Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)
beispielsweise diesen respektlosen Falmir vorzuziehen? Sich dies so einfach gefallen lassen und schweigen?
Obron kannte noch keine Antwort auf jene Fragen, doch er wusste, dass er sich mit diesen befassen würde, sollte das Szenario, welches er befürchtete, tatsächlich Wirklichkeit werden.
Viertes Kapitel: Im Uilas Rila
Ein Grollen wie aus dem Schlund eines gewaltigen Urtieres, das den Tag und die Helligkeit aus dem Grund hasst, da es seit unzähligen Jahrtausenden in irgendwelchen finsteren Untiefen haust, rollte weit unterhalb der Oberfläche Arthiliens hinweg. Es war ein Ruf, der in keiner bekannten oder unbekannten Sprache gehalten war und doch von so manchen Wesen verstanden werden konnte.
Das nämlich, was die dröhnende, raunende, sich durch alle unterirdischen Tunnel, Gänge und Kammern windende Schallwelle zu verkünden suchte, war ein Befehl, der allein für diejenigen bestimmt war, die einst Utgorth in einem Akt, der mit dem Gebären anderer Lebewesen recht wenig gemein hatte, entschlüpft waren. Es waren Ghuls und einige Kreaturen, die mit ihnen artverwandt waren oder aber sich ihnen angeschlossen hatten, die sehr wohl vernahmen, was der Geist ihres Schöpfers und Herrn ihnen kundtat.
Tuor, der Zweite, der ihr Urvater war, rief sie an und bediente sich dabei der noch unnatürlich verstärkten und verzerrten Stimme eines der furchtbarsten und ranghöchsten seiner Diener, nämlich derjenigen von Lokki, dem Häuptling des Volkes der Werwölfe, von den Elben in früheren Tagen auch Goriath genannt.
Einer seiner ahnungslosen Beute geduldig harrenden fleischfressenden Pflanze nicht unähnlich, hatte der Höllenschlund sein schwarzes Maul in einer gigantischen Schlucht im hohen Norden vor unsäglich langer Zeit aufgesperrt und hielt es seither geöffnet. Aus seinen Abgründen und Tiefen hatten die insektenähnlichen, etwa so groß wie Orks gewachsenen und mit sechs Fingergliedern versehenen und darum nicht ungeschickten grauschwarzen Geschöpfe, die ihn in einem dichten Gewimmel besiedelten, ehedem damit begonnen, Schächte in die Erde zu treiben und einen großen Teil des Kontinents mit einem durchlässigen Netz zu versehen, in welchem sie fernab des Tageslichts verkehren konnten. Mit dessen Hilfe hatten sie sich, ungesehen von den freien Völkern und anderen Tieren und Lebewesen, welche die oberirdischen Wälder, Auen und Hügel bewohnten, ausgebreitet bis unter die beiden höchsten und größten Gebirge Arthiliens, das Milmondo Mirnor und das Milmondo Auron, wo sie hervorragende Versteckmöglichkeiten fanden. Überdies erhielten sie dort die Gelegenheit, wenn die Sonne am Schlafen war unter der Erde hervorzukommen und unter dem nächtlichen Himmel gewissen Erkundungen und Verrichtungen nachzugehen. Denn in solcherlei Gebirgen gab es häufig natürliche, von Wasserläufen gegrabene oder durch Verwitterungen und Abtragungen hervorgerufene Höhlen und Gänge, die aus großer unterirdischer Tiefe bis auf hohe, offen liegende Felsplateaus emporführten.
Im Goldenen Gebirge hatten die Ghuls vor etwa eintausendsiebenhundert Jahren auf diese Weise eine großangelegte Offensive unternommen, die sie gegen die Bewohner des Reiches Zwergenauen führten und die beinahe mit ihrem Sieg gekrönt worden wäre. Nunmehr jedoch lag ihr Augenmerk zunächst auf dem noch größeren Wächtergebirge, dessen mittlerster Punkt, der Tôl Danur, zugleich der höchste Punkt des nördlichen Kontinents war und den einer ihrer Verbündeten mittlerweile beherrschte und bewohnte.
Zwar waren die Angehörigen der Gemeinschaft, die von den beiden Menschen Arnhelm und Braccas Rotbart angeführt worden war und die sich auf der Suche nach dem Goldenen Schwert befand, ihren Nachstellungen vor einigen Monaten entwischt, da sich die unbestechlichen Bergriesen, die Wächter und Hirten von Hügel und Stein, ihre Einmischung nicht hatten verkneifenkönnen. Ihr nächster Streich würde allerdings ungleich gewaltiger, überlegter und vernichtender sein, denn dieser sollte einer der größten Metropolen der zivilisierten Welt der Menschen gelten: Dirath Lum, ihnen immer noch besser bekannt als die einstige Zwergenfeste Bergfried.
Das Rollen und Dröhnen, das sich wie ein riesiger, mit einem niemals zu sättigenden Hunger gestrafter Wurm durch die erdigen Tiefen Arthiliens fraß, verebbte schließlich, denn die Botschaft war überbracht. Die Ghuls und Harpyien hatten zwei neue Verbündete zu begrüßen, und diese sollten mit dem hohen Maß an
Weitere Kostenlose Bücher