschlaffte sichtlich und sackte noch mehr in sich zusammen als vor ihrer Rede. Kheron wirkte nun noch ältlicher und geschwächter als jemals zuvor. Seine Aufmerksamkeit erlosch und verlor sich wieder in fernen Weiten und Welten, zu denen niemand sonst Zugang hatte. Es schien nicht mehr sicher zu sein, ob er es war, der zuvor gesprochen hatte, oder ob sich der Wahnsinn, der scheinbar längst in seine Innern wohnte, ohne sein Zutun Gehör verschafft hatte.
Dwari war indessen kurz davor gewesen, erbost
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