Die zweite Fahrt zur Schatzinsel
Mitglieder der Mannschaft und töteten eines. Der
Bericht zeigt, daß Mr. Argent und der größte Teil der Mannschaft während jener
unglücklichen Reise nur schossen, wenn auf sie geschossen wurde.“
„Er hat einem Mann ein Messer
in den Rücken gestoßen!“ schrie Master Hawkins.
„So sagt Ihr, Master Hawkins.
Euer Bericht zeigt auch, daß jemand von Eurer Gruppe einen von Mr. Argents
Freunden im Schlaf ermordet hat.“
„Das war Ben Gunn!“ schrie
Master Hawkins.
„Ah, das war also Ben Gunn? Nun
gut, über jenen Herrn werden wir in einem Augenblick mehr hören“, antwortete
Wilton ruhig. „Worum es hier ging, meine Herren, war etwas sehr Merkwürdiges,
eine Verschwörung auf seiten des Schiffseigners und Kapitäns gegen ihre
Mannschaft, eine umgekehrte Meuterei. Und aufgrund welchen Beweises? Einer
Unterhaltung, die von einem Jungen in einer Apfeltonne mit angehört wurde. Mein
Klient blieb trotz Provokation willig, im Zeichen einer Unterhändlerflagge zu
verhandeln. Nachdem der Schiffsjunge den Bootsführer niedergeschossen, das
Ankertau gekappt und das Schiff hatte forttreiben lassen, und die Mannschaft so
weit war, ihn in irgendwie verständlichem Zorn zu töten, hat Mr. Argent
eingegriffen, um sein Leben zu retten, und das nicht einmal, sondern mehrfach.
Erst als er vollkommen allein war, nach dem Tod anderer Mitglieder der
Mannschaft, und als er gewahr wurde, daß Trelawney und seine Gruppe die
Oberhand gewonnen hatten, hatte mein Klient das Gefühl, daß er sich ergeben
mußte.“
„Jawohl“, rief der Squire, „und
wenn er nicht dreihundert Guineen gestohlen hätte und fortgelaufen wäre, wäre
er gehängt worden.“
Mr. Argent nickte
liebenswürdig, und Mr. Wilton zog die Augenbrauen hoch.
„Mein Klient erhielt das
Versprechen, wenn es beliebt, daß er nicht vor Gericht gebracht werden würde.
Ihr könnt gerne lächeln, meine Herren. Für wie glaubwürdig würdet Ihr selbst
ein Versprechen von Männern halten, die von einer Gruppe von sechsundzwanzig
Leuten zwanzig aus dem Weg geräumt haben? Gut, er nahm dreihundert Guineen. Der
bereits erwähnte Ben Gunn, der Trelawneys Gruppe gegen seine eigenen früheren
Schiffskameraden half, erhielt tausend Pfund für seine Dienste. Eintausend
Pfund von siebenhunderttausend.
Sir, wenn dies ein Freibeuter —
oder selbst ein Piratenschiff gewesen wäre, hätte Ben Gunn ein Anrecht nicht
auf tausend Pfund, sondern irgendwie mehr gehabt. Trelawney als Schiffseigner
hätte die Hälfte des Betrages bekommen können, der Kapitän fünf bis sechs
Anteile, die Offiziere je nach Rang zwischen drei und anderthalb und die
Mitglieder der Mannschaft je einen Anteil. Selbst bei bescheidenster Schätzung
hätte Ben Gunn beinah fünfzigtausend Pfund erhalten sollen.
Kein Wunder, daß diese ,Prise’ nicht dem Schiedsspruch des Prisengerichtes
der Admiralität unterworfen wurde. Doch angenommen, dies war keine Prise,
sondern ein vergrabener Schatz. Innerhalb des Herrschaftsgebietes des Königs
ist das rechtswidrige Aneignung eines Schatzes. Doch vielleicht nahm Trelawney
an, daß die Insel außerhalb des Herrschaftsgebietes des Königs läge.“
„Unfug“, brauste der Squire
auf. „Wir hißten den Union Jack, sobald wir angelegt hatten.“
„Dann, Sir, müssen wir fragen,
weiß die Krone von dieser Insel? Ich glaube nicht. Niemand außer Trelawneys
Gruppe kennt selbst Längen- oder Breitengrad. Wäre die Krone über diesen Schatz
informiert worden, können wir wohl erwarten, daß sie sich ihren rechtmäßigen
Anteil genommen hätte. Haben wir hier nicht einen Fall nicht allein von
Habgier, sondern von Untreue, fast von Hochverrat?“
Auf einmal befand sich die
Gesellschaft in herrlicher Aufregung, in der die Freunde des Squire und ihre Gegner einander niederschrien. In einem ruhigen Augenblick zeigte ein
bärtiger Kapitän auf Trelawney und brüllte: „Für König und Vaterland steht Ihr,
he? Für welchen König? Welches Vaterland? Ich wette, Ihr seid ein verdammter
Rechabite! Ein Jebusite! Zum Teufel, ein verfluchter Jakobiner, ein Rebell
gegen die Krone!“
„Dafür zieh ich Euch das Fell
über die Ohren!“ brüllte jetzt der Squire.
„Verdammter Whig! Ich wette,
Euer Großvater kämpfte für Monmouth, den Verräter.“
„Und was, wenn er es tat?“
„Und sein Vater half, König
Charles den Ersten zu ermorden!“
Der Squire war jetzt wirklich
in Fahrt.
„Caballero!“
„Roundhead!“
„Puritaner!“
„Papist!“
Wum, wum, wum machte
Weitere Kostenlose Bücher