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Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition)

Titel: Die Zwei Schwerter, Band 2: Die Rückkehr der Elben (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Holger de Grandpair
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der Prinzessin respektierten. Desgleichen erhielt das Gewässer in der Umgangssprache der Elben einen neuen Namen, denn man sprach fortan einzig noch von Nuwenas See.
    Es schien Furior, als sei er durch einen verzauberten Spiegel getreten und blicke nun auf eine neue Welt, die dahinter lag. Der Boden war leuchtend grün von niedrigem, büscheligem Gras, und die zahlreichen Bäume dazwischen waren mit Blättern und Blüten, die vor Freundlichkeit und Heiterkeit zu strahlen schienen, überladen. Nun, im Herbst, hatte sich das Baumkleid golden und bronzefarben verfärbt, war jedoch nicht abgefallen. Denn dies fand erst im Frühling statt, wenn aus den Knospen viele neue, hellgrüne Blätter schlüpften und das alte Laub der Zweige nahtlos ersetzten. Die Stämme, welche das Astwerk trugen, erhoben sich turmhoch, waren gerade gewachsen und wirkten wie silberne Säulen, denn sie waren glatt und hell schimmernd. Die Rinde war überdies gänzlich unbefleckt von Rissen, Flecken und Zeichen von Fäule, sodass sie ihre Träger stark, robust und in vollem Maße gesund erscheinen ließ.
    Der Elb hatte das geheime Reich betreten, welches er als erster seines Volkes dereinst entdeckte und das er für so kostbar hielt, dass er dies Wissen für eine lange Zeit verbarg und einzig seiner Geliebten anvertraute. Entgegen seiner sonstigen Gewohnheiten hatte er dem Herz des Ered Fuíls auch keinen eigenen Namen verliehen, da er der Ansicht war, dass keine Worte jemals eine solche Schönheit und Vollkommenheit auszudrücken vermochten. Die Lindar und Nolori aber, die nach dem letzten, verheerenden Krieg hierher geflüchtet waren, nannten jenes Land Aim Tinnod * .
    Die Bäume, die umherstanden, unterschieden sich in ihrer Art deutlich von denen, welche den äußeren Gürtel des Stillen Waldes bildeten. Es waren prächtige Ebereschen, Linden, Pappeln, Birken und viele Obstbäume, wie Maulbeer, Kirsche, Apfel und Birne, aber auch verschiedene Nussbäume, wie Walnuss und schön gewachsene Kastanien. Außerdem gab es schlanke Bäume mit runden, elfenbeinfarbenen Stämmen und dünnen Zweigen, die sich gen Himmel reckten. Diese wurden von den Elben Sidhurnas genannt und erinnerten an die Aorlas des Uilas Rila, nur dass sie deutlich kleiner und zarter als ihre Verwandten waren und gelbes Blattwerk trugen. Allesamt hatten sie gemein, dass sie überaus jugendlich und vollendet in Form und Wuchs erschienen und sich in glücklicher Einträchtigkeit Gesellschaft leisteten.
    Bienen umsummten friedfertig die Gewächse, und unzählige Vogelscharen trällerten ausgelassen ihre an diesem Ort wohlklingenden Lieder. Ganz offensichtlich hatten sich alle Tiere, welche die verschlagenen Bäume am Rande des Forstes mieden, hier eingefunden, um ungestört ihre Freiheit zu genießen, ihre Talente zu entfalten und ihrer Lebensfreude zu frönen. Denn angesichts der unbeschreiblichen Harmonie und dem Frohsinn, die wie ein zarter Schleier aus Sternenlicht zwischen den Blättern zu schweben schienen, war unverkennbar, dass in Aím Tinnod jedes Lebewesen willkommen war. Selbst Tierarten, die in den anderen Gebieten Arthiliens höchst selten zu sehen waren, wie Kiebitz, Schnepfe oder gestreiftes Beutelhörnchen, legten ihre angeborene Scheu in diesem besonderen Teil des Waldes ab und zeigten sich ganz unverblümt bei der eifrigen Verrichtung ihres Tagwerkes oder dem bloßen neugierigen Umhertollen.
    Furior war überwältigt angesichts der Pracht, die ihn umgab und die er in seinem Schmerz längst aus seinem Gedächtnis verbannt hatte. Leichten Schrittes ging er durch das nimmer welkende Gras, das weich und sanft seine Füße und Knöchel umspielte, und betrachtete angetan die etlichen bunten Blumen dazwischen. Sein weißes Pferd, dessen Rücken er mittlerweile wieder verlassen hatte, schien die beeindruckende Atmosphäre, die hier herrschte, ebenfalls wahrzunehmenund setzte nur vorsichtig einen seiner Hufe vor den anderen. Das Paar passierte auf diese Weise viele schöne Bäume, die den Wanderer wiedererkannten und ihn mit ihren stummen Stimmen grüßten. Viele Erinnerungen an die lange zurückliegenden Zeiten, in denen er in jener Umgebung tagtäglich wandelte, wurden daraufhin wach in Furior, als er noch keine Schuld auf sich geladen hatte und seine Zeit damit verbrachte, die Natur Arthiliens zu studieren und Tier, Pflanze und Berg mit Namen und Respekt zu ehren.
    Bald standen die Bäume weniger dicht beieinander, während das Land nach Westen hin leicht abfiel. Die

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