Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
körperlich spürbares Unbehagen.
Etwas war hier geschehen , kein Senderausfall und auch keine der üblichen Havarien, wie sie auf isolierten Stationen gelegentlich vorkamen. Warum er sich dessen so sicher war, hätte Vincent nicht erklären können, er wusste es ganz einfach.
Dennoch blieb ihm keine Wahl: Er musste Sta mfani selbst einen Besuch abstatten.
Der Eintritt in den Orbit verlief planmäßig, und nach einer Planetenumrundung, die außer der rada rgestützten Erfassung des Oberflächenprofils kaum Informationsgewinn brachte, gab Vincent den Befehl zur Landung. Das Ausbleiben jeglicher Funksignale vom Boden beunruhigte Vincent trotz der Gewissheit, dass die »Diana« problemlos instrumentengestützt landen konnte. Solange die Wolkendecke nicht aufriss, war er jedoch zur Untätigkeit verdammt. Zwar hatte er nicht die Absicht, die Automatik abzuschalten und auf Handsteuerung überzugehen, aber es gehörte zu seinem Selbstverständnis, die Dinge unter Kontrolle zu halten. Erst als das Schiff in die Wolkendecke eintauchte und die beiden grünen Flecken auf dem Zentralmonitor an Größe und Struktur gewannen, erlangte Vincent seine Selbstsicherheit zurück. Er bestätigte den Vorschlag des Systems, den größeren der beiden Inselkontinente anzufliegen, und wartete gespannt auf den ersten Sichtkontakt.
Grau. Das Meer war schmutziggrau wie die Wo lken, und deshalb dauerte es einen Moment, bis Vincent realisiert hatte, dass sie bereits auf Sicht flogen.
Auch das Festland erschien grau, und ohne die in das Monitorbild eingeblendeten Sonarechos hätte Vincent die Küstenlinien kaum ausmachen können. Erst als sie sich der Planetenoberfläche auf 5.000 Fuß genähert hatten, traten die Strukturen klarer hervor. Das Meer war aufgewühlt, und die schä umende Brandung fügte dem grau-schwarzen Szenario eine deutlich hellere Nuance hinzu.
Die Ortungssysteme der »Diana« hatten inzw ischen ein zur Landung geeignetes Areal ausgemacht, bei dem es sich offenbar um einen künstlich angelegten Flugplatz handelte. Die planierte Fläche war exakt rechteckig, und an einer der Längsseiten glaubte Vincent ein Gebäude wahrzunehmen – vermutlich die Station der Naturschützer.
Hier schien bis vor kurzem noch Schnee gelegen zu haben, jedenfalls erinnerten die zahlreichen we ißen Flecken am Boden an Schneereste. In unmittelbarer Nähe der Station waren die Flecken dichter und bildeten eine fast geschlossene weiße Schicht.
Seltsam , dachte Vincent nach einem Blick auf die Außenanzeigen. Bei 15 Grad über Null müsste der Schnee doch längst weggetaut sein ...
Das flaue Gefühl, das sich in seinem Magen au sbreitete, hatte nichts mit dem Gegenschub der Bremstriebwerke zu tun, der ihn in den Konturensessel presste. Landungen dieser Art waren Routine, und bislang hatte es das Bordsystem noch nicht einmal für nötig befunden, ein Sicherheitsfeld zuzuschalten.
Vincents Unbehagen hatte andere Ursachen. E twas war da unten geschehen, auch mit dem Stationsgebäude, das irgendwie deformiert aussah, fast wie ein Spielzug, das jemand achtlos zur Seite geworfen hatte.
Ohne den Blick vom Monitor zu lösen, bestätigte Vincent die Landemanöver, wies das System aber an, größtmöglichen Abstand zu den weißen Flecken zu halten. Ein paar übrig gebliebene Schneehaufen wären kein ernsthaftes Hindernis gewesen, aber i nzwischen war Vincent keineswegs mehr überzeugt davon, dass es sich tatsächlich um Schnee handelte ...
Nur Sekunden später bestätigte sich sein Verdacht auf unerwartete Weise. Die Heckkamera, die bislang nur verschwommene Panoramaaufnahmen geliefert hatte, zoomte auf eines der weißen Häufchen, und Vincent starrte erschrocken auf mehrere zerschme tterte Vogelkadaver. Es waren große Vögel mit mächtigen weißen Schwingen, die mit enormer Wucht auf den Boden aufgeschlagen sein mussten.
Das Unheimlichste aber war der Umstand, dass die Körper der toten Geschöpfe überhaupt nicht v ogelhaft wirkten. Zuerst hatte Vincent an eine Sinnestäuschung geglaubt, an ein zufälliges Spiel von Licht und Schatten, bis ein erneuter Kamerazoom Gewissheit brachte: Rumpf und Extremitäten der Wesen waren eindeutig menschlich!
Der Schock war so heftig, dass Vincent für S ekunden außerstande war, auf die Bilder und Informationen zu reagieren, die ihm die Bordsysteme lieferten. So registrierte er das beschädigte Stationsgebäude erst, als es in der letzten Phase des Landeanflugs bildschirmfüllend auf dem Zentralmonitor
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