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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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ohnegleichen und somit musste er auch ungewöhnlich an sie herantreten. Schließlich ging es auch darum, ihre Beziehung zueinander zu klären. Sie sollte wissen, dass er mit ihr unparteiisch und unumwunden offen war, was ihn, seine Meinung und seine Gefühle betraf. Eva hatte ihn erst groß angesehen, dann verbissen, und war dann ebenfalls beleidigt. Ab dem Moment hatte sie kein Wort mehr gesprochen. Die letzte Sitzung war für beide unerträglich gewesen. Er war hart geblieben, konnte auf keinen Fall das erste Wort ergreifen und damit eine Schwäche zeigen, es nicht auszuhalten. Aber Eva zeigte sich durchaus ebenbürtig. Sie hatte, wie er vermutete, einfach abgeschaltet und somit auch keine Emotionen mehr. Als er sich am Ende der Stunde verabschiedete, traf ihn ein kalter Blick. Nachdem er ihr Zimmer verlassen hatte, verweilte er noch einen Moment vor der Tür. Der wachhaltende Pfleger, auf einen reduziert, stand auf. Plötzlich hörten sie Eva durch die Tür laut schimpfen.
    „Dieser miese Therapeutenwichser, dieser arrogante Arsch.“
    Er hatte den Pfleger angesehen und mit den Schultern gezuckt. Der hatte nur gegrinst und war davongeschlichen.
    Eva Seitz wurde mittlerweile nach der Stunde nicht mehr sogleich eingeschlossen. Ihr waren täglich feste Zeiten zugeteilt worden, in denen sie sich auf der Station frei bewegen konnte.
     
    Wolf nahm sich vor, sie in der nächsten Sitzung ganz vorsichtig mit irgendetwas zu packen. Er musste sich was einfallen lassen. Gott sei Dank hatte er Professor Sanders Drängen, in den Kameraraum überzuwechseln, abbiegen können. Wieso konnte er nur so schlecht abschalten. Wolf ärgerte sich darüber. Zur Vorbereitung seiner Worte an Anke räusperte er sich und strich mit den Fingern seinen Schnauz nach. 
    „ Anke, auch wenn wir beschlossen haben, heute Abend nicht von ihr zu reden, also, sie ist teilweise derart ordinär in ihren Ausdrücken, dass ...“
    Anke sah von ihrer Salatschüssel auf und sagte in übertriebenem therapeutischen Ton.
    „Nur zu, lass es raus.“
    „ Ja, im Ernst, ich wundere mich, wie sie es geschafft hat, die Frau eines Arztes zu werden.“
    „ Du brauchst sie doch nur anzusehen.“
    „ Nein, nein, irgendwie passt das nicht. Ich meine, wenn sie sich an seiner Seite auch so aufgeführt hat und in der Gesellschaft ...“, er lachte kurz auf und wechselte seine Stellung am Türrahmen. „... dann hat der Arme sicher einige peinliche Momente erlebt.“
    „ Sie beschäftigt dich wohl mehr, als du erwartet hattest, gib’ s zu.“
    Wolf stöhnte als Antwort. Zweifelnd meinte er.
    „Vielleicht hat sie ja zwei Persönlichkeiten in sich, eine versaute und eine reine.“
    Anke rührte in der Salatsoße.
    „Du meinst, sie ist multipel?“
    „ Bei zwei Persönlichkeiten spricht man doch nicht gleich von multipel. Dann wäre ja jeder multipel. Jeder ist doch in irgendeiner Weise ambivalent.“
    „ Ja, ich zum Beispiel. Einerseits trenne ich mich von dir, weil du mich zu einem Hausmütterchen wie deine Mutter es war, machen wolltest und andererseits verbringe ich die meiste Zeit frank, fröhlich und frei mit dir. Das ist doch auch ambivalent.“
    Mit etwas ungestümen Bewegungen mischte Anke den Blattsalat unter die Soße.
    Wolf reagierte empört.
    „ Das ist doch der Gipfel. Ich wollte dich zu einem Hausmütterchen machen?“
    „ Siehst du – und du willst Psychologe sein. Kriech mal in dich hinein. Dir ist das nie bewusst geworden. Aber meine psychologischen Kenntnissen sagen mir, dass du in mir eine Mutter gesucht, hast oder immer noch suchst. Eine Mutter, die immer für dich da ist und alles für dich tut. Die fast unter Selbstaufgabe dafür sorgt, dass es dir gut geht – eben genau das, was du nicht gehabt hast, was deine Mutter nicht für dich getan hat.“
    „ Also – erzähl du mir nichts von Psychologie“, knurrte Wolf nun doch etwas sauer. Sie hatte nicht ganz unrecht, und deswegen war er pikiert und schaute finster drein. Anke schnappte die Salatschüssel, drückte ihm das Brotkörbchen in die Hand und nickte ihn ins Wohnzimmer zum Sofa.
    „ Ich find’ s unmöglich, dass wir jetzt noch Salat essen müssen, nur damit er nicht schlecht wird.“
    Anke setzte sich.
    „Was heißt hier wir? Ich, ich muss ihn essen. Als mein Gast hast du die freie Wahl, ob du oder ob du nicht ...“
    Sie stopfte sich die Salatblätter in den Mund, dabei lief ihr wie bei einem kleinen Kind die Soße an den Mundwinkeln herunter. Wolf grinste in sich hinein, das war

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