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Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)

Titel: Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Schwartz
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Nachtfalken-Frau war, die vornübergebeugt über der anderen stillen Gestalt lag. Diese war in den Umhang des Nachtfalken eingewickelt, von dort kamen auch unheilvolle, leise schmatzende Geräusche.
    Ich trug Kettenhandschuhe. Zokoras Warnung gedenkend, stieß ich Varosch zur Seite, als er mit nackten Händen nach dem Umhang greifen wollte, und zog das Ungeheuer von Zokora herunter. Zuerst hielt es sich mit überraschender Kraft fest, dann jedoch floss es mir entgegen. Ich wollte es wegschleudern, aber nun begehrte es mich. Es wand sich um meinen Arm, bedeckte schneller, als ich reagieren konnte, meine Schultern; ich konnte mein Gesicht gerade noch in die Armbeuge drücken, als es mir um meinen Kopf floss und ich klebrige Wärme spürte, blutige Feuchtigkeit, als ob sich tausend kleine Nadeln in die Haut meines Gesichts bohren wollten.
    Nur gedämpft hörte ich die anderen, tausendfaches widerliches Schmatzen übertönte sie, ich spürte, wie man an mir zerrte und an diesem widerlichen Umhang riss. Zum zweiten Mal in wenigen Tagen war ich gelähmt, aber diesmal war ich nicht so hilflos, denn meine Gedanken waren noch frei, und ich hatte einen neuen Trick gelernt. Zwischen meiner Faust in diesem höllischen Gewand und meinem Kopf befahl ich Glut und Eis auf diese Kreatur, wie ich es mit dem Kettenbolzen aus Eisen getan hatte. Was dieses Ungeheuer auch war, etwas, das Eisen sprengte, sollte einer lebenden Kreatur wohl auch schaden.
    Zuerst dachte ich, es würde nichts nützen, dieses Wesen könnte nicht von solchen Dingen berührt werden, doch dann merkte ich, wie der Druck in meinem Kopf entstand, als ob mir der Schädel bald zerspringen würde. Ein hohes Kreischen erfüllte meine Welt und zwang mich auf die Knie, Sturheit allein war es, die mich Glut und Eis stärker und schneller wechseln ließ, bis das Wesen erstarrte und mich dadurch wie mit Bändern aus Stahl zu würgen, meinen Arm zu zerbrechen drohte – um dann mit einem lauten Knall in tausend eisig glühende Stücke zu zerplatzen. Für einen Moment stand ich da, sah wieder meine Gefährten, auch Zokora auf dem Boden, mit einem Arm aufgestützt, wie sie mich anstarrten … dann nichts mehr. Ich spürte es nicht einmal, als ich wie ein gefällter Baum meine Länge auf dem Boden maß.

28. Eine Frage der Wortwahl
     
    »Wie lange?«, krächzte ich, als ich erwachte. Jemand hielt mir einen Wasserschlauch an den Mund, und ich trank gierig.
    »Nicht lange, Havald«, sagte Natalyia leise. Sie hielt den Schlauch mit einer Hand und tupfte mit einem weingetränkten Lappen an anderer Stelle mein Gesicht ab. »Vielleicht zehn Minuten. Bewegt Euch nicht, es dauert nur ein bisschen, sagt Zokora. Noch ein wenig Geduld, und es ist vorbei.«
    »Zokora …?«
    »Sprecht nicht, wartet, bis Eure Kräfte wiederkehren. Zokora lebt und wird überleben. Sie ist nur leicht verletzt, obwohl dieser dämonische Mantel sich länger an ihr genährt hat als an Euch.«
    Ich bewegte mich etwas und versuchte, an Natalyias Gesicht vorbeizusehen. Zokora lag unverändert an der Stelle, doch ihr Kopf war in Varoschs Schoß gebettet, auch er tupfte ihr Gesicht ab. Die Haut sah aus wie rohes Fleisch, sogar ihre Augäpfel waren rot vor Blut.
    »Der Mantel ist wohl eine Art Parasit. Er vermag es, Blut durch die Haut zu saugen, ohne eine Wunde zu verursachen. Dabei lähmt er seine Opfer durch ein Gift. Einfach einen Moment warten, das ist Zokoras Rat«, sagte Natalyia leise.
    Also wartete ich. Ich hätte gedacht, dass in dieser Zeit irgendjemand den Kanal entlangkäme, wir waren kaum fünfzig Schritt von dem Tisch entfernt, unter dem sich blutige Stümpfe im Stein befanden, und keine vierzig Schritt von dem Verschlag, an dem das süchtig machende Brot gegen Knochenscheiben getauscht wurde.
    Dort brannten noch immer die vier Laternen, hier war es dunkel. Niemand kam und störte uns.
    Ich merkte, wie die Schwäche mich verließ, eben war sie noch da, dann war sie verflogen, als wäre nie etwas gewesen. Ich dankte Natalyia und erhob mich schwerfällig. Etwas knirschte unter meinen Füßen, ich bückte mich und hob es auf. Es war ein Stück leichte und poröse Kohle, wie ich sie noch nie gesehen hatte. Erst als ich überall diese Stücke liegen sah, erkannte ich, was ich in der Hand hielt: einen Rest jenes Ungeheuers. Die Erinnerung, wie es zerplatzt war, war mir geblieben, aber kaum mehr.
    »Was ist passiert?«, fragte ich. Meine Stimme klang rau, als hätte ich seit Jahren nicht mehr

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