Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

unikationseinheiten in den Passivmodus schalten.«
    »Befehl ausgeführt, Sir«, meldete die KI so prompt, dass Vincent argwöhnte, sie könnte seiner Anor dnung bereits zuvorgekommen sein. Das war im Moment zwar irrelevant, warf aber dennoch die Frage auf, wer das Schiff tatsächlich kontrollierte. Seit seiner Rückkehr an Bord verhielt sich die Schiffsintelligenz ausgesprochen seltsam. Die Frage war nur, weshalb und vor allem, mit welchen Konsequenzen ...
    Zunächst aber musste er herausfinden, was es mit der Notiz auf sich hatte, die sein Gegenspieler – oder Verbündeter? – für ihn hinterlassen hatte. Es hande lte sich um zwei Dezimalzahlen, die eine sechs- und die andere siebenstellig. Möglicherweise waren es Koordinaten, Längen- und Breitenangaben, wobei sich hier zunächst die Frage nach dem verwendeten System stellte. Vincents erster Versuch mit dem gebräuchlichen Timbroke-Lane-System erwies sich als Fehlschlag. In dem entsprechenden Raumsektor gab es im Umkreis von mehreren Lichtjahren keinen einzigen Fixstern. Vincent aktivierte das Auskunftssystem und ließ sich alternative Koordinatensysteme anzeigen. Unter dem Stichwort »zentralgalaktisches Koordinatensystem« wurde er schließlich fündig. Die Bezugsebene war dabei die Ebene der Milchstraße, Nullpunkt die Radioquelle Sagittarus A im Zentrum. Nach Auskunft des Navigationsrechners befand sich das Zielobjekt in unmittelbarer Nähe eines gelben Hauptgruppensterns im Orionarm, etwa 1.200 Lichtjahre vom Standort der »Diana« entfernt. Der Transfer würde zwei Raumsprünge erfordern und insgesamt etwas mehr als zwei Standardmonate dauern. Es gab nur ein einziges, allerdings entscheidendes Problem: Das Zielobjekt lag in der Verbotenen Zone.
    Über die Verbotene Zone gab es kaum bestätigte Informationen, dafür aber eine Fülle von Gerüchten. Angeblich handelte es sich um einen ehemaligen Kriegsschauplatz, in dem ganze Regionen nuklear und biologisch verseucht waren. Dazu kamen Tausende von thermonuklearen und konventionellen Sprengfallen, die die Kriegsparteien dort hinterlassen hatten. Offiziell war der Raumsektor aus Sicherheitsgründen gesperrt worden, aber wie stets in solchen Fällen gab es auch Stimmen, die den Ort mit geheimen Machenschaften der Regierung oder des Militärs in Verbindung brachten. All diese Thesen und Gerüchte ließen sich so wenig beweisen wie ihr Gegenteil, Tatsache blieb, dass die Verbotene Zone nicht nur verboten, sondern absolut tabu war. Kein Kommandant, der noch bei Verstand war, würde sein Schiff auch nur in die Nähe des gesperrten Gebietes steuern, zumal die Region von ALFOR-Einheiten überwacht wurde, die angeblich Befehl hatten, Grenzverletzer ohne Vorwarnung zu eliminieren.
    Vincent war überzeugt, dass der vorgebliche Mr. Echo ihm die Koordinaten in voller Kenntnis der Umstände zugespielt hatte. Er wollte seine Au fmerksamkeit auf diesen geheimnisvollen Ort lenken und seine Neugier wecken. Offenbar ging er davon aus, dass Vincent die »Diana« früher oder später tatsächlich in die Verbotene Zone steuern würde. Wer eignete sich besser für ein derartiges Unterfangen als ein toter Jäger und ein Schiff, das offiziell gar nicht mehr existierte?
    Vincent grinste. Mr. Echo wusste natürlich, dass sie mit der »Diana« nirgendwo innerhalb der Föd eration landen konnten. Spätestens, wenn Treibstoff und Proviant knapp wurden, würde Vincent nach jedem Strohhalm greifen müssen, selbst wenn dieser Strohhalm ein Planet innerhalb der Zone war. Sein Gegenspieler hatte keine Eile, er musste nur warten, bis Vincent verzweifelt genug war, um auf seinen Vorschlag einzugehen.
    Aber Mr. Echo wusste nicht alles. Selbst wenn er in der Lage war, ihn über die Bordsysteme zu überw achen, würde er ihm dorthin nicht folgen können ...
    Vincent schaltete die Audiokommunikation ab, lehnte sich zurück und aktivierte den Sensewarem odul. Der Skip verursachte ein Kribbeln in seinem Magen, dauert aber nur einen Moment. Wieder empfand Vincent dieses seltsame Déjà-vu-Gefühl, als wäre er eben erst hier gewesen. Es war der gleiche Raum, die gleiche dampfende Erdspalte vor ihm und – wie nicht anders zu erwarten – die gleiche, nur verschwommen wahrnehmbare Gestalt der Pythia im Hintergrund. Weder der Einfallswinkel des Sonnenlichts noch das helle Lichtviereck am Boden hatten sich verändert.
    »Stell deine Frage«, hallte es in seinem Bewuss tsein wider, als er einen Schritt nach vorn trat, und wieder klang die Stimme der