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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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ihrem Ringen mit der Vergangenheit Farbe und Ausdruck wechselte. Schließlich glich es einer Maske mit blassroten Lippen und starren blauen Augen und diese schienen durch ihn hindurchzusehen. Sie begann so leise zu sprechen, dass sich Wolf konzentrieren musste, um sie zu verstehen ...
     
    „ Als ich zehn Jahre alt geworden bin, sind wir nach Bonn gezogen. Was sich mit Claudius weiter abgespielt hat, habe ich Ihnen schon aufgeschrieben, das lassen wir jetzt aus. Ich kam auf die Hauptschule und zwei Jahre später mit zwölf auf diese neue Gesamtschule. Mutter hatte wohl die Hoffnung, ich könnte dort irgendwie die mittlere Reife schaffen, ich war eine verdammt schlechte Schülerin. Ich musste mit zu vielen Dingen in meinem Leben kämpfen, als dass ich mich hätte auf die Schule einlassen können.
    Nicht nur, weil ich eine schlechte Schülerin war, wurde die Schule zur Qual, auch, weil ich in den Pausen von den Jungs immer attackiert wurde. Ich war ein besonders hübsches Kind. Meine Mitschülerinnen mieden mich. Oft zeigten sie mir deutlich ihre Eifersucht in Beschimpfungen und anderen Gemeinheiten. Meistens verbrachte ich die Pausen alleine und war den Jungs ausgeliefert, die sich einen Spaß daraus machten, mich in irgendeiner Weise zu berühren oder mich in eines ihrer blöden Gespräche zu verwickeln. Ich reagierte unterschiedlich. Mal ängstlich, mal angepasst, mal wütend. Wenn ich wütend wurde, schlug ich wild auf sie ein, wobei dann zwei, drei oder auch vier mich packten und ihre Hände überall hatten. Es war nur widerlich. Einmal, ich war vielleicht seit vier Wochen auf der Schule, kam es wieder zu so einer Situation. Mitten im Gerangel hörte ich plötzlich jemand laut schimpfen.
    „Lasst ihr wohl das Mädchen in Ruhe, ihr Bastarde. Haut bloß ab, verpisst euch!“
    Die Stimme trieb die anderen Jungs auseinander und er fragte mich lächelnd.
    „Bist du in Ordnung?“
    Ich nickte schüchtern und völlig überwältigt. Noch nie war mir jemand zur Hilfe gekommen. Noch nie in meinem Leben hatte sich jemand für mich eingesetzt. Ich starrte den Jungen an, als wäre er von einem fremden Stern direkt auf den Schulhof vor meine Füße gefallen. Er war größer und älter als ich, musste ein paar Klassen über mir sein. Er hatte dunkles volles Haar und richtig liebe braune Augen. Ich fand ihn hübsch.
    „Du bist süß“, sagte er, „von jetzt ab habe ich ein Auge auf dich. Sie werden es nicht mehr wagen, dich anzurühren.“
    Er drehte sich um, winkte mir nochmals zu und ging davon. Ich fasste mir ein Herz.
    „Wer bist du!“, rief ich mit klopfendem Herzen.
    Er drehte sich um, lachte mich voll an und rief zurück.
    „Ich heiße Ronald!“
    Von da an änderte sich vieles. Ich hatte einen Beschützer. Die Pausen wurden für mich aufregend. Immer hielt er sich in meiner Nähe auf. Eines Tages bemerkte ich ein Mädchen. Sie war aus meiner Parallelklasse. Später fiel mir dann ein, dass sie eigentlich ständig um ihn herum war, ich es aber aus irgendeinem Grund bisher nicht wahrgenommen hatte.
    Die Mädchen meiner Klasse suchten auf einmal Kontakt mit mir. Ich war nicht mehr alleine. Obwohl sich eine richtige Freundschaft mit einem Mädchen aus meiner Klasse nie ergab. Aber immerhin nahmen sie mich ernst, denn, wenn ich von einem Jungen aus der oberen Klasse wahrgenommen wurde, wollten sie natürlich dem nicht nachstehen. Das Mädchen aus meiner Parallelklasse, so spürte ich bald, war mit ihm enger befreundet. Sie hatte blonde Haare wie ich, war schlank wie ich und besaß ein hübsches Gesicht, aber ich fand meines hübscher und dachte, dass ich gewinnen müsste im Wettstreit um Ronald. Nicht, dass ich ihn als Freund haben wollte, so mit ihm ’gehen’, wie man das nannte, nein, ich wollte nur gewinnen.
    Zwei Tage später hatte ich die erste Berührung mit Ronalds Freundin. Ich werde den Tag nie vergessen, denn es ging mir sehr schlecht. Es war ein kühler Novembertag. Mutter hatte am Abend zuvor lange gearbeitet und ich meine leidvollen Erfahrungen mit Claudius. Er hatte mich gezwungen, Sekt zu trinken. Am nächsten Tag, eben an diesem Tag, war mir furchtbar übel. Ich habe mich mühsam durch die ersten beiden Stunden gequält. In der ersehnten Pause stand ich auf dem Schulhof an der Mauer und dachte, ich müsste kotzen. Plötzlich stand Ronald neben mir.
    „Was ist los, du bist nicht in Ordnung, stimmt’ s?“
    Ich schüttelte den Kopf und erbrach in dem Moment. Er hielt mir gleich ein Taschentuch hin und

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