Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi)

Titel: Die zweite Frau des Arztes (Contoli-Heinzgen-Krimi) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mona Misko
Vom Netzwerk:
leiden darin, rechtfertigte ich mich.
    Als der Zug zu hören war, schritt sie vor. Mein Herz machte einen Satz. Ich folgte ihr und hatte Mühe, meine wider erwarten weichen Knie unter Kontrolle zu bringen. Mein Blut brodelte wie ein aufgeschreckter Bienenschwarm. Mein Gott, sollte ich es wirklich tun? Ich hatte nicht damit gerechnet, erneut und das auch noch im letzten Moment von Skrupel überfallen zu werden. In meiner Fantasie war es nur ein Stoß gewesen, aber nun stand sie direkt vor mir mit neuem Leben unter dem Herzen. In dem Augenblick wusste ich, dass ich es nicht tun konnte. Ich dachte noch so bei mir, vielleicht stirbt sie ja bei der Geburt, als das Gegröle drohend näher kam und plötzlich unmittelbar um uns herum war. Dann geschah alles sekundenschnell. Eine Frau schrie auf. Ein Mann brüllte in die Menge. Der Zug war nur noch wenige Meter entfernt. Schreie, Flüche und Gegröle übertönten seine Fahrgeräusche. Einer der Betrunkenen prallte gegen mich. Seine Flasche Bier fiel ihm aus der Hand, knallte auf den Bahnsteig und zersplitterte vor meinen Füßen. Schäumend lief mir das Bier über die Schuhe. Ich wankte und stieß ihm dann ohne zu überlegen den Axtstiel in den Bauch. Er krümmte sich, torkelte rückwärts. Ein anderer stolperte über ihn, beide fielen hin. Fäuste schnellten um uns herum. Wer aus dem verwirkten Knäuel sich plötzlich prügelnder Menschen Elke erwischt hatte, wird wohl immer ungeklärt bleiben. Jenen entsetzlichen Laut, den sie im Angesicht des Todes ausstieß, vermengt mit den Lauten wütender auf sich einschlagender Menschen, vermengt mit den plötzlich aufquietschenden Rädern, werde ich niemals vergessen. Indirekt bin ich ihre Mörderin.
     
    ***
     
    Wolf lief nervös umher. Anke starrte, nachdem er ihr aufgewühlt die Einzelheiten geschildert hatte, aus dem Fenster.
    „ Na, was sagst du?“, fragte Wolf erregt.
    „ Ich denke an Bischoffs Anzeige, nachdem Eva ihren Arzt geheiratet hat.“
    „ Du meinst, Bischoff hat vielleicht gespürt, dass sie möglicherweise mit Verenas Tod zutun haben könnte?“
    Anke nickte, dass ihr die roten Locken ins Gesicht fielen. „Was in dem Fall ja auch das richtige Gefühl gewesen wäre.“
    „Das sind doch alles nur Vermutungen. Kein Mensch weiß, welche Gefühle Bischoff bewegten. Nicht jeder lebt, denkt und fühlt aus dem Bauch wie du, dann hätte er ja auch spüren müssen, dass sie es letztendlich doch nicht getan hat?“
    „ Hat er vielleicht auch, denn er ließ ja die Sache mit im Sande verlaufen, sonst hätte er Eva ja auch direkt beim Namen nennen können.“
    Wolf schüttelte heftig seinen Kopf, dass die Brille auf der Nase zitterte.
    „Jetzt hast du aber einen Aussetzer. Sie mit Namen nennen? Das konnte er ja wohl schlecht, denn dann hätte man ihn bestimmt gefragt, wie er auf diese Frau kommt? Oder wieso er das vermutet? Hätte er dann sagen sollen, weil sie meinen Schwiegersohn geheiratet hat? Außerdem wäre er das Risiko eingegangen, vielleicht im Zuge der Ermittlungen an den Tag zu bringen, dass er ihr Vater ist. Er hat doch vermutlich keine Ahnung, dass Eva Bescheid über ihn weiß. Sie hat es ja nur bis zu seiner Haustür geschafft.“
    „ Stimmt und der Bischoff hat immer alles drangesetzt, seinen Fehltritt vor der Öffentlichkeit totzuschweigen.“
    „ Apropos Bischoff. Hast du schon was rausbekommen?“
    „ Alles, was wir schon wissen. Er ist ein angesehener Arzt. Besitzt eine renommierte Praxis. Ist langjähriger Präsident des Lionclubs. Setzt sich für wohltätige Zwecke ein, z. B. im Rahmen des Clubs für ein Kinderheim. Nimmt am gesellschaftlichen Leben von Bonn teil, spielt Golf etc. Aber in Bezug auf Eva war ich noch nicht aktiv, denn er war bis gestern in Urlaub.“
    Wolf fuhr sich zum wiederholten Mal durch die Haare.
    „Als Mensch Wolf Heinzgen bin ich regelrecht erschüttert. Sie war also tatsächlich fähig, einen kaltblütigen Mord zu planen und ...“
    „ Und hat ihn aber nicht ausgeführt“, fuhr Anke ihm ins Wort.
    „ Richtig. Ich bin ja auch noch nicht fertig. Wie gesagt, als normaler Mensch Wolf bin ich erschüttert. Jedoch als ihr Psychologe verstehe ich sie und ihre Taten. Kann sie deswegen und aufgrund ihrer kindheitlichen, wirklich dramatischen, schrecklichen, höllischen Erfahrungen und Schicksalsschläge nicht als Mörderin sehen. Genau gesagt, ich muss sie, was ihre Taten betrifft, wegen ihrer eindeutig vorhandenen posttraumatischen seelischen Störungen als unzurechnungsfähig

Weitere Kostenlose Bücher