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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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antwortete sie im Gegensatz zu ihrem Blick und zu seiner Überraschung. In ihrer Stimme lag etwas Trotziges. Er war sicher, sie hätte anders reagiert, wenn er den letzten Satz nicht gesagt hätte.
    „ Es interessiert mich sehr, alles, was mit Ihnen zusammenhängt. Sie sind ohne Zweifel eine bemerkenswerte Frau.“
    Das war zu viel. Sie schien Gefahr zu wittern. Er schalt sich in Gedanken einen Idioten.
    „Bemerkenswert, ha! Außergewöhnlich, ha! Das höre ich seit meiner Kindheit. Schon als Kind haben die Leute mich bestaunt wie ein exotisches Tier.“
    „ Frau Seitz, Eva, Sie interessieren mich als Mensch, nicht als gut aussehende Frau.“
    „ Ja, ich weiß, sie wollen meine Seele mit allem, was sie zu verbergen hat. Ach, fick dich doch. Wie hat ihr Vater immer gesagt? Du Kackarsch.“
    „ Kackfrosch.“ 
    Dr. Wolf Heinzgen sah geschwind auf die Uhr. Bevor sie wieder auf ihn losgehen würde, wollte er lieber vorher die Stunde abbrechen und ihr damit den Wind aus den Segeln nehmen. Immerhin hatten sie es diesmal auf vierzig Minuten gebracht. Das war keinem seiner Vorgänger gelungen. Er war auf der Überholspur. Wusste plötzlich, dass er sie knacken könnte, sie interessierte ihn jetzt auch persönlich. Nicht nur, weil sie wirklich eine außergewöhnliche Frau war. Auch, wenn sie diese Formulierung nicht akzeptierte.
    Er stand auf, hielt ihr eine Hand entgegen, in der ihre wie in Zeitlupe einschlug und griff mit der anderen das Aufnahmegerät vom Tisch. Innerlich schmunzelte er. Er hatte sie verblüfft.
    „ Nächsten Dienstag, diesmal vierzehn Uhr, Eva, sehen wir uns wieder.“
     
    ***
     
    Wie schon nach der ersten Sitzung blieb Eva auch diesmal zunächst sitzen. Sie rieb sich ihr Kinn. Himmel noch mal, der war gerissen. Sie musste wirklich mehr als nur auf der Hut bleiben. Das mit ihrer Mutter hatte sie ihm ja ruhig sagen können. Er würde wohl nicht gleich losgehen und sie suchen. Aber das mit dem Sterben wollen hätte sie sich lieber verkneifen sollen. Es war ihr schlicht rausgerutscht, wohl, weil es so gut auf die gewichtige Bedeutung ihres Vornamens – Leben – gepasst hatte. Und jetzt vermutete er wahrscheinlich die finstersten und übelsten Begebenheiten in ihrem Leben, denen sie am liebsten ständig durch Sterben hatte entkommen wollen. Ohne, dass sie es steuern konnte, schob sich ein Bild vor ihre Augen. Sie sah ihn vor sich, den smarten Kerl mit den schlabberigen Hosen und dem vergilbten Unterhemd, das ihm halb aus der Hose hing, den Arm um ihre Mutter gelegt. Beide lachten. Sie war noch ein kleines Mädchen von gerade mal acht Jahren gewesen und fühlte sich, ohne es erklären zu können, ausgelacht. In der Tür des Holzschuppens hinten im Garten hatte sie gestanden, in ihrer Hand einen Eimer, den sie mit Holzstücken für den Kamin füllen sollte. Mutters Stimme forderte sie auf, seltsam höhnisch.
    “ Na, nun mach schon, hol schon das Holz, geh schon, Eva.“
     
    Eva sprang vom Stuhl und lief aufgewühlt im Zimmer umher. In ihrem Kopf breitete sich Nebel aus. Moderig roch es.
    „ Fort, fort!“, schrie sie. „Zucker, Marmelade, Brot, London, Paris, Erdbeben!“
    Wie von einem unsichtbaren Gummifaden gezogen, entfernte sich das Bild von ihr, flutschte dann, als würde das Gummiband ruckartig wieder losgelassen, dicht vor ihre Augen.
    „Zucker, Brot, Amerika ...!“, brüllte sie in den Raum und warf sich aufs Bett. Sie vergrub ihren Kopf tief ins Kopfkissen und murmelte. „Ja, Dr. Heinzgen, nicht erst nach meiner glücklichen Kindheit, ich wäre auch als Kind schon am liebsten gestorben.“
     
    ***
     
    Wolf lehnte in der Küchentür und sah Anke zu. Sie mixte eifrig Öl und Essig mit diversen Gewürzen. Nach dem Kino waren sie in ihr Appartement gegangen, es lag näher. Wolf überlegte, ob er von ihr anfangen sollte oder nicht. Sofort nach dem Film hatte sie wieder von seinen Gedanken Besitz ergriffen. Mittlerweile lagen vier Sitzungen mit ihr hinter ihm. Sie hatte sich locker und hilfsbereit gegeben, er sie aber sofort durchschaut und ein wenig beleidigt reagiert, dass sie ihn für so dumm hielt und ihr erklärt.
    „ Ich glaube Ihnen kein Wort von ihrer glücklichen Kindheit, ihrem Superverhältnis zu ihrem Vaterersatz und Ihren Gedächtnislücken, die Sie auch schon als Kind immer wieder überfallen haben sollen.“
    Und nun meldete sich sein Gewissen. Es war sonst nicht seine Art, Patienten so zu brüskieren, aber Eva Seitz war eine ungewöhnliche Patientin. Sie fordere ihn

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