Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
in der die Person, die Schöneberg an dem Abend aus dem Haus hatte kommen sehen, vermutlich an dem Abend sein Auto geparkt hatte. Und die wahrscheinlich Dr. Bischoff gewesen war.
Das Verkehrsschild wies die Straße als Sackgasse aus. Sie fuhr bis zum Ende und verschaffte sich einen Überblick. Auf der linken Seite reihten sich sechs Einfamilienhäuser. Auf der rechten rankte eine hohe Hecke, hinter der Felder lagen. Dicht an der Hecke parkten zwei Autos. Die Straße war so schmal, dass sie nur knapp an den parkenden Fahrzeugen vorbeikam. Es gab nur zwei Straßenlaternen. Die Straße musste also an dem Abend ziemlich im Dunkeln gelegen haben. Anke wendete und fuhr nochmals bis zum Anfang der Straße, drehte und parkte ihren Wagen einige Meter weiter an der Hecke. Sie schnappte sich ihren Fotoapparat und ging die paar Meter zurück bis zum Straßenanfang. Hier schoss sie einige Aufnahmen und schlenderte dann langsam an den Häusern entlang. Wo sollte sie anfangen? Sie blieb stehen, schloss die Augen drehte sich mehrmals im Kreis. Das Haus, das sie unmittelbar im Blick haben würde, wenn sie stehen blieb und die Augen öffnete, sollte als erstes dran kommen. Sie blinzelte, ihr Blick fiel auf die Hecke. Anke grinste. Beim zweiten Versuch sah sie die Straße entlang. Aller guten Dinge sind drei, murmelte sie und drehte sich erneut so heftig, dass sie fast das Gleichgewicht verlor. Diesmal traf es das vorletzte Haus. Sie fischte ihr Haarband aus der Jackentasche und band ihre rote Mähne hinten zusammen. „Hoffentlich öffnet ein Mann, bei Männern habe ich mehr Glück“, murmelte sie, während sie auf den Eingang zu schritt. Eine selbst entworfene ovale Tafel aus braunem Ton, liebevoll bemalt mit Gänseblümchen umrahmte die Namen Thorsten, Annegret und Silke Waldmeister. Es hing direkt über der Klingel. Anke tippte auf eine junge Familie. Ihr Zeigefinger drückte den dicken schwarzen Klingelknopf. Durch die Haustür hörte sie im Haus den melodiösen Gongschlag. Kurz darauf knackte die Sprechanlage.
„Hallo!“, erklang eine weibliche Kinderstimme.
Mist, dachte Anke. „Hallo, mein Name ist Anke Contoli. Sind deine Eltern da?“
„Nein, und ich darf auch nicht aufmachen.“
„ Ist schon in Ordnung, Wiedersehen.“
Die Anlage knackte. Anke hörte noch ein verschlucktes Wiedersehen. Sie ging zurück zur Straße, drehte sich nach beiden Seiten und überlegte, welches Haus sie als nächstes anpeilen sollte. Rein intuitiv glaubte sie, das letzte Haus wohl auslassen zu können, denn der Mann würde wohl nicht so weit in die Straße hineingefahren sein, aber man konnte nie wissen. Es blieb ihr ungenommen, es immer noch zuletzt aufzusuchen. Anke klingelte gleich am Nachbarhaus. Sie konzentrierte sich beim Klingeln auf eine männliche Stimme. Aber dieses Haus besaß keine Sprechanlage. Hier wurde sofort die Tür geöffnet. Ein Teenager, männlichen Geschlechts, den ersten dunklen Flaum über der Oberlippe, aber mit einer Haarfülle, um die ihn jede Frau beneiden würde, lächelte sie selbstsicher an.
„Hi, Anke Contoli“, begann sie forsch, „ich bin auf ...“
“ Hi, Daniel Ritter.”
Anke lachte, der Junge stimmte mit ein.
„Ich bin auf der Suche nach ein paar Informationen. Vor sechs Jahren kam in der Nachbarschaft ...“
„ Tut mir leid, schöne Frau, aber wir wohnen erst seit vier Jahren hier.“
„ Das scheint nicht meine Stunde zu sein“, murmelte Anke.
„ Dann warten Sie doch einfach auf die nächste.“
„ Guter Tipp, danke, aber vielleicht kannst du mir sagen, wer denn hier länger als sechs Jahre wohnt.“
Der Junge trat aus der Haustür zur Straße, blickte kopfwiegend zu beiden Seiten, als würde er dort die Antwort finden. Anke war ihm gefolgt und stand jetzt neben ihm.
„Also, Frau Contoli, war doch richtig, oder?“
Anke lächelte.
„Von denen ich es genau weiß, dass ist das Haus ganz vorne, und die im zweiten sind auch schon was älter, ich glaube die auch.“
„ Danke, junger Mann.“
Er lächelte sie auf eine Weise an, wie nur junge Spunde, die das Leben noch nicht so ernst nehmen, es vermögen.
„War mir ein Vergnügen.“
Anke lachte und schüttelte ihren Kopf.
„Dann versuch ich’s mal, Wiedersehen.“
Sie hörte die Haustür zuschlagen.
„Scheiße“, stieß sie laut aus, als sie sich auf den Weg zum nächsten Haus machte. Wieder dieselbe Prozedur. Klingeln, warten, vorstellen. Zeitgleich mit dem Augenblick, als die Tür geöffnet wurde, schrie Anke
Weitere Kostenlose Bücher