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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Föderation. Doch seine Hoffnungen auf Abberufung erfüllten sich nicht. Noch auf dem Weg zum Transferpunkt empfing die »Diana« eine Dirac-Nachricht der Zentrale mit den Koordinaten eines Planeten namens Stamfani, von dem Vincent noch nie etwas gehört hatte. Angeblich sei die Zie lperson dort gesichtet worden.
    Noch befremdlicher als der unbekannte Ort e rschien Vincent jedoch die kommentarlos mitgeteilte Änderung des Auftragsstatus‘ von »Orange« auf »Purple«. Er war einer der dienstältesten Jäger und hatte in seiner Karriere schon Dutzende gefährlicher Straftäter dingfest gemacht, Auftragsmörder, Drogenbarone, Guerillaführer und sogar einen Ex-Diktator. Noch nie aber war ein Auftrag mit einem direkten Tötungsbefehl verbunden gewesen. Nichts anderes bedeutete der Auftragsstatus »Purple« jedoch: »ohne Kontaktversuch eliminieren.« Dieser ominöse Mr. Echo musste eine Menge auf dem Kerbholz haben, um einen so ungewöhnlichen Schritt zu rechtfertigen. Natürlich durften Jäger töten, sie waren sogar dazu verpflichtet, wenn sich die Zielperson der Verhaftung widersetzte. Im Lauf der Jahre war Vincent mehr als einmal gezwungen gewesen, von dieser Option Gebrauch zu machen. Mit Vorsatz getötet hatte er jedoch noch nie. Er war ausgebildeter Zielfahnder, kein Killer, und so reihte sich der geänderte Auftragsstatus in eine Kette von Ungereimtheiten ein, die diesen Fall von Anfang an begleitet hatte.
    Trotz seiner Zweifel wäre Vincent jedoch nie auf die Idee gekommen, eine Anweisung der Zentrale zu missachten. Mit den Jahren hatte die Beziehung zu seinen Auftraggebern fast schon symbiotische Züge angenommen. Die Zentrale finanzierte nicht nur seinen Lebensunterhalt, sondern kümmerte sich auch um sein körperliches und emotionales Wohlbefi nden. Sie organisierte Klinikaufenthalte, überwachte seine Konditionierungszyklen und buchte Erholungsaufenthalte in den attraktivsten Urlaubsregionen für ihn. Vor allem aber tolerierte sie seine Ausflüge ...
    Die Zentrale war Vincents Familie. Eine andere besaß er nicht. Seine Eltern, beide im diplomat ischen Dienst, waren bei einem Flugzeugunglück ums Leben gekommen, als Vincent sechs Jahre alt gewesen war. Seine Erinnerungen an die Zeit davor waren vage, und es gab Tage, an denen er bezweifelte, dass es dieses Davor überhaupt gegeben hatte. Manchmal fragte er sich, ob es sich dabei nicht um eine Legende handelte, die seine wahre Herkunft verschleiern sollte. Warum sollte sich die Zentrale überhaupt der Mühe unterzogen haben, seine Ausbildung zu finanzieren, wo es doch einfachere und preiswertere Möglichkeiten zur Rekrutierung von Mitarbeitern gab? Es war ein offenes Geheimnis, dass vakante Stellen innerhalb des Militärs und der Zentralbehörden schon seit längerem mit speziell gezüchteten Klonen besetzt wurden. Gegen die nahe liegende These, dass Vincent selbst ein solcher Klon war, sprach paradoxerweise einzig die eben erwähnte Unfähigkeit, sich an seine Kindheit zu erinnern. Klonmenschen litten weder unter Gedächtnisschwund, noch offenbarten sie Lücken in den ihnen implantierten Erinnerungen. Ein Beweis war das natürlich nicht, dennoch fand er die Vorstellung tröstlich, dass er – zumindest theoretisch – Herr seiner Entscheidungen war.
    Zu den Privilegien eines Jägers gehörte neben dem unlimitierten Netzzugang auch die Nutzung eines gegen Ausspähung gesicherten Privatbereichs auf dem Bordrechner. Dort wurden üblicherweise die mehr oder weniger legal erworbenen Senseware-Module gespeichert, von denen die meisten Jäger eine ansehnliche Sammlung besaßen. Vincents Depot war dagegen vergleichsweise bescheiden, was wohl damit zusammenhing, dass er sich diesbezüglich schon seit geraumer Zeit festgelegt hatte. Wenn er sich schon aus der Realität verabschiedete, dann wollte er seine Zeit nicht mit Experimenten vergeuden.
    Seine Besuche bei Rahina waren wie eine Droge, auf die er zurückgriff, wenn er die Einsamkeit nicht mehr aushielt. Manchmal schämte er sich für seine Schwäche, während er es zu anderen Zeiten völlig normal fand, seine virtuelle Geliebte zu besuchen. Obwohl die Ausflüge Realität suggerierten, blieben sie dennoch Eingriffe in sein Bewusstsein, die ähnlich einem Drogenrausch nach dem Return ihren Preis forderten. Zum Glück gab es Medikamente, die die Nachwirkungen dämpften ...
    Unter normalen Umständen hätte es Vincent als unwürdig empfunden, sich auf diese Weise manip ulieren zu lassen, aber inmitten des Nichts

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