Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)
eingenommen. Anke notierte sich zur Sicherheit schnell das Nummernschild. Während sich Dr. Bischoff aus dem Auto drehte, schoss sie mehrere Fotos von ihm und dem Wagen einschließlich der Autonummer. Sie war ein wenig enttäuscht von seiner Erscheinung. In ihrer Vorstellung hatte sie ihn als attraktiven Draufgänger im fortgeschrittenen Alter gesehen. Ein leichter Bauch drückte sich durch den Spalt des offenen Jacketts. Auch sein Haupthaar hatte sich reduziert. Anke eilte zu ihm hinüber.
„Dr. Bischoff?!“
Sie hatte sich vorgenommen, forsch und direkt auf Angriff zu gehen, um seine Reaktion zu erleben, die ihr einiges verraten konnte.
„Meine Name ist Contoli. Ich recherchiere im Fall Irmgard Maron.“
Bei dem Namen sah er sie überrascht an. Hinter seiner Urlaubsbräune glaubte sie, das Blut schwinden zu sehen.
„Sind Sie von der Polizei?“
„ Journalistin.“
„ Von welcher Zeitung?“, fragte Dr. Bischoff barsch.
„ Freie Mitarbeiterin.“
„ Ach du meine Güte“, lachte er gekünstelt. „Und wie kommen Sie auf mich? Was um Himmels willen wollen Sie bei mir recherchieren?“
„ Frau Maron hat zuletzt in Ihrem Haus in Meckenheim gewohnt.“
Dr. Bischoff öffnete den Mund, doch Anke sprach weiter.
„Sie müssen doch wissen, wie Frau Maron ums Leben gekommen ist, oder? Sie haben Sie doch öfters besucht. Waren Sie auch am Abend ihres Todes bei ihr?“
„ Sie sind ja wohl nicht ganz bei Trost.“
Weil sich Anke über seine arrogante Art ärgerte, setzte sie noch eins drauf.
„Sie haben eine uneheliche Tochter mit Irmgard Maron, Eva.“
Nun beobachtete sie eine gute Durchblutung seines gebräunten Gesichtes. Gleich würde er explodieren.
„Wenn ich Sie noch einmal in meiner Nähe sehe, Sie in irgendeiner Weise meine Familie belästigen, rufe ich auf der Stelle die Polizei. Ich habe gute Kontakte.“
„ Ich auch, Doktor“, flötete Anke.
Dr. Bischoff schritt wortlos an ihr vorbei die Stufen seiner Praxis hinauf. Bevor er die Tür hinter sich zu knallte, schoss sie noch ein Foto, das ihn in seiner ganzen Größe von hinten zeigte. Anschließend hielt sie das Heck des Wagens noch fest. Auch der Hut auf der Ablage würde deutlich zu sehen sein. Im Drogeriemarkt ließ sie die Bilder entwickeln. In der Zwischenzeit traf sie sich mit Wolf bei Mäckes , wie sie beide den großen amerikanischen fast-food Hersteller nannten. Ihre Hamburger aßen sie draußen, währenddessen sie ihm von ihrer Begegnung mit Dr. Bischoff erzählte.
„ Du hättest ihn mal sehen sollen, der wäre beinahe vor Entrüstung geplatzt. Ich bin sicher, der hat mehr als ein schlechtes Gewissen. Wirst du Eva nachher von Bischoff und ihrer Mutter erzählen?“
„ Dann muss ich ihr auch sagen, woher ich das alles weiß.“
„ Wo liegt denn da das Problem? Es ist legitim, wenn ich für einen Artikel recherchiere.“
Wolf sah sie etwas skeptisch an. „Wie dem auch sei. Ich habe auf jeden Fall vor, das Thema Bischoff und ihre Mutter anzureißen.“
„Vielleicht auch noch unsere Vermutungen?“, fragte Anke.
Wolf wiegte bedächtig den Kopf. „Weiß nicht, mal sehen.“
„Wenn, dann bedenke, welche Auswirkungen das haben könnte. Nicht, dass sie ausrastet.“
„ Das wäre möglich, wenn bei ihr der Groschen fällt. Die Mauer einstürzt. Aber ich bin ja da, um sie aufzufangen. Wir wollen ja die Mauer einreißen. Ich weiß schon, was du meinst, aber etwas anrichten kann sie nicht, sie sitzt in der Geschlossenen.“
„ Trotzdem.“
„ Spricht dein Bauch schon wieder.“
Anke lachte auf und biss herzhaft in ihren Hamburger. Ketchup lief ihr die Mundwinkel herunter. Wolf zückte sofort seine Serviette.
„Schätzchen, wann lernst du endlich richtig essen.“
Die Fotos waren gestochen scharf. Anke lobte sich mal wieder und murmelte: Ich hätte genauso gut Fotografin werden können, auf der Jagd nach Sensationsbildern.
Auf der Autobahn geriet sie gleich nach der Auffahrt in einen Stau. Während sie stop and go fuhr, dachte sie an Wolf, der nachher seine letzte Sitzung mit Eva Seitz haben würde. Anke bedauerte, Eva nie persönlich kennengelernt zu haben. Aber spätestens beim Prozess. Und auch genau während der Phase würde sie ihren Artikel starten.
Nach mehr als der doppelten Zeit erreichte sie die Ausfahrt Meckenheim. Von jetzt an ging es zügig. Schnell hatte sie die Straße erreicht, in der Bischoffs leeres, zum Verkauf angebotenes Haus stand. Einige Meter davor bog sie ab in die Seitenstraße,
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