Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
gesehen. Nicht mal die Wände schienen gerade zu sein. Die Frau musterte sie, während sie zum Platznehmen aufforderte. Anke setzte sich auf das Zweiersofa. Maria Brand rechts von ihr in den Sessel und die Frau ließ sich Anke gegenüber nieder.
„Nun erzählen Se mal, warum wollen Se was von der Mutter von Eva wissen?“
Maria Brand deutete plötzlich zu ihrer rechten und sagte zu Anke.
„Das ist übrigens die Ingrid, Ingrid Heimann. Sie kennt die Irmgard Maron gut und auch die Eva. Ingrids Tochter, die Sabine, ist nämlich mit Eva zur Schule gegangen, bis sie weggezogen ist.“
„ Sie könnten mir auch etwas über Eva erzählen?“, fragte Anke erfreut.“
„ Bis jetzt erzähl ich Ihnen gar nichts, bevor Se mir nicht sagen, warum?“
„ Es geht bei der Suche der Mutter indirekt um Eva, ihre Tochter. Sie wissen sicherlich, was mit ihr passiert ist, bzw. was sie getan haben soll?“
Die beiden Frauen nickten. Anke fiel auf, dass sie sich verwundert ansahen. Hatte sie etwas Falsches gesagt? Anke versuchte, sich nicht irritieren zu lassen.
„Ich suche die Mutter in der Hoffnung, dass sie Kontakt zu ihrer Tochter aufnimmt und ihr helfen kann. Eva Seitz scheint sehr verwirrt und die Mutter könnte vielleicht mit dazu beitragen, die Tat aufzuklären.“
Die beiden Frauen sahen sich erneut stumm an. Anke blickte zwischen ihnen hin un her, fragte sich erneut, was mit ihnen los war. Überlegten sie, ob sie ihr trauen konnten? Dem konnte sie vielleicht abhelfen.
„Mein Mann betreut Eva Seitz psychologisch. Er ist ihr Therapeut, verstehen Sie?“
Anke hoffte, dass das Wort Therapeut sie glaubwürdiger erscheinen ließ. Frau Heimann lehnte sich zurück und verschränkte ihre Arme vor der Brust. Sie schüttelte den Kopf und sah Maria Brand fragend an.
„Ja Maria, hast du ihr denn nichts gesagt?“
Anke wurde hellhörig.
„Was, was soll Frau Brand mir nicht gesagt haben?“
Maria Brand holte Luft.
„Evas Mutter ist schon seit sechs Jahren tot.“
Anke blieb der Mund offen stehen. Frau Heimann ergriff das Wort.
„Haben Se das nicht gewusst? Se sind doch Journalistin.“
Anke hörte ihr Herz klopfen. Sie wusste jetzt wirklich nicht, ob sie überrascht, erstaunt oder auf sich selbst wütend sein sollte. Sie hätte sich besser informieren können.
„Zu der Zeit damals war ich noch recht frisch im Job“, entschuldigte sie sich und ärgerte sich sofort darüber. Sie war niemanden Rechenschaft schuldig. „Aber ...“, setzte sie eine Frage an, schwieg jedoch schnell. Was Eva Seitz von ihrer Mutter behauptet hatte, ging die Frauen nichts an.
„ Vor sechs Jahren“, murmelte sie stattdessen gedehnt, „das war 1994.“
Beide Frauen nickten.
„Irmgard hatte einen Unfall. Genaues weiß ich auch nicht“, erklärte Frau Heimann, „du doch auch nicht, Maria, oder?“
Maria schüttelte den Kopf.
„De Frau Maron liegt hier auf dem Friedhof neben ihren Eltern. Aber Eva war damals nicht bei der Beerdigung. Am besten“, meinte Frau Heimann, „ich erzähl einfach mal.“
Anke nickte. Sie war noch dabei, die Information über Irmgard Marons Tod zu verdauen. Wieso hatte Eva Seitz behauptet, ihre Mutter lebe, und das in Hamburg, obwohl sie schon lange tot war? Hatte sie ihren Tod einfach verdrängt, soweit, dass sie es komplett vergessen hatte und sich einbildete, ihre Mutter würde leben?
Die beiden Frauen lehnten sich zurück, doch unvermittelt erhob sich Ingrid Heimann.
„ Ich koch mal nen Kaffee, dann erzählt’ s sich besser. Aber vorher ruf ich noch meine Tochter an.“
Anke spürte diesen unverwechselbaren Nervenkitzel in ihr hochsteigen, der sie jedes Mal ganz bewegt und kribbelig werden ließ, wenn sie in eine neue Geschichte eintauchte. Sie bemühte sich, die aufkommende Anspannung nicht in ihrem Gesicht lesen zu lassen. Die Frauen brauchten nicht merken, dass sie sich fühlte wie ein Kind am Weihnachtsabend.
Kurze Zeit später saß Anke drei Frauen gegenüber, die alle zusammen in ihre Camera lächelten. Anke bejahte die Frage, ob sie auch in die Zeitung kämen. Ingrid Heimanns Tochter Sabine Busch war eine durchschnittlich aussehende Frau mit groben Gesichtszügen, aber einem sympathischen Wesen, verheiratet und Mutter von zwei Kindern. Sie war so alt wie Eva. Auf dem Tisch standen dampfender Kaffee und verschiedene selbst gebackene Mürbeteichplätzchen. Dezent platzierte Anke mit den Worten „entschuldigen Sie, damit ich nichts vergesse“, ihr Aufnahmegerät auf den Tisch.
„ Und
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