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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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diesem bestimmten Gesichtsausdruck an. „Dieser Bischoff, der hat doch hier in Bonn eine gut gehende Praxis ...“
    „Soll das ein dezenter Hinweis sein, nachzuforschen? Ich dachte, die Informationen irritieren dich.“
    Wolf lachte auf. „So, wie ich dich kenne, wirst du sowieso nicht mehr zu bremsen sein, und wenn es mich noch so irritieren würde.“
    Anke berichtete ihm noch in zusammengeraffter Form über ihren Besuch bei Richter Moretti. Die Uhr gongte elf. Gleichzeitig hörte Wolf die Haustürklingel.
    „ Oh je, mein erster Patient für heute.“
    Er küsste Anke, warf sein Jackett um und eilte die Treppe runter.
     
    ***
     
    Zum nächsten Termin traf Wolf seine Patientin wieder in ihrem Zimmer an. Er hatte sich vorgenommen, über den gestrigen Vorfall kein Wort zu verlieren. Eva tat es auch nicht. Sie kamen zur Sache wie zwei Profis, die schon ewig wussten, wie sie was zu tun hatten.
    „Möchten Sie über etwas Bestimmtes reden?“
    „ Möchten Sie etwas Bestimmtes wissen?“, gab Eva gelassen zurück.
    Wolf sah sie prüfend an. Er konnte noch nicht beim Namen nennen, was genau von ihr ausging. Sie wirkte beherrscht oder eher berechnend? Im Augenblick sah sie scheinbar teilnahmslos zum Fenster hinaus, aber in ihrem Gesicht ahnte Wolf die Anspannung.
    „Sie erscheinen mir recht gleichgültig.“
    „ Hmm“. Sie zuckte einmal mit den Schultern.
    „ Wissen Sie, Eva, ich hatte eigentlich nach Professor Sanders Anruf erhofft, dass Sie bereit wären, sich nun endlich einzubringen. Oder hatten Sie einfach nur keine Lust, sich wieder an einen neuen Psychologen zu gewöhnen?“ Wolf fühlte sich enttäuscht. Er spürte schlagartig, dass er allmählich die Lust verlor, nein, die Geduld. „Reden wir über die Mauer in Ihrem Kopf, Eva.“
    Sie fasste sich an den Hals, den ein weißer spitzer Kragen zierte.
    „Ja, Sie haben eigentlich recht, ich will mich einbringen, wie Sie es so schön ausdrücken.“ Ein leichter spöttischer Unterton war nicht zu überhören. „Ich will es jedenfalls versuchen, versuchen, alles zu erzählen, schonungslos alles, was ich weiß. Und nebenbei bemerkt stimmt auch, dass ich kein Verlangen nach einem neuen von Ihrer Sorte habe. Sie sind ja ganz zufriedenstellend.“
    „ Danke.“
    „ Außerdem will ich reden, weil mir nichts mehr passieren kann, ich kann mich retten.“
    „ Wohin? In den Tod?“ Beinahe hätte er noch erwähnt: So, wie Sie es schon mal versucht haben?
    Eva holte tief Luft, antwortete aber nicht auf seine Frage, sondern sagte wie beiläufig.
    „Versuchen wir über die Mauer zu kommen, dahinter zu schauen.“
    „ Gut, versuchen wir es. Warum fühlen Sie sich Schuld am Tod Ihrer Mutter?“
    „ Es lässt mir keine Ruhe, nicht zu wissen, ob ich sie die Kellertreppe herunter gestoßen habe, oder ob sie gefallen ist oder ob sonst noch wer im Haus war. Und Ronald“, schwenkte sie übergangslos um, „er hat mich verraten, nicht geliebt, immer nur von Elke geredet, von einem Baby. Er hat mich missbraucht. Er hat nur meinen Körper gewollt, nicht mich als Mensch. Er war nicht besser als Claudius.“
    „ Und als Ihnen das bewusst wurde, sie ihn auch noch schnarchen hörten wie Claudius, da musste er sterben.“
    „ Ich weiß es nicht, aber, warten Sie, an das Schnarchen erinnere ich mich, aber danach bin ich leer.“
    „ Haben Sie Ihren Mann geliebt?“
    Eva wehrte mit beiden Händen ab, als wolle sie ein unsichtbares Insekt verscheuchen. „Er war Dreck - wie alle Männer.“
    „Dreck? Wie Sie selbst?“
    Er dachte an die Vision von Professor Sanders ganz zu Anfang. Zu seiner Verwunderung reagierte Eva nicht auf seine provozierende Frage, vermeldete stattdessen energisch.
    „Das geht so nicht. Wir können nicht mitten drin anfangen.“
    Wolf lehnte sich zurück.
    „Dann beginnen Sie von vorne.“
    Eva beugte sich halb über den kleinen Tisch.
    „Sie erinnern sich, was Sie mir gesagt haben?“
    Wolf setzte sich wieder aufrecht und neigte den Kopf zur Seite.
    „Sie haben gesagt, dass Sie nicht verpflichtet sind, vergangene Straftaten zu melden, also liegt es in Ihrem Ermessen – und ich vertraue Ihnen. Und bitte unterbrechen Sie mich nicht.“
    Gespannt aber äußerlich ruhig wirkend lehnte Wolf sich wieder zurück. Eva straffte ihren Brustkorb, als schritte sie nun endgültig in den Kampf. Ihre Hände hielt sie ineinander verschränkt auf ihrem Schoß und fuhr sich mehrmals mit der Zunge über die Lippen. Wolf beobachtete fasziniert ihr Gesicht, das bei

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