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Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition)

Titel: Die zweite Invasion - Legenden der Zukunft (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank W. Haubold
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Pythia abweisend, hart an der Grenze zur Unhöflichkeit.
    »Ich soll einen Planeten mit diesen Koordinaten au fsuchen.« Vincent las die Zahlen langsam vor und fuhr dann fort: »Was ist das für ein Ort, und was könnte mich dort erwarten?«
    Das waren genau genommen zwei Fragen, und er erwartete eine entsprechende Zurechtweisung, die aber ausblieb. Zu Vincents Überraschung erhob sich die Pythia von ihrem Platz und trat  nach vorn, so dass er ihr Gesicht erkennen konnte.
    Es war von der makellosen Schönheit antiker Skulpturen und von der gleichen maskenhaften Starre. Die Pupillen der Pythia waren geweitet und ihr Blick wirkte so entrückt, dass Vincent bezweifelte, dass sie ihn überhaupt wahrnahm.
    Als sie mit leiser, traumverlorener Stimme zu sprechen begann, blieb ihre Miene unbewegt, de nnoch glaubte Vincent, eine Spur von Interesse oder sogar Anteilnahme herauszuhören.
    »Dann bis du also der Erwählte, Vincent Blac kwood. Wenn du dem Ruf folgst, wirst du den Ort des Ursprungs kennen lernen und erfahren, was ihr verloren habt. Danach wirst du eine Entscheidung treffen müssen, die nicht nur für dich von größter Tragweite ist. Du kannst die Ewigkeit gewinnen und dennoch ins Dunkel stürzen, oder einen Traum verlieren und zu dir selbst finden. Es liegt nur an dir.«
    Eher verwirrt als betroffen, beobachtete Vincent, wie ihm die Pythia zunickte und sich danach in die dunstgeschwängerte Tiefe ihrer Heimstatt zurüc kzog, um wieder ihren angestammten Platz einzunehmen.
    Die Audienz war beendet. So unbefriedigend und rätselhaft der Spruch auch war, mehr würde ihm das Orakel nicht offenbaren. Also blieb Vincent nur der Skip, der ihn mit einem flauen Gefühl in der M agengegend in die Realität entließ – sofern seine Kabine und die vertraute Umgebung der »Diana« überhaupt die Wirklichkeit waren ...
    Zweifel dieser Art waren Vincent nur zu vertraut. Er durfte nicht zulassen, dass sie Macht über ihn g ewannen. Ein Jäger , der seinen Wahrnehmungen nicht mehr trauen konnte, war verloren. Und in seinem Selbstverständnis war Vincent nach wie vor ein Jäger, auch wenn seine Auftraggeber versucht hatten, sich seiner zu entledigen. Er würde die Spur von »Mr. Echo« weiter verfolgen, wenn es sein musste, bis in die Verbotene Zone oder an das Ende der Welt ...
    »System«, kommandierte Vincent mit fester Sti mme, »Ziel-Koordinaten übernehmen und Kurs neu berechnen. Ausführung!«
    »Zu Befehl, Sir«, bestätigte die KI umgehend, und wieder konnte sich Vincent des Eindrucks nicht e rwehren, dass das Schiff genau diese Entscheidung erwartet hatte.
     
    Als sich die »Diana« zwei Standardmonate später dem Zielgebiet näherte, litt Vincent noch immer unter den Nachwirkungen seines letzten Ausflugs. Doch diesmal war sein Unbehagen nicht nur körperlicher Natur. Noch nie war ihm die Rückkehr derart schwer gefallen.
    Einzig die Nähe des Ziels und die Furcht vor dem körperlichen Zusammenbruch hatten ihn zum Return getrieben, obwohl sich alles in ihm dagegen g esträubt hatte. Dabei hatte Rahina noch nicht einmal versucht, ihn zurückzuhalten.
    »Tu, was du tun musst, Jäger«, hatte sie gesagt, und ihr Lächeln war selbstbewusst und ohne Bitte rkeit gewesen. »Eines Tages wirst du zurückkommen und für immer bleiben.«
    Natürlich konnte das eine Finesse des Programms sein, aber aus verschiedenen Gründen glaubte Vi ncent nicht daran. Niemand konnte ein Interesse daran haben, dass er oder irgendein anderer Nutzer des Moduls tatsächlich »für immer« blieb, also während des Ausflugs starb. Solche Vorfälle waren extrem selten und zogen zwangsläufig strafrechtliche Ermittlungen und Zivilklagen gegen die Herstellerfirma nach sich. In Vincents speziellem Fall lagen die Dinge zwar anders, aber davon konnten weder die Simulationssoftware noch Rahina etwas wissen.
    Und wenn doch? Die Vorstellung war zwar absurd, dennoch blieb ein Rest Unsicherheit, wie damals, als Rahina ihn das erste Mal »Jäger« genannt hatte.
    Im Moment waren solche Mutmaßungen alle rdings ebenso kontraproduktiv wie Vincents Bedauern darüber, dass es in der Realität nie eine Frau wie Rahina für ihn gegeben hatte und auch nicht geben würde.
    Alles hat seinen Preis, dachte er melancholisch, während sein Blick suchend über den Hauptmonitor glitt, in dessen Mitte ein kaum stecknadelkopfgroßer Lichtpunkt das Ziel markierte – jenen Ort, an dem ihm sein unbekannter Gegenspieler vielleicht sein Geheimnis offenbaren würde.
    »System«,

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