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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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allen Dingen, zu einem Fremden.“
    Sie lächelte verzerrt. „Bin ich jetzt geheilt?“, fragte sie halb scherzhaft. „Ist die Ursache für den Mord an meinem Mann nun geklärt?“ Die Worten klangen ein wenig höhnisch. Sie näherte sich wieder der alten Eva. „Wir haben überzogen“, bekundete sie in der nächsten Sekunde mit dem Blick auf die Wanduhr.
    Wolf bestätigte es mit einem Nicken. „Wir haben erst ein paar Meter geschafft von einer endlos langen Strecke. Und ich bin sehr betroffen über das, was Sie erlebt haben. Es ist absolut schlimm, was Ihnen angetan wurde und nicht Ihre Schuld. Niemals war es Ihre Schuld. Aber Sie haben sich auf den Weg gemacht und ich hoffe, Sie werden mutig weitergehen bis an sein Ende und dann, so hoffe ich weiter, werden wir vieles genauer wissen.“
    „ Sie hoffen?“
    „ Ja, denn ganz sicher weiß ich es auch nicht.“
     
    ***
     
    Nachdem Dr. Heinzgen gegangen war, kauerte sich Eva auf ihr Bett. Doch von einer inneren Unruhe getrieben, erhob sie sich bald darauf und verließ das Zimmer. Der stereotype Flur, wie in allen Krankenhäusern mit diesem bestimmten Geruch behaftet, war leer. Sie schritt ihn langsam entlang. Aus einigen Zimmern drangen durch die Türen Laute zu ihr. Die verschlossene Eingangstür am Ende des Ganges zog sie magisch an. Sie stellte sich vor, die Tür würde sich plötzlich teilen wie einst das Rote Meer und sie könne hindurchschreiten. Aus einem der Zimmer direkt am Eingang trat ein Pfleger. Eva blieb stehen. Sie kannte ihn. Er hatte bei ihr anfangs schon einige Male kräftig zugepackt. Er bedachte sie mit einem knappen Blick, schloss dann die Tür in die Freiheit auf und verriegelte sie von außen wieder.
    Irgendwie ..., irgendwann ..., dachte Eva und eilte zurück in ihr Zimmer. Sofort fiel ihr Blick auf den Stuhl abseits der Sitzgruppe mitten im Zimmer, auf den Dr. Heinzgen die kleine Eva gesetzt hatte. Sie ging hin und fuhr sanft mit den Fingern über seine Lehne, als würde sie ein Baby streicheln. Unvermittelt lachte sie laut los. Was war sie doch für eine sentimentale Kuh geworden unter diesem Psychofuzzi Wolf. Sie gab dem Stuhl einen Tritt und warf sich aufs Bett. Er hatte es doch tatsächlich geschafft, sie zum Reden zu bringen, dieser verdammte Psychoscheißer. „Ich achte und respektiere Sie“, äffte sie seine Worte nach. Aber sie musste sich eingestehen, dass es ihr heruntergegangen war wie Öl. So etwas hatte noch niemals jemand zu ihr gesagt, und sie hatte gar nicht gewusst, wie sie darauf reagieren sollte. Das hatte er genau gespürt. Er war ja nicht doof, dieser Psychoheini. Eva grübelte darüber nach, wie und mit was er es geschafft hatte, sie zu erweichen. Besser gesagt, sie zu erreichen. Und das Verrückte war, sie glaubte ihm auch noch, was er sagte. Glaubte, dass er sie wirklich verstehen würde, egal, was sie getan hatte. Ja, sie glaubte ihm, und es tat ihr gut. Und er würde weiter und weiter in ihre Seele eindringen, sich unaufhaltsam wie ein Spiralbohrer tiefer und tiefer arbeiten bis auf den Grund. Wollte sie das? Welche Wahl hatte sie? Gefängnis oder die Geschlossene. Die zweite Möglichkeit schien ihr erträglicher. Sie hatte mittlerweile längst eingesehen, dass es nicht sinnvoll war, sich weiterhin hinter dieser Amnesie zu verstecken, wie sie es anfänglich geplant hatte. Also musste sie mitmachen und wollte es irgendwo da drinnen auch. Was die Tötung, das Wort Mord vermied sie, ihres Mannes anbetraf, so klaffte in ihr eine gewaltige Lücke, die sie gern geschlossen sehen würde und auch wieder nicht. Woher rührte die Angst, es nicht zu wollen? Diese Angst war ihr unerklärlich. Sie wusste nicht, woher sie kam und was es mit ihr auf sich hatte. Sie war einfach da und erfasste ihr Herz wie ein tollwütiger Hund. Die Angst lag hinter dem Schutzwall in ihrem Kopf. Bei dem geringsten Versuch, diesen Schutzwall zu erklimmen und einen Blick dahinter zu werfen, wurde es dunkel und alles entglitt ihr. Es war, als wenn sie danach völlig abtauchen würde in unbekannte Gewässer, dessen Schlingpflanzen versuchten, sie zu umgarnen und herunterzuziehen in die unendliche Tiefe, ins schwarze Nichts, wo niemals ein Lichtschein hindringen würde. Und da ganz unten gab es etwas, das sie nicht erreichen konnte, aber sie wusste intuitiv, dass es eine Gefahr für sie bedeutete, nicht aber, wie diese Gefahr sich auswirken würde. Klar in Erinnerung haftete ihr das mit Elke. Und das mit Elke durfte niemand erfahren. Auch nicht

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