Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
Pilotenausbildung als Mutprobe hinter sich gebracht hatte, und die keiner Wiederholung bedurfte.
Zurück in der Kabine, nahm er auf der Transfe rliege Platz, schloss die Augen und genoss die angenehme Wärme, die sich in seinem Körper ausbreitete. Das Surren, mit dem das Sicherungssystem die Gurte fixierte, nahm er nur beiläufig wahr, ebenso wie den Countdown der Lautsprecherstimme des Schiffsrechners: 5 ... 4 ... 3 ... 2 ... 1 ... 0. Er verspürte kurz ein unangenehmes Zucken wie von einem leichten elektrischen Schlag, dann wurde es dunkel – und still.
Im N-Raum sank die Ausbreitungsgeschwindi gkeit elektromagnetischer Wellen schlagartig auf Null. Das galt irritierenderweise auch für den Körperschall, so dass man während des Transfers buchstäblich sein eigenes Wort nicht mehr verstehen konnte.
Dunkelheit hatte keine Nuancen, Stille schon. Für jemanden, der den Transfer mit wachen Sinnen a bsolvierte, war die absolute Lautlosigkeit das größte Problem. Die Trommelfelle bogen sich förmlich nach außen in ihrem vergeblichen Bemühen, wenigstens irgendein Geräusch aufzuspüren; und die Unmöglichkeit, selbst die eigene Stimme wahrzunehmen, führte nicht selten zu Panikattacken oder gar Selbstverletzungen.
Von derlei Kalamitäten war Vincent weit entfernt. Sein Bewusstsein schwebte friedlich zwischen Traum und Wirklichkeit und bedurfte keinerlei ä ußerer Stimuli. Irgendwo in diesem dunklen Nachen des Wohlbehagens war zwar noch der Gedanke an seinen Auftrag, aber auch der beunruhigte Vincent im Moment kaum. Der Transfer konnte schließlich nicht ewig dauern, und danach würde er weitersehen ...
Erst als ein erneuter Stromstoß – es war natürlich keiner, fühlte sich aber so an – seinen Körper durc hzuckte, meldete sich die Welt der Farben und Geräusche zurück und stürmte mit aller Macht auf Vincents Sinne ein. Nach einem vergeblichen Versuch, sich in sein dunkles Schneckenhaus des Halbschlafs zurückzuziehen, öffnete er blinzelnd und widerwillig die Augen. Das Kabinenlicht erschien ihm unnatürlich hell und die Geräuschkulisse beinahe unerträglich.
Die Wirkung des Beruhigungsmittels ließ rasch nach. Noch immer ein wenig benommen, richtete sich Vincent auf und versuchte sich zu orientieren. Mit enervierender Beharrlichkeit verkündete eine Lautsprecherstimme den Wiedereintritt in den No rmalraum und forderte ihn auf, einen Bestätigungscode einzugeben. Natürlich musste sich die Schiffsintelligenz versichern, dass er wohlauf und Herr seiner Sinne war; den drängenden, fast ultimativen Unterton der Aufforderung empfand er dennoch als eine Zumutung.
Sein Schwindelgefühl niederkämpfend ließ Vi ncent sich von der Liege gleiten und stapfte mit weichen Knien zur Systemkonsole, um den Plagegeist endlich zum Schweigen zu bringen. Obwohl es ihm auf Anhieb gelang, den Code fehlerfrei einzugeben, blieb ihm die erhoffte Verschnaufpause versagt. Zwar war das Zielobjekt bislang nur als ein matter Lichtfleck auf dem Monitor sichtbar, doch nach Angaben des Bordsystems würde die »Diana« bereits in wenigen Minuten mit den Manövern zum Einschwenken in den Orbit von Stamfani beginnen.
»Immer mit der Ruhe«, knurrte Vincent missm utig, wenn auch inzwischen hellwach . Zuerst müssen wir den Stützpunkt der Naturfreunde auftreiben und herausfinden, womit wir es hier überhaupt zu tun haben...
Er nahm seinen Platz an der Steuerkonsole ein und verfolgte mit zunehmender Unruhe die Annäh erung an das Ziel. Da eine dichte Wolkendecke die Oberfläche des Planeten vor den Kameraaugen des Schiffes verbarg, ließ er eine Aufklärungssonde vom Typ »Spürhund« abfeuern und in den Planetenorbit einschwenken.
Unglücklicherweise erwies sich die Wolkendecke auch auf der Rückseite des Planeten als vollkommen geschlossen und erlaubte keinerlei Aufnahmen von der Oberfläche. Auch sämtliche Versuche elektron ischer Kontaktaufnahme blieben ohne Ergebnis. Eine Erkenntnis erbrachte die Mission des Spürhundes aber dennoch: Es gab weder eine Raumstation im Orbit von Stamfani noch einen einzigen Satelliten. Die Station – falls sie tatsächlich existierte – musste sich also direkt auf dem Planeten befinden.
Dagegen sprach allerdings der Umstand, dass die Anrufe des Spürhundes unbeantwortet geblieben waren und auch keinerlei automatisch generierte Signale empfangen wurden. Das Schweigen des Planeten hätte ihn auch ohne die Andeutungen der Pythia misstrauisch gemacht, so aber erfasste Vi ncent ein fast
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