Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Branntwein?«
»Deral!«, rief ich nach dem Kapitän. »Haben wir Branntwein?«
»Nur wenig, Esseri.«
»Armin soll ihn für uns holen.«
Armin öffnete eine Luke im Bug und verschwand darin, nach ein paar Minuten tauchte er wieder auf und hielt eine leicht verstaubte Steingutflasche in der Hand. Ich wies mit dem Kopf in Richtung der Dunkelelfe.
»Hier, Essera!« Er reichte Zokora die Flasche mit einer Verbeugung. Sie griff sie sich und zog mit ihren Zähnen den Korken heraus, spuckte Wachs aus und nahm einen Schluck.
»Ich dachte, er sei für die Wunde«, sagte ich.
Sie warf mir einen tadelnden Blick zu, beugte sich über den Bewusstlosen und brachte ihren Mund an die Wunde. Der Mann bäumte sich auf, Varosch sprang hinzu und drückte ihn wieder herunter. Zokora lehnte sich zurück, sah mich an und fuhr mit dem Finger über die Einschussstelle. Eine blaue Flamme loderte empor, der Mann schrie auf, und ich half Varosch, ihn festzuhalten. Der Verwundete stöhnte und schrie, trommelte mit den Händen und Füßen auf die Planken des Decks, dann stöhnte er noch einmal und wurde schlaff.
Die Flamme erlosch, Zokora hielt beide Hände neben die Wunde und drückte. Dunkles, fast schwarzes Blut quoll heraus. »Das ging jetzt besser«, sagte sie. »Gute Idee, eine andere Komponente zu versuchen. Dieser Branntwein nimmt die Magie besser auf als Pilzsud. Vor allem schmeckt er besser.«
Sie führte die Flasche erneut an die Lippen und trank diesmal wirklich.
Der Mann fing an zu schnarchen. Varosch nahm mit einer Holzzange Leinenstreifen aus dem kochenden Wasser, wartete einen Moment und fing an, den Verletzten zu verbinden. Immer wieder hielt er inne und blies auf seine Finger. Dann sah er zu mir hoch. »Es ist heiß«, sagte er.
Ich nickte, das hatte ich auch bemerkt.
»Wolltet Ihr etwas?«, fragte er.
»Schaut Euch das an«, sagte ich und zog die Mappe mit den Bildern auseinander.
Zokora warf auch einen Blick darauf. »Sie sind dir gelungen, Havald.«
»Die Zeichnungen sind nicht von mir. Die Reiter waren Kopfgeldjäger. Jemandem war es zehn goldene Kronen wert, uns töten zu lassen. Diese Bilder trugen sie bei sich.«
»Und sie wussten, wo wir waren«, sagte Varosch. Er beugte sich vor, um die Bilder genauer zu mustern, und tippte dann mit einem geröteten Finger auf Zokoras Bild. »Nur im Gasthof trug sie den Umhang auf diese Weise. Das war, als Rigurd dem Eiskoller nachgab. Der erste Tag, an dem sie ihr Gesicht zeigte.« Er lächelte. »Das war auch das erste Mal, dass ich sie sah.«
Ich erinnerte mich auch sehr gut. Er hatte recht.
»Vor allem, wie kamen diese Bilder hierher? Es braucht Monate, um die Strecke zurückzulegen, es sei denn …«
Ich nickte. Es sei denn, dass auch diese Bilder durch ein Tor gebracht wurden.
»Ich frage mich, wer der Künstler war«, sagte ich.
»Das kann ich Euch beantworten. Holgar besaß solche Mappen.«
»Es scheint, dass er als Zeichner talentierter war denn als Jäger«, sagte Zokora.
Vielleicht. Holgar hatte sich zu sehr auf seine Magie verlassen; warum auch nicht, beinahe hätte sie ja funktioniert. Aber eben nur beinahe. Im Zeichnen war er jedenfalls gut gewesen.
»Wenn wir die Originale finden, wissen wir, wer uns sucht. Denn das hier sind nur Kopien.« Varosch drückte einen Finger auf sein eigenes Bild und hielt ihn hoch. Die Tusche hatte abgefärbt. »Diese Zeichnungen sind keinen Tag alt.«
»Woran hast du das gemerkt?« Ich wäre nicht auf die Idee gekommen.
»Ich musste auch im Skriptorium arbeiten. Die Priester meinten, es beruhige die Seele, Kopien der Worte unseres Gottes zu erschaffen. Ich war nie gut darin, lernte aber schnell, wie lange man ein Pergament nicht berühren soll. Diese Tusche hier hat noch einen gewissen Glanz. Wie ich schon sagte, keinen Tag alt.«
»Dann verteilt man unsere Bilder hier«, vermutete ich. »Aber weshalb auch Leandra? Sie wurde doch schon gefangen.«
»Vielleicht hatte sie keine Lust, auf das Schiff zu gehen«, sagte Zokora und lächelte.
Wenn sie sich hatte befreien können … Ich wünschte es so sehr! Aber dann war sie nicht auf dem Schiff. Wenn sie nicht dort war, wo sollte ich sie suchen?
»Wenn sie entkommen konnte, ist sie wahrscheinlich zur Wegestation zurück, um über Euer Schicksal Aufschluss zu erhalten«, sagte Varosch.
»Ich hoffe bei den Göttern, dass unsere Freunde diesen Sklavenhändlern entkamen. Aber dass wir wie Blinde aneinander vorbeireisen, ist ärgerlich. Vor allem, weil wir nicht einfach
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