Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
Verkauf angeboten. Nach Frau Maron hatte es bis Anfang 1999 eine junge Familie bewohnt.“
„ Ah, ja, danke nochmals.“
Wolf hatte die Haustür schon geöffnet als Anke sich noch einmal umdrehte.
„Hier ist meine Karte. Wenn Ihnen noch was einfällt, oder sich irgendetwas tut mit dem Haus, egal was, rufen Sie mich an, auch auf Handy. Und noch etwas. Wissen Sie, wem das Haus gehört?“
„ Jetzt wohl dem Sohn, diesem Neurologen, ganz früher haben die alten Bischoffs drin gewohnt.“
Im Auto schlug sich Anke mit der Hand vor die Stirn.
„ Was bin ich bloß für eine blöde Nuss. Dass da der Dr. Bischoff hinter steckt, hätte ich mir denken können. Ist doch ganz logisch. Irmgard Maron zieht plötzlich von Bonn nach Meckenheim in ein Haus, wo eine Wohnung für sie alleine auch gereicht hätte. Er hat sie vermutlich mit dem Hausangebot nach dem Prozess aus dem Bonner Verkehr gezogen und sie damit weiterhin stillschweigend gemacht. Wahrscheinlich hat sie nicht mal Miete bezahlt.“
„ Glaubst du, der Bischoff könnte etwas mit ihrem Tod zu tun haben?“
„ Möglich.“
Wolf wühlte sich durch die Haare. „Der Schatten in Evas Traum. Ich bin jetzt mal ganz forsch. Wenn Bischoff womöglich der Schatten war, könnte Eva ihn überrascht haben. Vor Schreck hat er ihr eins drübergezogen.“
„Und ganz forsch weiter“, folgerte Anke, „hat er Irmgard anschließend die Treppe herunter befördert, nachdem er sie vorher mit Alkohol abgefüllt hatte, um endlich vor ihr Ruhe zu haben. Vielleicht hatte sie ihm ja auch noch mal ordentlich Schweigegeld abpressen wollen.“
„ Wir sprechen schreckliche Dinge aus“, bemerkte Wolf leise, „aber nehmen wir es so einmal an, dann hätte er vorsätzlich einen Mord oder einen vorgetäuschten Unfall geplant.“
„ Oder auch nicht“, konterte Anke. „Irmgard Maron könnte auch während eines Streits mit Bischoff über Finanzielles oder über Eva bei einem Gerangel die Stufen hinabgestürzt sein, und es ist wirklich ein Unglücksfall gewesen.“ Anke lehnte den Kopf an die Stütze.
„ Und Bischoff wollte“, folgerte Wolf weiter, „damit er nicht hineingezogen wird, einfach abhauen. Doch in der Sekunde kam ihm Eva in die Quere, die ihre Mutter besuchen wollte.“
„ Oh Himmel, ich werd nicht mehr“, stieß Anke hervor. „Ich wusste doch, im Fall Eva Seitz liegt was fürchterlich im Argen.“
Wolf stöhnte und startete den Wagen. Seine Worte gingen fast im Motorgeräusch unter.
„Eva glaubt, sie habe ihre Mutter auf dem Gewissen, glaubt, sie in einer Art geistiger Umnachtung getötet zu haben, so, wie es bei Ronald gewesen ist. Und das versetzt sie in panische Angst, so sehr, dass sie die Geschehnisse hinter ihrer Mauer im Kopf verborgen hält.“
„ Ich sollte“, meinte Anke, „den Dr. Bischoff mal aufsuchen.“
„ Bist du verrückt!? Was willst du ihm sagen? Etwa wer du bist? Etwa von der Presse?“
„ Da wird mir schon was einfallen.“ Anke funkelte ihn an. „Was soll das? Vor ein paar Tagen wolltest du doch selbst noch, dass ich nachforsche.“
„ Schon, aber das heißt nicht, dass du ihn persönlich besuchen sollst“, ereiferte sich Wolf.
„ Ich weiß schon, was ich tu. Ich bin erwachsen, im Gegensatz zu dir. Und jetzt nach Hause, ich bin fast tot vor lauter Anspannung.“
„ Zu dir oder zu mir?“
***
Sie hat sich verändert, bemerkte Wolf sofort am nächsten Nachmittag in der Sitzung und befürchtete, Eva würde ihre angefangene Geschichte nicht fortsetzen. Sie verströmte, gelassen, wie sie dasaß mit übereinandergeschlagenen Beinen und aufrechtem Oberkörper in ihrer geliebten weißen Bluse eine erhabene Gleichgültigkeit. Wolf fühlte, dass sie sich von ihm entfernt hatte. Die entstandene Nähe schwand augenblicklich mehr und mehr, so, als würde Eva gerade noch bereit sein, ihm einige Häppchen hinzuwerfen. Eben so, als besäße sie eine Macht, die sie ihn nur ahnen lassen wollte. Was nur geht in ihr vor sich?, sann er, während er sie ansah und mit gespreiztem Daumen und Zeigfinger mehrmals seinen Schnauz in Form brachte. Aber Dr. Heinzgen war Profi genug, sich nicht verunsichern zu lassen. Die Verhaltenweise der Patienten in psychologischer Betreuung wechselte oftmals von jetzt auf gleich.
Still und fast unbeweglich saß Eva ihm gegenüber. Wollte sie es erneut auf eine Machtprobe ankommen lassen? Er erinnerte sich an die Stunde, in der sie kein Wort gesprochen hatte. Auch jetzt lag bedrückendes Schweigen in der
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