Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Die zweite Fahrt zur Schatzinsel

Titel: Die zweite Fahrt zur Schatzinsel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Leeson
Vom Netzwerk:
Master Jim. Oder, um
genau zu sein, sie schossen von ihren Sitzen hoch, wie von einer Pistole
gefeuert. „Du lieber Himmel“, sagte der Squire, „der lange John Silver auf zwei
Beinen.“
    Mr. Argent verbeugte sich.
    „Zu Diensten, Mr. Trelawney.“

--------------------------

12 .
Mr. Argents Überraschung
     
     
    Die Gesellschaft setzte sich.
Dr. Livesey und Master Jim wandten ein wenig Gewalt an, um den Squire in seinen
Sitz hinabzudrücken. Er starrte Mr. Argent mit einem so haßerfüllten Ausdruck
an, daß dieser hätte auf der Stelle tot umfallen müssen.
    Dieser Herr strahlte unsere
Gruppe jedoch ganz im Gegenteil mit solcher Wärme an, daß ich einen Augenblick
lang dachte, daß er und der Squire einander mit zwei anderen Personen
verwechselt hätten.
    „Dieser Erzhalunke hat die
grenzenlose Unverschämtheit, die Unverfrorenheit zu...“
    „Pssst“, flüsterten mehrere
Kaufleute hinter uns, und einer sagte deutlich: „Trelawney meint, er säße auf
dem Richterstuhl. Tut er aber nicht, soll sich nichts einbilden, sitzt auf der
Anklagebank.“ Darauf hörte man stillvergnügtes Lachen, und ich dachte, der
Squire würde vor Wut zerplatzen. Doch Mr. Argent redete jetzt den Stadtrichter
an.
    „Mit Eurer und der geneigten
Gesellschaft Erlaubnis, Sir, will ich mich setzen. Wie einige von Euch wissen,
durch eine alte Wunde im Dienst für das Vaterland...“
    „Blödsinn“, platzte der Squire
los, und der Doktor lächelte. „Verlor ich ein Bein“, fuhr Mr. Argent fort.
„Dank der bemerkenswerten erfinderischen Fähigkeiten von Mr. Somerscale bin ich
mit einem künstlichen Bein versehen, aber ich finde es ermüdend, auf den Beinen
zu sein — auf meinem und seinem, meine ich. Mr. Wilton, der, wie Ihr wißt, ein
angesehenes Mitglied der Rechtsanwaltschaft ist, wird für mich sprechen.“
    Mr. Wilton erhob sich
augenblicklich, verbeugte sich nach rechts und links und sprach langsam und
klar mit der ihm eigenen rostigen Stimme.
    „Die Angelegenheit, Sir,
betrifft eine Reise, die Mr. Argent vor etwa fünfzehn Jahren auf dem Schiff Hispaniola, einem Schoner von dreihundert Tonnen, gemacht hat. Es ging zu einer Insel im
Westen. Er war als Koch von Mr. Trelawney angestellt, der ebenfalls auf der
Fahrt mitsegelte. Die Organisatoren der Reise haben damals und seither die
Position der Insel als strenges Geheimnis bewahrt. Doch von jenen, die man
unter dem Namen ‚Glücksritter’ kennt, wurde sie ‚Schatzinsel’ genannt.“
    Bei diesen Worten war eine
Erregung unter den Kaufleuten zu spüren.
    „Fünfzehn Jahre, Sir, ist eine
lange Zeit. Des Menschen Erinnerungen verblassen. Aber wir haben insofern
Glück, als ein Dokument in unsere Hände gelangt ist, das bald nach der Reise
von einem Jim Hawkins, Schiffsjunge auf der Hispaniola, geschrieben
wurde.“
    Master Hawkins sprang auf, doch
der Stadtrichter bat ihn höflich, sich zu setzen, und er gehorchte.
    „Es mag Leute geben, die sagen,
daß wir dieses Dokument auf die leichte Schulter nehmen und als Werk
jugendlicher Phantasie betrachten sollten. Doch ganz im Gegenteil, Sir, können
wir aus dem ersten Satz, der hier geschrieben wurde, folgern, daß das Ganze auf
Ersuchen des Eigners der Hispaniola und seines Arztes und Verbündeten,
Dr. Livesey, niedergeschrieben wurde.“ Der Doktor verzog spöttisch das Gesicht,
ihn konnte nichts aus der Ruhe bringen.
    „Ich will versuchen, die
Ereignisse jener Reise kurz zusammenzufassen. Sir, wir sind an die Gefahren der
See gewöhnt, aber ich will Euch sagen, daß von der sechsundzwanzigköpfigen
Mannschaft des Schiffes nur sechs Männer nach Bristol heimgekehrt sind, von
denen sich vier, Sir, in diesem Raum befinden.“ Einige wandten den Kopf nach
uns um, aber Wilton fuhr fort. „Der größte Teil der Mannschaft kam um, nicht
durch die Elemente, nicht einmal durch ,Suff und
Teufel“, wie es im alten Seefahrerlied heißt, sondern wurde von Trelawney und
seiner Gruppe umgebracht. Und selbst der Schiffsjunge Hawkins war mit vierzehn
nicht zu jung zur Menschenschlächterei und schoß den Bootsführer des Schiffes
nieder.“
    Master Hawkins schrie voller
Empörung auf, aber Wilton fuhr fort:
    „Ich erfinde diese Dinge nicht.
Sie sind in der Handschrift von Mr. Hawkins festgehalten.“
    Der Stadtrichter beugte sich
vor.
    „Ich vermute, daß wir noch
weitere unangenehme Dinge hören werden. Aber seid Euch bitte darüber im klaren , daß dies keine Gerichtsverhandlung, sondern eine
Untersuchung ist. Mr. Trelawney und

Weitere Kostenlose Bücher