Die Zweite Legion: Das Geheimnis von Askir 2 (German Edition)
Eurem Volk die größten Probleme habe.«
»Das mag sein. Aber ich glaube, das Wort hat in unserer Sprache andere Bedeutungen. Varosch ist mein Sklave.«
»Das ist er nicht!«, rief Janos empört.
»Lass sie aussprechen«, meinte Varosch ruhig. Er schleppte etwas heran und ließ es fallen. Es klang wie Holz.
»Er dient mir, kämpft an meiner Seite, teilt mein Lager und mein Essen. Wäre ich nicht schon schwanger, könnte er der Vater meiner Kinder werden. Ich vertraue ihm, und er vertraut mir. Dennoch nenne ich ihn Sklave, weil ich kein anderes Wort dafür kenne. Es gibt aber auch Sklaven in dem Sinne, wie ihr das Wort verwendet. Nur die fähigsten unter ihnen erreichen jemals einen Status wie den, den ich Varosch zugestehe. Die meisten von ihnen sind nicht besser als Vieh und werden auch so gesehen.«
»Das ist … gegen den Willen der Götter«, sagte Leandra.
»Ist es das? Thalak hat mehr Sklaven, als es Dunkelelfen gibt. Wo ist die Strafe der Götter für ihn?«
»Aber Sklaverei …«
»Leandra. Unsere Sklaven sind Sklaven, weil sie nicht für sich selbst denken können. Irgendetwas in unseren Höhlen tötet ihre Intelligenz nach der zweiten oder dritten Generation.«
»Dann müsst ihr sie lehren«, sagte Leandra.
»Das geht nicht. Wir haben es versucht. Meinst du nicht, sie wären nützlicher, wären sie wie die Menschen an der Oberfläche? Vielleicht wirst du mein Reich irgendwann einmal sehen, dann wirst du verstehen.« Sie holte Luft. »Meine Göttin lehrt Fleiß, Disziplin, Loyalität und Stärke. Sie lehrt, gute Dienste zu belohnen und schlechte zu bestrafen. Sie lehrt Strafe, in euren Augen fürchterliche Strafe, aber auch Vergebung und Heilung. Und ihr werdet sie nicht verstehen, bis ihr nicht in der Dunkelheit gelebt habt.« Sie trank einen Schluck. »Aber ich lerne und verstehe allmählich etwas von euch. Seit Jahrhunderten bereise ich die Oberfläche. Aber oft sah ich nur von außen zu und versuchte zu verstehen, was ich sah. Ich hätte es mir sparen können. Denn ich begann euch erst zu begreifen, nachdem ich euch getroffen und Rigurd mir Dinge verständlich gemacht hatte. Und vielleicht hat Havald recht mit seinen Hunden.«
Ich hörte, wie sie sich erhob und davonging.
»Haben wir sie beleidigt?«, fragte Janos leise.
»Ich glaube nicht«, sagte Leandra. »Dann hätte sie ihr Schwert in der Hand.«
»Es ist gar nicht so schwer, sie zu verstehen«, sagte Varosch. »Ihr müsst nur …«
»Varosch!«, rief Zokora. »Ich spreche für mich. Sprich du nur für dich.«
»Sie hat wirklich gute Ohren«, sagte Janos.
»Dann kann sie hören, was ich für mich sage. Sie ist eine bewundernswerte Frau.« Mit diesen Worten erhob sich Varosch und folgte Zokora.
Sieglinde kam zurück, ich hörte das Klatschen von nassen Wassersäcken.
»Ich habe Wasser gefunden«, sagte sie und setzte sich neben Janos.
»Gut«, sagte ich. »Wir haben unseren Wasserverbrauch deutlich unterschätzt. Ich habe heute mehr getrunken als sonst in drei Tagen.«
»Wir müssen lernen, sparsamer zu sein«, sagte Leandra.
An jenem Abend aßen wir uns noch einmal satt. Sieglinde briet die letzten Stücke Bärenfleisch, und wir legten uns zur Ruhe.
Der nächste Morgen begann damit, dass irgendein Insekt in Leandras Stiefel gekrochen war und sie stach, als sie mit dem Fuß hineinschlüpfte. Das Insekt war winzig klein, wie Poppet es mir beschrieb, es war rötlich und durchsichtig, hatte acht Beine und einen beweglichen Schwanz mit einem Stachel und Scheren wie ein Krebs. Leandras Fuß schwoll innerhalb weniger Minuten auf die Größe eines Wolfskopfes an. Zokora schnitt die Stichwunde auf und drückte und saugte das böse Blut heraus. Dennoch konnte sie nicht verhindern, dass Leandra in einen fiebrigen Traum fiel. Den ganzen Tag bangte ich um sie. Sie sprach in ihrem Fiebertraum, nannte mich Roderic, aber auch Havald, und weinte wie ein kleines Kind.
»Ich bin nicht ehrlos!«, rief sie einmal voller Zorn. »Es stimmt nicht, was er sagt! Er war es, der unehrenhaft handelte!«
Aber meistens verstand ich ihre gemurmelten Sätze nicht, ich wusste nur, dass sie litt. Erst am Abend fand ich Leandra wieder bei Bewusstsein, geschwächt von ihrem Kampf, aber am Leben. Dennoch verloren wir einen weiteren Tag, bis sie wieder genug bei Kräften war, um die Wanderung fortzusetzen, etwas, das ihr selbst am meisten zu schaffen machte.
»Wenn Ihr zusammenbrecht, dann wird es uns noch mehr behindern«, sagte Sieglinde, als sie ihr eine
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