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Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
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eigentlich schon fast zwanzig war, geschah etwas, das mein Leben erneut veränderte. Ich hatte mal wieder die Stelle gewechselt und jobbte in einem Café in Poppelsdorf. Meine Mutter hatte mittlerweile keine Ahnung mehr, wo ich jeweils arbeitete. Meine Gefühle für sie verwoben sich immer stärker in Liebe und Hass, ein Gemisch, bei dem abwechselnd beide Seiten überwogen. Und merkwürdigerweise glaube ich heute, dass es ihr ähnlich gegangen war. Wir hatten nicht viel Kontakt.
    Es war ein Freitag, spät nachmittags, als plötzlich meine Mutter mit einem Mann das Café betrat, in dem ich neuerdings arbeitete. Ich kam gerade mit einem Tablett beladen aus der Küche. Sie setzten sich gleich an den nächstbesten freien Tisch. Mein Herz begann schlagartig zu pumpen und beinahe hätte ich das Tablett fallen lassen. Ich schlich rückwärts in die Küche und bat meine Kollegin unter dem Vorwand, mir sei übel, die Bedienung für eine Weile allein zu übernehmen. Gott sei Dank war der Chef des Cafés außer Haus. So konnte ich die beiden aus sicherer Entfernung beobachten. Anfangs war ich mir nicht sicher, aber je länger ich hinsah, umso mehr schob sich das Bild des Mannes vor meine Augen, der mich damals an der Schule so entgeistert angesehen hatte. Dieser Herr da, mit dem meine Mutter an einem Tisch saß, sah diesem Mann verblüffend ähnlich. Jetzt nahm ich wahr, dass er gut aussah, nicht viel älter als meine Mutter war, mit vollem schwarzen Haar, geschmackvoll und teuer gekleidet. Er schien aus besseren Kreisen zu stammen. Sein Gesicht brannte sich unauslöschlich in meine Hirnwindungen ein. Was hatte meine Mutter mit diesem Mann zu tun? Der Gedanke kreiste in meinem Kopf, während ich sie nicht aus den Augen ließ. Sie unterhielten sich angeregt. Fast schien es mir, als stritten sie sich leise hinter vorgehaltener Hand. Sie blieben etwa eine halbe Stunde, in der ich ständig Stoßgebete zum Himmel schickte, dass bitte mein Chef noch nicht zurückkommen möge. Bevor der Mann ging, schob er meiner Mutter einen Umschlag über den Tisch zu, der sofort in ihrer Handtasche verschwand. Sie verließen kurz hintereinander getrennt das Café.
    Erst jetzt drang mir richtig ins Bewusstsein, dass der Mann Verenas Vater sein musste, was ich damals als Kind nicht realisiert hatte. Aber sicher war ich mir auch in dem Augenblick noch nicht. Ich konnte mir nicht erklären, warum es mich so verwirrte? Warum ich den unbändigen Drang verspürte, so schnell wie möglich in meine Wohnung zu gelangen. Dort den alten Schuhkarton hervor zukramen, mein kleines Heiligtum, in dem ich alles aufhob, was mir wichtig war, und den Zettel mit den Adressen von Ronald und Elke zu suchen. Wie benommen schob ich die noch vier Stunden Dienst ab und raste danach in meinem kleinen Fiat nach Hause. Ich hatte ihn erst seit drei Wochen und meinen Führerschein gerade eine Woche länger.
    Den Zettel mit ihren Adressen fand ich nicht mehr. Unvermittelt musste ich über mich lachen, was war ich denn für eine Närrin? Erstens war es gut möglich, dass beide gar nicht mehr dort wohnten und zum anderen brauchte ich nur das Telefonbuch aufzuschlagen. Als Ärzte mussten sie ja drin stehen. Ich fand beide Namen. Sie hatten mittlerweile den Wohnort gewechselt. Mit zittrigem Finger suchte ich auf dem Stadtplan die Straßen, sie lagen dicht beieinander in Mehlem, in Rheinnähe, wo die reichen Leute residieren. Ob Elke und Ronald noch zu Hause wohnten? Ob sie studierten? Was machten sie? Lebten sie überhaupt noch in Bonn? Fragen, gepaart mit verschwommenen Bildern meiner kurz verbrachten Kindheit mit ihnen überfielen mich wie ein Schwarm Heuschrecken. Plötzlich wollte ich alles von ihnen wissen, vor allem aber, ob der Mann tatsächlich Verenas Vater war. Er betrieb eine neurologische Praxis in Bonn. Ich besorgte mir einen Termin für den nächsten Morgen. Schon, als ich die Praxistür öffnete, sah ich den Arzt eine Patientin aus dem Sprechzimmer geleiten, an der Theke die Helferin anweisen, ein Taxi zu bestellen und sich von der Dame überschwänglich verabschieden. Ich drehte mich auf dem Absatz um und rannte die paar Treppenstufen herunter, als wäre jemand hinter mir her. Er war es. Ein ums andere Mal fragte ich mich, während ich kopflos durch Bonn kurvte, was meine Mutter mit Verenas Vater zu tun hatte? Mit einem Mann seines Standes? Gab es vielleicht eine geheime Diagnose? War meine Mutter nervlich krank? Eine noch nie erlebte Sorge um sie übermannte mich, und

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