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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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schwerfällig vom Boden löste und Geschwindigkeit aufnahm. Sekunden später presste ihn der Beschleunigungsdruck in die Polster und hielt ihn wie in einem unsichtbaren Kokon aus geronnener Luft gefangen. Vincent schloss die Augen, atmete flach und kontrolliert und vermied alle Versuche, gegen die unsichtbare Umklammerung anzukämpfen. Er war schon höheren Beschleunigungen ausgesetzt gewesen und wusste, dass keinerlei Gefahr bestand. Seine Probleme waren anderer Natur ...
    Wenn er tatsächlich den Kontakt zur Zentrale a bbrach, wie ihm das Schiff suggerierte, war seine Karriere als Jäger zu Ende – mehr noch, als Meuterer würde er über kurz oder lang selbst zum Gejagten werden. Doch selbst wenn es ihm gelang, den Verfolgern zu entkommen, wohin sollte er sich wenden? Wer gewährte einem abtrünnigen Jäger Zuflucht? Innerhalb der Föderation gewiss niemand. Also blieben nur die Nomaden, die Sikhaner oder schlimmstenfalls die Verfemten ... nein, die bestimmt nicht. Erstens wusste niemand, wohin sich die Goleaner zurückgezogen hatten, und zweitens überlief ihn allein bei dem Gedanken an eine derartige Begegnung eine Gänsehaut. Dass er sie spüren konnte, war ein sicheres Anzeichen dafür, dass der Beschleunigungsdruck bereits nachgelassen hatte.
    Vincent öffnete die Augen für einen Blick auf den Hauptmonitor und sah seine Vermutung bestätigt: Die »Diana« hatte die oberen Schichten der Atm osphäre erreicht und näherte sich der Fluchtgeschwindigkeit. Flucht ... aber wohin? Und was, wenn die Bedrohung durch die eigenen Leute nur ein Hirngespinst war? Noch hatte Vincent nichts getan, das die Zentrale als Insubordination auslegen konnte. Den Bericht konnte er auch unterwegs verfassen und die Verzögerung mit Sicherheitsbedenken erklären. Schließlich war Stamfani angegriffen worden, und die Täter konnten noch in der Nähe sein.
    Während Vincent bereits in Gedanken die ersten Zeilen seines Berichts formulierte, kam ihm eine Idee. »System«, wandte er sich der Konsole zu. »Können wir den Reservesender an Bord einer E rkundungssonde unterbringen?«
    »Das ist möglich, Sir«, erwiderte die KI. »Alle rdings mit äußerst limitierter Einsatzdauer auf Grund des hohen Energiebedarfs.«
    Das Problem könnte sich von selbst erledigen , dachte Vincent und erteilte die entsprechenden Instruktionen .  Aber das hängt nicht mehr von uns ab ...
     
    Trotz gedrosselter Geschwindigkeit hatte sich die »Diana« bis zum Abend so weit vom Ort des Geschehens entfernt, dass die lokale Sonne nur noch ein etwas hellerer Stern unter vielen war. Stamfani selbst war optisch nicht mehr zu orten, ganz zu schweigen von der Sonde, die den Planeten in einer stationären Umlaufbahn umkreiste. Einziger Beleg für deren Existenz war ein im Zehn-Sekunden-Takt ausgestrahltes Funksignal, dessen akustische Umsetzung Vincent mittlerweile als leicht enervierend empfand. Vor zwei Stunden hatte die »Diana« die Dirac-Sendung mit dem verschlüsselten Bericht an die Zentrale empfangen, den die Sonde auftragsgemäß ausgestrahlt hatte. Der Bericht gab die Ereignisse wahrheitsgemäß wieder, abgesehen von einer winzigen Einzelheit: dass die Augen der Toten geschlossen gewesen waren. Vincent war seinem Gegenspieler zwar nichts schuldig, wollte aber keine weiteren Gewaltakte riskieren. Vielleicht war es besser, wenn die Zentrale ihn für tot hielt.
    Als Minuten später das Signal der Sonde ve rstummte, glaubte Vincent keinen Augenblick lang an einen Zufall. Zwar gab es keinen direkten Beweis, dass der Satellit zerstört worden war, aber die Wahrscheinlichkeit lag um einige Zehnerpotenzen höher als die eines technischen Defektes. Die KI hatte rechtbehalten: Die Dirac-Sendung war zur Zielansprache benutzt worden. Hätte er den Bericht wie geplant versendet, wäre die »Diana« jetzt vermutlich nur noch eine Wolke ionisierter Moleküle. Dass er noch lebte, verdankte Vincent allerdings nicht nur der eigenen Vorsicht, sondern zu einem Gutteil auch der Schiffsintelligenz und einem gewissen Mr. Echo ...
    Dennoch war seine Situation nahezu aussichtslos. Vincent war nicht nur kein Jäger mehr, er durfte auch mit niemandem Kontakt aufnehmen. Für die Zentrale war er tot, und das bedeutete, dass er sich fortan von den Planeten der Föderation fernhalten musste. Das galt natürlich auch für sein Schiff, das offiziell gar nicht mehr existierte.
    »System«, kommandierte er mit belegter Stimme. »Dirac-System deaktivieren und sämtliche Komm

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