Die zweite Nacht
während ich mich fragte, worüber zum Teufel die beiden sich so amüsierten.
»Hm«, brummte jemand neben mir.
Ich zuckte zusammen und sah nach rechts. Don war unbemerkt neben mir aus dem Boden gewachsen und folgte meinem Blick zu Daniel und Frederik. »Fragst du dich, worüber sie reden?«
Stumm nickte ich. Als ich nun noch begann, darüber nachzudenken, was Don wohl schon wieder von mir wollte, schwoll der Schmerz in meinem Kopf an. Ich musste kein Genie sein, um zu erkennen, dass der Tag mich vollkommen geschafft hatte – woran Frederik nicht ganz unschuldig war, so oft, wie er heute über mich hergefallen war. Langsam fragte ich mich, ob genau das seine Absicht gewesen war.
Daniels Lachen klang zu uns hinüber und ich drehte mich zu Don, musterte sein attraktives Gesicht. Vielleicht wäre er doch die bessere Wahl gewesen – er schien zumindest unkomplizierter als Frederik zu sein. Allerdings löste er nicht dieses verfluchte Prickeln in mir aus, das ich permanent in der Gegenwart meines Nachbarn verspürte.
»Ich habe eine Frage«, sagte Don ruhig und hielt meinem finsteren Blick stand, ohne mit der Wimper zu zucken. »Ich kaufe euch zwar kein Wort der netten Kennenlern-Geschichte ab, aber darum geht es mir gar nicht. Wie hat Frederik dich herum bekommen?«
Gelassen zählte ich lautlos bis drei, bevor ich mich räusperte und fragte: »Herum bekommen?« Ich bildete mir ein, dass meine Stimme einen warnenden Unterton unterhielt, aber das interessierte Don nicht.
»Ja, herum bekommen. Du weißt genau, was ich meine. Das hat auch nichts mit meinem leicht angekratzten Ego zu tun, dass ich das sage, aber leicht zugänglich bist du nicht gerade.«
Gegen meinen Willen musste ich bei seinen Worten grinsen und sah wieder zu Frederik. Don hatte ja so recht. Warum akzeptierte das jeder, nur mein Liebhaber nicht?
»Ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung«, sagte ich gedehnt und strich meine Haare nach hinten. »Mein bester Tipp ist, dass Frederik auf beiden Ohren taub ist, sobald ich die Wörter ›Nicht‹ oder ›Nein‹ benutze.«
Bevor ich das weiter ausführen konnte, versteifte Don sich neben mir. Er beugte sich näher zu mir, sah mir direkt in die Augen und fragte: »Ich hoffe, du meinst damit nicht, dass er dich zu irgendwelchen Sachen zwingt?«
Ein wenig gerührt durch Dons Besorgnis winkte ich sofort ab. »Um Himmels Willen! Auf keinen Fall! Ich habe das etwas unglücklich formuliert. Was ich meinte sind Situationen, wenn er mich beispielsweise fragt, ob ich Essen gehen will. Ich sage nein und wie auch immer das funktioniert, aber eine halbe Stunde später sitze ich in einem Restaurant. Oder ob ich Fernsehen gucken will – gleiches Spiel, ich verneine und sitze prompt auf meiner Couch und gucke irgendetwas, was ich eigentlich gar nicht sehen will.« Genervt verzog ich das Gesicht.
Don sprach die Frage laut aus, die mir im gleichen Moment durch den Kopf ging. »Wie zum Teufel bringt er das fertig?«
Ich zuckte mit den Schultern. »Ich habe nicht die geringste Ahnung und es nervt tierisch.«
Wieder machte Don »Hm«, bevor er sich mit der Hand nachdenklich im Nacken kratzte. »Aber warum hast du ihn noch nicht zurechtgewiesen, verprügelt oder rausgeworfen?«
Vermutlich, weil ich ein schwaches Frauenzimmer war, das einem gut aussehenden Mann verfallen war – die älteste Geschichte der Welt.
»Glaub mir, wenn ich das wüsste, dann würde ich etwas unternehmen. So befürchte ich, dass der Sex einfach zu gut ist.«
Don legte eine Hand auf meine Schulter. »Helen, du machst mich fertig.« Er schüttelte den Kopf und ging dann davon. Dabei wirkte er, als würde er angestrengt darüber nachgrübeln, was ich gerade gesagt hatte. Er war schon in der Küche verschwunden, bevor ich überhaupt auf die Idee kam, dass ich ihn hätte fragen können, warum ihn das überhaupt interessierte.
Stattdessen lenkte ich meine Aufmerksamkeit wieder auf meinen Bruder und meinen Liebhaber. Wow, die Erkenntnis, dass sich niemals zuvor einer meiner Männer und mein kleiner Bruder im gleichen Raum befunden hatten, überrollte mich. Warum war Frederik nur so anders?
In diesem Moment trafen Frederiks Augen meine und ich lächelte. Er zog kurz die Mundwinkel hoch, doch wirklich als Lächeln ging dieser Gesichtsausdruck nicht durch. Stattdessen warf er mir einen seltsamen Blick zu, den ich nicht deuten konnte, bevor er sich wieder meinem Bruder zuwandte.
»Da bist du ja!« Leicht atemlos blieb Mo neben mir stehen. »Ist
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