Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
zu behüten.“
„ Warum machst du eigentlich nicht meinen Job?“
„ Also morgen wäre deine letzte Stunde mit ihr?“
Wolf nickte.
„Da hättest du nochmals die Möglichkeit, herauszufinden, was mit ihrer Mutter wirklich geschehen ist.“
Anke schniefte. Wolf nahm sie in seine Arme.
„Entschuldige, ich wollte dich nicht angreifen. Die Äußerung war gehässig, ich bin nur so ..., ach. Anke, mein Schatz, bitte beruhige dich. Du kannst die Gesellschaft nicht ändern. Weder mit deinen Artikeln noch mit dem, was du zwischen den Zeilen auf sie loslässt. Die Welt ist nun einmal, wie sie ist und jeder Versuch, sie zu ändern, gleicht einer Sisyphusarbeit.“
„ Wie zynisch!“, schnaubte sie. „Dann kämpfe ich halt gegen Windmühlen, Hauptsache, ich tue was.“ Sie löste sich aus seiner Umarmung, ging einen Schritt zurück und sah Wolf an.„Themawechsel. Man müsste herausbekommen, wer an dem Abend Irmgard Maron besucht hat? Was hatte der Nachbar gesagt, dieser Schöneberg? Ein Wagen wäre aus der Seitenstraße gekommen, kurz, nachdem ein Mann, wir nehmen ja an, es war Bischoff, das Haus von Irmgard Maron verlassen hat? Die Seitenstraße! Hier wäre vielleicht ein Anfang.“
„ Du wolltest den Bischoff doch eh aufsuchen, frag ihn einfach.“
„ Kaum sind meine Tränen trocken, bist du wieder ganz der Alte.“
Sie drehte sich ab, verschränkte die Arme und sah mit trotzigem Gesicht zur Decke. Wolf grinste in seinen Schnauz, trat hinter ihr und legte seine Arme versöhnlich um ihre Schultern.
„Gleich sieben“, sagte Anke mit einem Blick auf die Uhr. „Willst du noch ein bisschen Ablenkung?“
„ Du bist auch wieder ganz die Alte.“
„ Los, in zwanzig Minuten sind wir in Meckenheim.“
Nach zehn Minuten Fahrt blieben sie auf der Autobahn mit einer Reifenpanne liegen.
„ Die Götter stehen heute nicht hinter deinem Vorhaben“, zischte Wolf, während er den Wagenheber ansetzte.
Anke lief an der Leitplanke auf und ab.
„Ich fass es einfach nicht!“, stieß Wolf unter heftiger Anstrengung beim Drehen der Radschrauben hervor.
„ Was? Dass wir einen Platten haben?“
„ Eva ist viele! Mehr als ich vermutet habe.“
Anke stand wippend neben ihm und kreuzte ihre Arme vor der Brust. „Konzentriere dich bitte auf den Reifen.“
„Ich bin sicher, Eva Seitz hat dissoziative Störungen. Je nach dem, was passiert oder sie vorhat, spaltet sie sich auf und lässt die jeweilige Person heraus, die für das Vorhaben am besten geeignet ist.“ Er schnaubte und ächzte. Das Rad wollte sich nicht lösen. „Verflucht, ich bin kein Automechaniker!“, schrie er das Rad an und schlug mit dem Radkreuz auf den Boden.
„ Kotz dich ruhig aus“, bemerkte Anke auf seinen Ausbruch.
Wolf ließ sich aus der Hocke auf den Hintern fallen, sah Anke provozierend an und legte demonstrativ unter ihren schelmisch dreinblickenden Augen das Radkreuz neben sich und verschränkte die Arme über seinen Knien.
„Und ich frage mich jetzt“, meinte er lauthals gegen das Rauschen der vorbeirasenden Autos, „welche Person in ihr es war, die diesen kaltblütigen Mord geplant ...“
„ Aber nicht ausgeführt hat“, stoppte Anke ihn. „Aber ich hätte einen Tipp. Vielleicht war es die Spaltperson, die für das Überleben zuständig ist?“
„ Diese Frau bringt mich um den Verstand.“
„ Oh, ich habe bisher geglaubt, ich würde das.“
„ Anke, bitte.“
„ Kleine Scherzeinlage.“
Schweigend saß Wolf auf dem Boden. Anke trippelte vor ihm hin und her. Nach einiger Zeit sagte sie mit kräftiger Stimme.
„Sie hat ihre Bestimmung für sich erfüllt. Ich glaube nicht, dass sie noch weitere Taten in diese Richtung planen wird.“
Wolf hob den Kopf, bewegte ihn mit ihren trippelnden Schritten.
„Du könntest recht haben. Sie hat sich in dem Kreis der Menschen bewegt, die ihr Schicksal bestimmt haben, und hat sie auf ihre Weise besiegt. Alle Personen aus ihrem Umfeld sind tot. Umgekommen durch sie selbst oder indirekt durch sie. Bei Claudius Haffner hat sie, ohne es zu wissen, ihre Mutter benutzt. Indirekt war Eva der Auslöser, und“, mutmaßte er weiter, „was den Tod ihrer Mutter betrifft, bringt Eva sich vermutlich mit diesem durch ein schlechtes Gewissen in Verbindung.“
„ Du glaubst also nicht ernsthaft, dass sie ihre Mutter auch umgebracht haben könnte?“
„ Im Moment weiß ich nicht mehr, was ich glauben soll. Wenn ich an den Bahnsteig denke, an ihren berechnenden Plan, dann ...“
„
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