Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
unerschütterlicher Pfeiler in unserer Gruppe. Ein jeder hier verlässt sich auf Euch, vertraut Euch sein Leben an. Der Nachtfalke wusste das. Hätte sie Euch besiegt, dann hätte sie uns einen unbeugsamen Willen geraubt, nämlich den Euren.«
»Du hättest um mich getrauert?«
»Es hätte mir das Herz gebrochen. Nicht nur mir, seht Euch Natalyia und Varosch an. Sie tragen es offen in ihren Augen.« Ich lachte erneut, es fiel mir leicht. »Seht Ihr, dass ist der Grund, warum unser Feind Angst haben muss vor Euch und warum ich lache.«
Sie schluckte, sah zu Natalyia hinüber, dann zu Varosch. Der trat einen Schritt vor und nahm Zokora in die Arme. Ihr Kopf senkte sich gegen seine Brust. »Ich habe es dir schon gesagt. Du bist meine Liebe«, flüsterte er. Langsam, fast unmerklich, nickte ihr Kopf auf seiner Brust. Über ihren Kopf hinweg sah Varosch mich an. Seine Lippen formten das Wort Danke .
Es gab nichts zu danken. Ich meinte jedes Wort genau so, wie ich es gesagt hatte.
Ich sah auf den Leichnam des Nachtfalken hinab. Der Bolzen hatte ihren Schädel durchschlagen und lag nicht weit von ihr, ein ganz normaler Bolzen aus dunklem Holz. Kein Silber also, ich hatte es mir nur eingebildet.
Im Tod hatten sich ihre Züge geglättet, sie war fast nicht mehr zu erkennen ohne diesen bitteren Gesichtsausdruck. Vorsichtig öffnete ich mit der Spitze eines Dolches ihr Gewand. Auf ihrem Busen ruhte an einer Kette aus schwarzem Stahl eine matt glänzende schwarze Scheibe. Hastig schlug ich das Gewand wieder über sie, es hieß, der Namenlose Gott könne durch seine heiligen Symbole sehen und hören.
Gut, dann hatte auch er meine Worte vernommen.
Ich sah mich um, suchte eine Spalte oder ein Loch und fand nichts. Also zog ich Seelenreißer, erhob ihn und stieß ihn zweimal in den Stein. Als ich ihm seinen Blutzoll zahlte, war er genügsam, ich merkte es kaum. Dann hob ich mit der Spitze zweier Dolche das Amulett des Namenlosen Gottes vom Hals seiner Dienerin und schob es in den tiefen Spalt, den Seelenreißer für mich im Stein geschaffen hatte. Ich trat zurück.
»Götter!«, entfuhr es Varosch. Er starrte auf den Spalt und erbleichte. Ich sah hinunter: Grauer Rauch stieg aus dem Schlitz im Stein auf und schien rasch an Dichte und Substanz zu gewinnen.
Mit einem Fluch sprang ich zurück von dem Spalt, ergriff Seelenreißer, aber Natalyia stürzte an mir vorbei, fuhr mit der Hand durch den Rauch und über das Gestein und schloss den Spalt. Ein leiser Schmerzensschrei entfuhr ihr, aber der Rauch wand und krümmte sich und schien mit einem Seufzer zu vergehen.
Ich eilte zu ihr und ergriff ihre Hand, die sie umklammert hielt. Dort, wo sie durch den Rauch gegriffen hatte, war ihre jugendliche Haut der Haut des hohen Alters gewichen, runzlig und mit Altersflecken. Sie sah mich mit großen Augen voller Schrecken an.
»Danke, Natalyia, du hast schnell und mutig gehandelt«, sagte ich leise.
Zokora trat an sie heran und berührte das Mal des Namenlosen mit einem Finger.
»Dies wird vergehen. Du bist jung, und deine Jugend wird das Alter vertreiben. Es wird dauern, vielleicht ein Jahr, aber vertrau mir, der Namenlose kann gegen Astarte nicht bestehen.«
Natalyia nickte, aber ihre Augen waren auf den Ort gerichtet, wo sie die Spalte verschlossen hatte.
Ich sah zur Kreuzung zurück, dort war alles wie gehabt. Ich verstand nicht, warum uns niemand entdeckte, aber es gab eine Erklärung. Ich wandte mich in die andere Richtung. Dieser Kanal war breit und hoch, viel breiter als der andere. Doch hier hatte niemand eine Hütte gebaut. Dort hinten in der Dunkelheit musste etwas sein, etwas, das Angst verbreitete oder verboten hatte, hier zu hausen.
»Wir haben Zeit verloren«, sagte ich dann. »Sie«, ich blickte auf die Leiche zu meinen Füßen herab, »kann uns keine Fragen mehr beantworten. Aber ich kenne jemanden, der es kann.« Ich sah zu der Kanalkreuzung zurück.
»Kermil«, sagte Varosch.
»Richtig. Sagt, Varosch, eine Frage quält mich. Woher wusstet Ihr, dass es nicht Zokora war? Ich weiß, dass Ihr sie kennt, aber das Licht war unsicher und, bei den Göttern, es war ihre Stimme!«
Varosch grinste, während Zokora überrascht den Kopf von seiner Brust löste und ihn fragend ansah.
»Wir sahen Euch über der anderen knien, so dachten wir. Ihr habt die Hand gehoben und uns herbeigerufen«, erklärte Natalyia. »Da erschoss Varosch sie mit seiner Armbrust.«
»Er hat sie erschossen?«, fragte Zokora und schien zum
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