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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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verfolgten. Irgendwann kamen sie an den Fuß des Abstiegs und setzten ihren Weg durch die Grüfte auf ebener Erde fort. In den Wänden waren die Bildnisse verstorbener Herrscher grob in den Stein porträtiert worden. Große Künstler waren hier am Werk gewesen, doch Kheron fand, dass die Gesichter, die größtenteils seinen Ahnen gehörten, viel zu furchteinflößend und anklagend geraten waren.
    Einige Abzweigungen weiter erreichte man endlich die große Totenhalle. Ihre Wände waren mit rotem Samt ausgehangen, und die Decke war nach oben gewölbt. Viele Öllampen warfen ein flackerndes, unheimliches Licht und ließen ängstliche Gemüter befürchten, dass jeden Augenblick Geister aus einer der vielen Nischen und Alkoven hervorhuschen könnten.
    So kam es, dass Kheron von Lemuria allein von seinem geliebten Sohn Abschied nahm und ihn ein letztes Mal auf die Stirn seines lebensecht geschminkten Gesichtes küsste. Das längere, dunkle Haar des jungen Mannes war sorgsam gekämmt und auf den Schultern geordnet worden, und seine Augenlider waren verschlossen, so als ob er bloß für eine Zeitlang schliefe. Sein Körper steckte in seinem liebsten Gewand, welches blau war und silberne Nieten und Knöpfe hatte. Den hellbeigen Mantel, den er bei Anlässen trug oder auch zuweilen dann, wenn er zu Reisen ausritt, hatte man zusammengefaltet und darauf seinen Kopf gebettet.
    Schließlich hatte man auf des Königs Geheiß den schweren Marmordeckel auf den Sarg geschoben, der auf einem der vielen umherstehenden steinernen Tische ruhte. Ganz in der Nähe konnte man zwischen zwei der die Decke stützenden weißen, rundförmigen Säulen die Särge sehen, die Adumon und Ifara, den Großeltern Aidans väterlicherseits, als Hort des ewigen Friedens dienten. Dazwischen glänzte im matten Licht eine rechteckige Platte auf einem Sockel, die noch leer war. Irgendwann in späteren Zeiten, sofern das Reich Lemuria solange überdauerte, würde man sagen, dass dort die Gebeine von Kheron und Coentia auf ihrem Bett aus kaltem Marmor ruhten und zu einem Himmel schauten, von dem viele Schichten Stein sie trennten.
    „Verzeiht, Herr“, sagte eine Stimme, die das Bewusstsein des Königs in die Wirklichkeit zurückkehren ließ. „Als verantwortlicher Offizier halte ich es für meine Pflicht darauf hinzuweisen, dass ich die Gefahr für unser Land noch nicht für überwunden halte.“ Obron hatte sich mittlerweile erhoben und stand mit geradem Rücken vor seinem Sitz, von welchem aus er das Fortgehen von Braccas und Dwari verfolgt hatte. „Viele der Orks, die uns angriffen und das Südtor der Großen Mauer mit ihrem Zauber zerstört haben, sind rechtzeitig geflohen, als sie ihre Niederlage erkannten, und diejenigen dieser Kreaturen, die mit den Rhodrim kamen, hat man gegen meine Bedenken freiwillig laufen lassen. Außerdem haben Arnhelm und Braccas die beiden Anführer der Feinde, den Schwarzen Gebieter und einen orkischen Hexenmeister, mitsamt den beiden verzauberten Schwertern entkommen lassen, wie Ihr bereits wisst. Heeresmeister Falmir, der bei der heldenhaften Verteidigungsschlacht unseres Heeres unter meinem Kommando gute Dienste geleistet hat, sucht südlich unserer Grenzen sicher gewissenhaft nach den Entflohenen, doch fürchte ich, dass er zu jung und unerfahren für eine solche Aufgabe ist und sich unsere Gegner als zu geschickt und verschlagen für ihn und seine Männer erweisen. Beregil, der bisherige Kommandierende unserer Truppen, hingegen ist klug und beliebt bei allen Soldaten, doch wurde er während des Kampfes schwer verwundet und wird noch für längere Zeit bei seiner Familie in Fallura, seiner Heimatstadt, zur Pflege bleiben müssen. Die Ärzte befürchten überdies, dass er für den Rest seines Lebens auf Krücken angewiesen sein wird, denn sein linkes Bein wurde durch herabfallende Trümmer beinahe zerschmettert.
    Mein König, mein Ersuchen lautet daher, unsere Armee rasch neu zu formieren und für bevorstehende Bedrohungen zu rüsten! Stellt mehr Silberlinge zur Verfügung, um neue Berufssoldaten auszubilden, und lasst alle Männer im wehrfähigen Alter mehr als bisher noch mit Waffen üben, damit sie im Kriegsfalle rasch in das Heer eingegliedert werden können! Außerdem wurden viele Heeresmeister und geringere Offiziere in der Schlacht getötet oder so schwer verwundet, dass sie ihre Aufgabe nicht mehr ausüben können. Dieser Zustand schwächt unsere Verteidigungsfähigkeit und sollte tunlichst behoben werden. Ernennt

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