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Die zweite Kreuzigung

Die zweite Kreuzigung

Titel: Die zweite Kreuzigung Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Aufbau
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weil sie wusste, dass Sarah nicht die Kraft haben würde, sich durch das Gestrüpp zu kämpfen, das den Waldboden bedeckte.
    Als sie etwas vorangekommen waren, schaute sich Ilonaum, und sah, dass Sarah zu Boden gesunken war, während Ethan sie weiterschleppen wollte.
    »Warten Sie einen Moment«, sagte er zu Ilona. »Sie kann nicht weitergehen. Schauen Sie sie an. Sie ist immer noch sehr krank.«
    »Wenn sie jetzt hier schlapp macht, Ethan, dann wird sie sterben. Glauben Sie mir das aufs Wort. Sie muss es bis nach Sâncraiu schaffen. Ich habe dort einen Wagen. Darin kann sie sich ausruhen. Aber nicht hier.«
    »Weshalb diese Panik?«
    »Weil Egon Aehrenthal zurück ist. Er hat ein paar Jäger aus der Gegend aufgetrieben, die er gut bezahlt. Jetzt im Winter brauchen sie das Geld. Die meisten sind ohnehin von der Sorte, die alles für ihn tun, ob mit oder ohne Bezahlung. Einige haben abgerichtete Wölfe bei sich, die sie für die Jagd auf Bären oder Wildschweine benutzen. Sogar auf Wölfe.
    Die durchkämmen jetzt hier die Wälder. Heute Morgen haben sie angefangen, eine Gruppe von unten nach oben und die andere von oben nach unten. Wir müssen einen Weg finden, um sie zu umgehen. Wenn wir es bis zu meinem Wagen schaffen, dann hole ich Sie hier raus. Ich möchte Sie mit jemandem zusammenbringen.«
    Ethan beugte sich zu Sarah hinab.
    »Sarah, ich weiß, es ist schwer, aber Aehrenthal darf dich nicht noch einmal in die Hände bekommen. Diesmal tötet er dich. Er lässt dich von seinen Wölfen in Stücke reißen. Du musst es versuchen.«
    Er half ihr wieder auf die Beine, nun etwas weniger zart, weil er wusste, in welcher Gefahr sie schwebten. Wieder stützte er sie, versuchte aber schneller voranzukommen. Sarah schrie vor Schmerz auf. Im selben Augenblick heulteganz in der Nähe ein Wolf. Die raue Stimme eines Mannes erklang zwischen den Bäumen, und eine zweite antwortete etwas weiter rechts von ihnen. Ilona wusste, dass die Männer bewaffnet waren und die Wölfe mit ihren Zähnen jeden Knochen zermalmen konnten.
    Sie kamen auf eine kleine Lichtung. Hier lag noch völlig unberührter Schnee. Als sie auf sie hinaustraten, tauchte zwischen den Bäumen auf der anderen Seite ein Mann in Jagdkleidung auf. Ihm folgte ein zweiter mit einem Wolf an einer kurzen Kette. Als das Tier der Fremden ansichtig wurde, knurrte es drohend.
    Ethan überlegte kurz und wandte sich dann Ilona zu.
    »Sagen Sie ihnen, ich zahle ihnen zehnmal so viel wie Aehrenthal.«
    Ilona übersetzte. Dabei zog sie den Handschuh von ihrer rechten Hand und griff in die Tasche.
    Die Männer reagierten nicht. Sie waren kräftig gebaut, hatten dicke Schnurrbärte und langes Haar, das im Nacken zusammengebunden war. Sie trugen dicke Schaffellmäntel und waren mit alten Jagdgewehren bewaffnet, aus deren Läufen Viertel-Zoll-Patronen verschossen wurden.
    Der Mann mit dem Wolf ließ die Kette ein wenig locker und warf Ilona ein paar Worte hin. Sie übersetzte.
    »Er will, dass ich nach Sâncraiu zurückgehe. Wenn nicht, dann tötet er mich und euch dazu, sagt er.«
    »Dann gehen Sie«, sagte Ethan. »Sie haben Ihr Teil getan und noch viel mehr. Was hier geschieht, hat mit Ihnen nichts zu tun. Es geht nur mich an.«
    Ilona seufzte.
    »Schauen Sie sich die beiden Männer genau an«, sagte sie.
    Er begriff nicht sofort, was sie meinte, musterte aber den Kerl genauer, der ihnen am nächsten stand. Er brauchteeine Weile, um zu sehen, was sie ihm sagen wollte. Als er den zweiten ansah, entdeckte er das Gleiche. Beide hatten eine lange Narbe auf der linken Wange.
    »Das sind Pfeilkreuzler«, flüsterte sie. »Eine alte ungarische faschistische Organisation. Aehrenthal ist ihr Chef in Transsilvanien. Zu ihrem Aufnahmeritual gehört ein Säbelhieb. Daher die Narbe. Es sind seine Männer.«
    »Aber wenn die …«
    Sie schüttelte heftig den Kopf.
    »Nicht jetzt.«
    Sie wandte sich wieder den Männern zu, die ihr das Angebot gemacht hatten.
    »Sie gehören euch«, sagte sie auf Rumänisch. »Macht mit ihnen, was ihr wollt. Ihr habt jede Menge Zeit.«
    Sie ging auf sie zu, als wollte sie die Lichtung verlassen und ihren Weg nach Sâncraiu fortsetzen. Aber als sie den Mann mit dem Wolf erreicht hatte, fuhr ihre Hand aus der Tasche. Darin hatte sie eine kleine Spraydose. Sie sprühte dem Wolf etwas in die Augen und dann auch dem Mann, bevor der überhaupt reagieren konnte. Die Wirkung war überwältigend. Der Wolf heulte, von Schmerz gepeinigt, auf, der Mann brüllte und ließ die

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