Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)
weitgehend zerstört, aber es gelang Vincent zumindest, ein paar Speichereinheiten zu sichern. Vielleicht konnte die Schiffsintelligenz etwas damit anfangen.
Schriftliche Unterlagen wären ihm natürlich lieber gewesen, aber angesichts der Verwüstungen war die Aussicht gering, ohne tagelanges Suchen auf irgen dein Dokument von substantieller Bedeutung zu stoßen. Und streng genommen gehörte es nicht einmal zu seinem Auftrag ...
Bevor er das Gebäude verließ, versicherte sich Vi ncent noch einmal, dass die Verbindung zum Schiff weiterhin aktiv war. Folglich gab es auch keine Neuigkeiten von den beiden Robotern im Außenbereich. Obwohl theoretisch immer noch die Möglichkeit bestand, dass sich unter toten Körpern auch die Leiche der Zielperson befand, glaubte Vincent nicht daran. Er war zu spät gekommen – einmal mehr, und Mr. Echo war nicht mehr hier.
An Fehlschläge war Vincent mittlerweile g ewöhnt, doch im Augenblick beunruhigte ihn etwas ganz anderes. Bislang hatte er immer darauf vertraut, dass die Zentrale nichts tat oder anordnete, das gegen Recht und Gesetz verstieß. In gewisser Weise repräsentierte sie das Gesetz sogar selbst, denn es gab keine übergeordnete Instanz mit Ausnahme des Föderationsrates. Und auch der bezog seine Informationen aus der Zentrale, bei der alle Fäden zusammenliefen. Das galt sowohl für den zivilen Bereich als auch für den militärischen, und so erschien es Vincent extrem unwahrscheinlich, dass jemand ohne Wissen oder gar Billigung seiner Vorgesetzten die Station angegriffen hatte. Wenn die Zentrale aber direkt involviert war, weshalb hatte sie ihn dann hergeschickt? Damit er die Zielperson identifizierte und damit den Erfolg der Aktion bestätigte? Unwahrscheinlich, es sei denn, dass die Soldaten gar nicht gewusst hatten, wem der Angriff galt.
Die Schlussfolgerungen, die sich für Vincent da raus ergaben, waren wenig tröstlich: Ganz gleich, wie er sich verhielt, von jetzt an war er Mitwisser eines Verbrechens und damit ein Sicherheitsrisiko. Immerhin war er der einzige, der einen Zusammenhang zwischen dem Massaker und der Zielperson herstellen konnte. Wenn er damit an die Öffentlichkeit ging, war die Zentrale auf das Nachhaltigste kompromittiert. Das konnte sie, nein, das würde sie niemals zulassen – mit anderen Worten: Er war so gut wie tot .
Erstaunlicherweise nahm Vincent das Resultat se iner Überlegungen so ungerührt zur Kenntnis, als beträfe es eine andere Person und gar nicht ihn selbst. Auf dem Rückweg zum Schiff entwarf er nicht etwa wilde Fluchtpläne, sondern suchte in Gedanken bereits nach möglichst unverfänglichen Formulierungen für den anstehenden Bericht.
Wieder an Bord, beorderte er die beiden Roboter zurück, obwohl deren Arbeit noch nicht abgeschlo ssen war. Sie hatten nicht das Recht, die Ruhe der Toten noch länger zu stören. Mr. Echo war nicht unter den Opfern, davon war Vincent mittlerweile fest überzeugt. Die Angreifer, wer auch immer sie waren, hatten ihr Ziel verfehlt ...
Die Notiz fiel Vincent erst auf, als er an der Ste uerkonsole Platz genommen hatte, um den Startbefehl zu geben. Es war ein kleines Haftetikett von seinem eigenen Block, auf das jemand ein paar Zahlen gekritzelt hatte. Ungläubig starrte Vincent auf die Notiz, als erwartete er, dass sie jeden Augenblick wieder verschwinden würde.
Doch die Notiz blieb an ihrem Platz, als hätte er sie selbst dort hingelegt, was durchaus im Bereich des Möglichen gelegen hätte, wenn da nicht diese zwei Ziffernfolgen in einer fremden Handschrift gewesen wären, unterzeichnet mit einem Kürzel, das auch den letzten Zweifel ausschloss: »J. E.«
Er ist hier!
Vincent sprang auf, griff nach der erstbesten Wa ffe und begann wie gehetzt die Kabine und die angrenzenden Räume zu durchsuchen. Im Grunde rechnete er nicht ernsthaft mit einem Erfolg, aber das war eine Frage des Verstandes, der erst wieder zu seinem Recht kam, als Vincent erschöpft und völlig außer Atem in seine Kabine zurückgekehrt war. Natürlich hatte er weder Mr. Echo noch sonst etwas Auffälliges entdeckt, was seine Aufregung allerdings nicht im geringsten minderte,
»System!«, kommandierte er mit heiserer Stimme und wunderte sich über die ausbleibende Reaktion, bis ihm klar wurde, dass er erst den Audiomodus anwählen musste.
»Was kann ich für Sie tun, Sir?«, erkundigte sich die Schiffs-KI schließlich mit der ihr eigenen impertinenten Höflichkeit.
»Ist jemand hier gewesen?«, fragte Vincent g
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