Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Dirac-Modus übertrug. Sie konnten so auch von Ortegas Flottenverband empfangen werden. Wenn Miriams Berechnungen stimmten, dann würde der Satellit in diesen Minuten in die Photosphäre eintauchen. Beobachten ließ sich dieses Ereignis nicht. Sie konnten nur warten.
Träge verrannen die Sekunden, reihten sich Min uten, ohne dass der kaum münzgroße kupferfarbene Fleck auf dem Monitor eine Veränderung zeigte. Noch war es nicht zu spät, aber Farr spürte, wie ihm der Schweiß ausbrach und als klebriges Rinnsal den Nacken hinunterlief. Das Dröhnen des Pulses in seinen Schläfen wurde lauter, und das Atmen war beinahe ein Kraftakt. Zwei weitere Minuten vergingen, dann noch eine und wieder ...
Wie lange noch ... falls überhaupt?
»Eine Protuberanz!«, rief jemand aus dem Hintergrund. Koroljov war es, der wohl eine Art Bildverarbeitung mitlaufen ließ. Farr sah nichts, noch nichts, aber dieser Schwebezustand zwischen Hoffnung und Gewissheit währte nur Sekundenbruchteile. Dann sahen sie es alle.
»Captain Strellson!«, kommandierte Colonel Farr und räusperte sich. »Lassen Sie die Triebwerke warmlaufen und bereiten Sie den Transfer vor. Wir starten in X+10. Danke, meine Herren, bis später.«
Niemand sah sie sterben.
Bereits auf halber Strecke ihres Wegs zur Sonne hatten die Burgons ihre Schutzfelder deaktiviert, um unterwegs Energie aufnehmen zu können. Noch war die Strahlungsdichte relativ unbedeutend im Vergleich zu jener, die sie auf ihrer Umlaufbahn nahe der Sonnenkorona erwartete, aber selbst der geringste Energiezustrom wurde von ihnen als angenehm empfunden.
Feindlicher Beschuss war nach der Vernichtung der Operationsbasis des Feindes kaum zu erwarten. Außerdem waren ihre verfeinerten Sinnesorgane i mstande, selbst einzelne Schiffe aufzuspüren, bevor sie sich auf Schussweite nähern konnten. Doch mit Ausnahme eines halben Dutzends winziger Satelliten, deren Emissionen keinerlei Gefahr darstellten, hatten sie bislang nichts dergleichen entdeckt. Das System gehörte ihnen, und so bestand auch kein Grund mehr für überzogene Vorsichtsmaßnahmen, die sie in ihrem Bewegungsspielraum einengten.
Die Sonne war mittlerweile fast fußballgroß, und in gleichem Maße, wie sich der kraftspendende Ph otonenstrom verstärkte, wuchs die Vorfreude der Burgons auf das Energiebad, das ihren Hunger für die nächste Zeit stillen würde.
Als die Helligkeit des Sterns schlagartig zunahm, reagierten sie mit einem instinktiven Schutzreflex. Innerhalb von Sekundenbruchteilen aktivierten sich ihre Gefechts-Schutzfelder, während automatische Regelkreise die Empfindlichkeit ihrer Sinnesorgane fast auf Null zurückfuhren. Die erste Welle Rön tgenstrahlung durchschlug zwar die Abschirmung, richtete aber kaum Schäden in ihrem Organismus an. Der nachfolgende UV-Lichtblitz blendete sie und durchzuckte ihr Nervensystem wie ein elektrischer Schlag, aber noch waren sie am Leben und imstande, ihrer Konditionierung zu folgen.
Zurück! gellte der einprogrammierte Befehl durch ihr Bewusstsein, aber die Trägheit ihrer massigen Körper war zu groß, um die Flugrichtung kurzfristig zu ändern, geschweige denn, die rasante Vorwärtsbewegung in ihr Gegenteil zu verkehren.
Sie versuchten es dennoch, aber das heranrasende Plasma der ausgestoßenen Sternhülle war schneller. Als es den Schwarm erreichte, betrug seine Temp eratur noch 80.000 Kelvin.
Die Burgons waren fast unsterblich – unter normalen Umständen. Aber das galt nicht für einen Sturz in eine Sonne, und so starben sie, ohne zu begreifen, was ihnen geschah. Ihre Körper verdampften innerhalb von Sekundenbruchteilen, wurden zu ionisiertem Gas und vergingen, ohne die geringste Spur zu hinterlassen.
Der Flug der »Donnervögel« war zu Ende, doch niemand sah sie sterben ...
Das soll tatsächlich alles gewesen sein? fragte sich Miriam, nachdem sie sich die Satellitenbilder mehr als ein Dutzend Mal angesehen hatte. Ein Beweis sieht anders aus ...
Die Euphorie des ersten Augenblicks war längst der Ernüchterung gewichen. Bislang war alles nach Plan gelaufen, aber da jeglicher Beleg für die Ve rnichtung der Burgon -Flotte fehlte, hatte der Erfolg einen schalen Beigeschmack.
Vor ein paar Minuten hatte sie sich von Ray ve rabschiedet, der mittlerweile mit den evakuierten Einheiten auf dem Weg zurück nach Tharsis Base war. Sie hatten gewusst, dass dieser Tag irgendwann kommen würde, aber es hatte dennoch wehgetan. Die Worte, mit denen sie sich zu trösten
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